Nachgefragt: Warum so viele Covid-19-Tote in Alten- und Pflegeheimen?

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Von Guillaume Petit mit AFP
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Weit über 3.000 Menschen sind in französischen Alten- und Pflegeheimen am #Coronavirus gestorben. Euronews hat Verantwortliche dazu befragt.

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Wochenlang haben die französischen Behörden bei den Coronavirus-Todesfällen nur die Menschen angegeben, die in Krankenhäusern gestorben waren. Erst Anfang April wurde auch die Zahl der Toten in Alten- und Pflegeheimen genannt. Weit über 3.000 Menschen sind dort verstorben.

Auch mindestens eine Altenpflegerin gestorben

Inzwischen ist auch mindestens eine Altenpflegerin - eine 48-jährige Mutter von drei Kindern - an Covid-19 gestorben. Das Pflegepersonal klagt seit langem über unzureichende Schutzkleidung.

In einem Pflegeheim in der südfranzösischen Region PACA - in der Provence - haben 30 Bewohner das Virus nicht überlebt. euronews hat mit dem Verantwortlichen dieses Pflegeheims gesprochen.

Das Virus hatte sich seit Tagen verdeckt ausgebreitet.
Antoine Ruplinger
KORIAN-Altenheime

Antoine Ruplinger, der Regionaldirektor KORIAN-Altenheime, sagt: "Wir wissen noch nicht genau, was passiert ist, aber sicher ist, dass sich das Virus seit Tagen und Wochen verdeckt ausgebreitet hat. Dann gab es plötzlich eine Art "Explosion" der Fälle."

Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Veran will jetzt massiv in Altenheimen testen. Generell wurden nur schwer erkrankte Menschen getestet. Wer nur milde Symptome hatte, sollte zu Hause bleiben, den Hausarzt anrufen - und abwarten. Nur wer akute Atembeschwerden hat, soll den Notruf alarmieren.

Jetzt sagt der Gesundheitsminister: "Ziel ist es, alle Bewohner und das gesamte Personal zu testen, sobald es einen bestätigten Fall in einem Pflegeheim gibt."

Neben dem Elsass sind auch in der Region Haute-Savoie in den Alpen Coronavirus-Infektionsherde in Alten- und Pflegeheimen aufgedeckt worden - meist aber erst, als schon viele Bewohner gestorben waren.

Wir hatten auch Masken - zumindest am Anfang.
Eric Lacoudre
Regionaldirektor von Odelia

Eric Lacoudre, der Regionaldirektor von Odelia - einem Unternehmen, das Alten- und Pflegeheime verwaltet - sagt zu dem Fall in Haute-Savoie:  "Ab dem 2. März durften die Familien die Bewohner nicht mehr besuchen, lange bevor die Regierung die Abriegelung ankündigt hat, am 10. März haben wir alles abgesperrt und wir hatten zumindest am Anfang Masken."

Weil in der Schweiz die Löhne viel höher sind, ist es schwer, im Grenzgebiet Pflegekräfte zu finden.

Eric Lacoudre erklärt: "Als das Virus sich ausgebreitet hat und einige Mitarbeiter sich angesteckt hatten, wurde es immer komplizierter. Wir haben in den sozialen Medien um Hilfe gebeten, und zum Glück haben wir Helfer gefunden."

Inzwischen arbeiten auch Studenten, deren Unis geschlossen sind, in Alten- und Pflegeheimen.

Journalist • Kirsten Ripper

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