Scherbenhaufen einer Super League

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Copyright Matt Dunham/The Associated Press
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Von Luis Nicolas Jachmann
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Die Hälfte der Gründungsvereine des milliardenschweren Liga-Projekts ist ausgestiegen. Die Macher der Super League kündigen "Veränderungen" am Format an.

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Am Dienstagabend musste der FC Chelsea in der Premier League zum Nachholspiel antreten. Doch diese 90 Minuten Fußball wurden in London zur Nebensache: Hunderte Anhänger des Klubs gingen auf die Straße. Auf Plakaten stand "Cancel Super League". Die Vereinsbosse des FC Chelsea scheinen die Rufe von der Straße vernommen zu haben. Noch am Abend verkündeten alle sechs englischen Spitzenklubs aus dem Projekt Super League auszusteigen.

Trainer Tuchel vor dem Spiel

Das Projekt steht vor dem Aus, nachdem sich die Hälfte der Gründungsvereine sich zurückgezogen hat und auch der spanische Verein Atletico Madrid einen Rückzug erwogen hat. Die Macher hinter dem Mlliardenprojekt, alimentiert von einer US-Großbank, reagierten am Mittwochvormittag auf den Knall. Die Liga wolle das "Projekt umgestalten".

Die Super League als Krönung eines gewinnorientierten Profifußballs

Seit der Verkündung der Super League in der Nacht zum Montag werden Schuldige für eine Entwicklung im Profifußball gesucht, die der Gewinnmaximierung alles andere unterordnet. Manchester-City-Trainer Guardiola sieht für diese Entwicklung eine Mitschuld bei der UEFA: "Wie oft haben wir gesagt, dass wir uns mit allen Ligen an einen Tisch setzen müssen - auch mit der Fifa gemeinsam, um den Fußballkalender besser zu organisieren? Wie lange schon? Seit Jahrhunderten! Natürlich wird alles schlimmer, aber wen kümmerts? Es geht um viel Geld!"

Ein Verfechter der neuen Super League, Insider sprechen von einem Strippenzieher, war von Beginn an der Präsident von Real Madrid. Florentino Perez sollte auch Präsident des neuen Wettbewerbs werden. Noch am Dienstag zeigte er sich optimistisch, dass alle Vereine an Bord bleiben würden.

Harsche Kritik auch vom DFB

Gründungsvereine der Super League auf Einnahmen angewiesen

Seine Aussage, der spanische Fußball sei am Ende, löste starke Kritik aus. "Perez hat von der aktuellen Lage des spanischen Fußballs keine Ahnung. Der spanische Fußball ist stark genug die Krise zu überstehen. Natürlich läuft alles gerade nicht optimal, aber wir bekommen das hin. Der Fußball ist nicht tot, wie Florentino Perez behauptet", sagte der spanische Verbandspräsident.

Und weiter: "Er denkt doch seit langer Zeit an das Projekt. Jetzt sollte die Covid-Situation dafür herhalten, das Projekt zu begründen. Aber was er sagt, ist falsch". Und ein anderer Verbandspräsident vermutet noch eine andere Absicht hinter der Super League: "Warum wurde den Spielern so viel gezahlt? 50, 60, 100 Millionen Euro? Und jetzt dieses Projekt? Die Vereine stecken sich das Geld in die eigene Tasche. Sie machen es nicht für den Fußball, sie machen es, um ihre Schulden zu begleichen", kritisierte Verbandschef Savicevic aus Montenegro.

Die heftigen Proteste - von Fans, Spielern, Verbänden bis hin zur europäischen Politik haben ihren Beitrag dazu geleistet, dass das Projekt Super League wenige Tage nach Verkündung schon bald wieder Geschichte sein dürfte.

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