337 mal lebenslänglich: Urteile nach Putsch in der Türkei

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2016 scheiterte ein Militärputsch in der Türkei - nun fielen gegen Hunderte Angeklagte die Urteile.

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Mehr als vier Jahre nach dem Putschversuch in der Türkei sind Urteile gegen Hunderte Beteiligte gefallen. Insgesamt wurden 337 Menschen zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt. 60 weitere müssen Freiheitsstrafen zwischen 6 und knapp 17 Jahren absitzen. Unter den Verurteilten sind hochrangige Militärs, Piloten und Zivilisten.

Busra Taskiran ist mit einem Piloten, Yunus Kilicaslan. Sie kritisiert:

Sie bekommen lebenslange Freiheitsstrafen, obwohl sie nicht am Putschversuch oder an einer Tat in der betreffenden Nacht beteiligt waren. Sie hatten sich sogar nach Mitternacht eingeschlossen, um die Putschisten nicht unterstützen zu müssen. Einige von ihnen wollten flüchten, obwohl sie mit einer Waffe bedroht wurden. Sie sind bereits seit viereinhalb Jahren im Gefängnis. Einige von ihnen wurden am Anfang gequält, aber sie haben nicht nachgegeben.

Höchststrafen erhielten zum Beispiel Piloten, die das Parlament angegriffen haben sollen. Auch vier Männer, die dem Gericht nach ein Attentat auf den Präsidenten geplant hatten, wurden zu 79-facher lebenslanger Haft verurteilt.

Der Putsch und die Säuberungswelle des Staates

Am Abend des 15. Juli 2016 hatten Teile des Militärs gegen die Regierung Recep Tayyip Erdogans geputscht. In Istanbul und der Hauptstadt Ankara gab es Gefechte zwischen Putschisten und staatstreuen Sicherheitskräften. Die Putschisten setzten Panzer und Kampfjets ein und feuerten unter anderem auf Zivilisten, die sich ihnen entgegenstellten und damit einem Aufruf Erdogans folgten. Mehr als 250 Menschen wurden getötet und 2000 weitere verletzt. Der Aufstand wurde schließlich niedergeschlagen.

Drahtzieher ist Erdogans Regierung zufolge der in den USA lebende Prediger Fethullah Gülen. Dieser weist das zurück.

Seit dem Putsch erfolgte in der Türkei eine beispiellose Welle von Entlassungen und Verhaftungen von Mitgliedern der Gülen-Bewegung. Knapp 300.000 waren zeitweise betroffen.

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