Vor zwölf Jahren starben alle 228 Insassen einer Air-France-Maschine bei einem Flugzeugabsturz. War es fahrlässige Tötung?
Rund zwölf Jahre nach dem Absturz einer Air-France-Maschine mit 228 Toten sollen der Flugzeugbauer Airbus und die Fluggesellschaft Air France auf die Anklagebank. Das Pariser Berufungsgericht ordnete am Mittwoch einen Prozess wegen fahrlässiger Tötung an. Dieser Entscheidung waren jahrelange Rechtsstreitigkeiten vorausgegangen. Ermittlungsrichter hatten den Fall 2019 abgewiesen. Die Staatsanwaltschaft war gegen diese Entscheidung in Berufung gegangen.
Danièle Lamy hat ihren Sohn bei dem Flugzeugabsturz verloren. Sie sagt: "Bei der Gedenkfeier am 1. Juni werden wir endlich sagen können, wir haben alles getan, um die Opfer z u ehren."
Die Air-France-Maschine war am 1. Juni 2009 auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris von den Radarschirmen verschwunden. Der Airbus stürzte in den Atlantik. Erst im Mai 2011 wurden die letzten Leichen und der Flugdatenschreiber aus etwa 4000 Metern Tiefe geborgen.
Unter den Toten waren 28 Deutsche, 6 Schweizer und ein Österreicher.
Ein Ermittlungsbericht sagt aus, die Geschwindigkeitsmesser seien vereist, die Piloten mit der Situation überfordert gewesen.
Ein Prozess soll nun entscheiden, ob der Tatbestand der fahrlässigen Tötung gegeben ist.
Ophélie Toulliou, die Schwester eines der französischen Opfer erklärt: "Wir sind sehr froh über diese Entscheidung der Justiz. Dass es noch Menschen gibt, die den Dingen auf den Grund gehen."
Die Untersuchungsrichter waren 2019 der Ansicht, dass der Unfall auf eine Kombination von Elementen zurückzuführen war, die noch nie vorgekommen sei. Die Untersuchungen hätten nicht zur Feststellung eines schuldhaften Versagens von Airbus oder Air France geführt - sie stellten damals das Verfahren ein. Die Staatsanwaltschaft war dagegen vorgegangen. Die Entscheidung des Pariser Berufungsgerichts bedeutet noch nicht definitiv, dass es auch zu einem Prozess kommt - die Betroffenen können sie nämlich vor Gericht anfechten
Airbus und Air France weisen eine Verantwortung für den Absturz zurück.