Polizeichef sagt im Fall Floyd gegen Polizisten aus: "Er hätte aufhören müssen"

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Von Julika Herzog mit dpa, AP, AFP
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Im Prozess gegen den ehemaligen US-Polizisten Derek Chauvin wegen des Todes von George Floyd hat der Polizeichef von Minneapolis das brutale Vorgehen gegen den 46-jährigen Afroamerikaner Floyd verurteilt.

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Im Prozess gegen den ehemaligen US-Polizisten Derek Chauvin wegen des Todes von George Floyd hat der Polizeichef von Minneapolis das brutale Vorgehen gegen den 46-Jährigen verurteilt.

Am sechsten Tag des Prozesses sagte Medaria Arradondo im Zeugenstand, dass Chauvin Richtlinien zum Einsatz von Gewalt nicht nur verletzt habe, sondern es auch versäumt hat, Vorschriften zur Deeskalation und Hilfeleistung zu befolgen.

Es ist höchst ungewöhnlich, dass ein Polizeichef gegen einen seiner eigenen Beamten aussagt.

"In keiner Weise entspricht es den Richtlinien, der Ausbildung oder der Ethik und Werten der Polizei, solch eine Gewalt gegenüber einer Person anzuwenden, die mit Handschellen gefesselt auf dem Boden liegt. Es hätte aufhören müssen, als Herr Floyd aufhörte, sich zu wehren, und ganz gewiss als er in Not war und versucht hat, das zum Ausdruck zu bringen", so Arradondo.

Chauvin hatte Floyd fast 9 Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl dieser klagte, er bekomme keine Luft. Der Notarzt, der George Floyd für tot erklärte, nachdem er versucht hatte, ihn wiederzubeleben, hat vor Gericht erklärt Floyd sei erstickt, Todesursache Asphyxie.

Die Verteidigung argumentiert, der angeklagte Polizist habe nur getan, wozu er ausgebildet wurde und Floyd wäre wegen gesundheitlicher Probleme und Drogenabhängigkeit gestorben.

Chauvin ist des Mordes zweiten oder dritten Grades ohne Vorsatz angeklagt, was nach deutschem Recht eher Totschlag entspräche. Im Bundesstaat Minnesota stehen darauf bis zu 40 Jahre Haft. Er plädiert auf nicht schuldig.

Festnahme ums Leben gekommen. Nach dem Tod von George Floyd bei seiner brutalen Festnahme am 25. Mai 2020 kam es monatelang zu Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus - und das mitten in der Corona-Pandemie. Videos haben das Vorgehen der Beamten gegen den unbewaffneten Mann dokumentiert.

Arradondo hatte die vier am Einsatz beteiligten Polizisten entlassen.Seit einer Woche läuft in Minneapolis das Hauptverfahren gegen den weißen Ex-Polizisten Chauvin, der sein Knie gut acht Minuten lang auf Floyds Hals presste, obwohl dieser flehte, ihn atmen zu lassen.

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