Gedenken: 50 Jahre Prager Frühling reißt alte Wunden auf

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Vor 50 Jahren schlug der Warschauer Pakt mit einer halben Million Soldaten den "Prager Frühling" nieder. Und das Gedenken reißt alte Wunden auf. Präsident Zeman lehnt ab, eine Rede zu halten.

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Vor 50 Jahren schlug der Warschauer Pakt mit einer halben Million Soldaten den "Prager Frühling" nieder, die Tschechen gedenken der 130 Opfer. Und das Gedenken reißt alte Wunden auf. 

Der Einmarsch beendete die Versuche des Reformkommunisten Alexander Dubcek, in der damaligen CSSR einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" zu schaffen. Reinhard Otto war vor Ort, 16 jährig, ein Schüler aus der DDR. Er fotografierte, er sprach mit den russischen Soldaten. Die Filme schmuggelte er nach Hause - in der Unterhose. Er hat ein Buch daraus gemacht; was er erlebte, lässt ihn nicht los:

Reinhard Otto, Augenzeuge: 

"Wir haben mit den Soldaten gesprochen, ob sie sie wüssten, was sie da tun oder wo sie sind, aber das wussten sie nicht. Diese jungen Leute wussten es einfach nicht, sie dachten, das sei eine Art militärische Übung. Sie kannten die Wahrheit nicht, sie wussten nicht, was sie tun. Sie waren von dem wahren Absichten völlig überrascht."

Die Feierlichkeiten reißen alte Wunden auf. Ministerpräsident Babis wurde dafür ausgespfiffen, dass er sich von den Altkommunisten tolerieren lässt, die eine ganz andere Sicht auf den Prager Frühling haben. Dafür schweigt der eigene Präsident, Milos Zeman lehnte es ab, eine Rede zu halten. 1968 in der Opposition, gilt der Sozialist heute als pro-russisch, er forderte die Aufhebung der Sanktionen, die gegen Russland wegen der Ukraine verhängt wurden. Die Forderung an Zeman als Präsident aller Tschechen lautet, er solle der Ereignisse in Würde gedenken.

Daniel Bozsik, euronews Korrespondent, ordnet ein: 

"Vor 50 Jahre rollten sowjetische Panzer hier auf den Wenzelsplatz und stoppten die Reformen, aber der Einfluss Moskaus steht heute wieder auf der politischen Agenda. Präsident Zeman lehnte es ab, eine Rede zum Jahrestag der Besetzung zu halten, das tschechische Fernsehen übertrug anstelle dessen die Rede des slowakischen Präsidenten."

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