Risiko Sommerurlaub: "Es droht eine zweite Infektionswelle"

Bacino Grande in Porto Cesareo, Apulien, AFP PHOTO / BACINO GRANDE / FABRIZIO MARZANO
Bacino Grande in Porto Cesareo, Apulien, AFP PHOTO / BACINO GRANDE / FABRIZIO MARZANO Copyright HANDOUT/AFP or licensors
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Von Andrea Büring mit dpa
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Der Chef des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery warnt die europäischen Regierungen vor der zu frühen Öffnung der Grenzen aus rein ökonomischen Interessen.

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Sommerurlaub am Mittelmeer? Weniges erscheint verlockender nach einer mehrwöchigen Ausgangs- und Kontaktsperre. Doch der Chef des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnt in den Zeitungen der Funke Mediengruppe eindringlich vor den Folgen:

Ich würde der Regierung raten, die Grenzen geschlossen zu halten - und zwar in beiden Richtungen. Aus gesundheitlichen Gründen wäre es das Beste, die Menschen blieben an ihrem Wohnort.

Am Montag hatte sich Bundesaußenminister Heiko Maas erstmals mit seinen Amtskollegen aus zehn europäischen Reiseländern beraten, um den Menschen einen Sommerurlaub am Strand zu ermöglichen. Es ging um Grenzöffnungen und das Ende der Quarantäneregeln. In der kommenden Woche gehen die Gespräche in die nächste Runde.

"Wer öffnet weiter, wer öffnet schneller?"

Montgomery warnte vor einem gefährlichen Wettlauf. Durch den Reiseverkehr werde das Risiko einer zweiten Infektionswelle steigen. Diese werde härter als die erste, weil man nicht mehr so vorsichtig sein werde.

Die neuen Lockerungen zwischen den europäischen Ländern bereiten mir große Sorge, weil wir wieder einen Überbietungswettbewerb bekommen werden: Wer öffnet weiter, wer öffnet schneller?

Die Grenzöffnungen seien verfrüht. Riskant sei die neue Reisefreiheit durch die zu erwartende Zunahme von internationalen Urlaubern in Deutschland, denn dadurch steige die Infektionsgefahr.

Die Regierung handelt hier ausschließlich aus ökonomischen Gründen - und unterschätzt dabei die gesundheitlichen Risiken. Wir können noch nicht zurück zur Normalität.

Stichtag 15. Juni

Die deutsche Regierung plant, die weltweit geltende Reisewarnung für deutsche Touristen zunächst nur für die Europäische Union aufzuheben. Die Warnung soll dann durch einzelne Reisehinweise für die jedes Land ersetzt werden. Darin soll dann auf die Risiken in den unterschiedlichen Urlaubsgebieten aufmerksam gemacht werden. 

Zunächst einmal müssen aber die Grenzen geöffnet werden. Für seine Nachbarländer will Deutschland das bis zum 15. Juni umsetzen - nur bei Tschechien und Polen ist unklar, wann es zu einer Einigung kommen kann. Zudem muss die in vielen Ländern noch geltende zweiwöchige Quarantänepflicht für einreisende Ausländer aufgehoben werden, Vorbedingungen für die Aufhebung der Reisewarnung.

Tourismusbranche in den Startlöchern

Reiseveranstalter wie Tui, DER Touristik oder FTI haben entsprechende Hygiene- und Schutzmaßnahmen entwickelt. Man habe sich mit den Regierungen der Urlaubsländer abgesprochen.

Mit generellen Preiserhöhungen in der Krise rechnen Branchenexperten nicht. 

Tourismusexperte Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven erklärte:

Zwar haben beispielsweise Hotels, Restaurants oder Campingplätze durch Hygienevorschriften und geringere Auslastung höhere Kosten, doch der Konkurrenzdruck ist hoch. Vielen steht das Wasser bis zum Hals.
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