Atomkraftwerke & Flughäfen: Ist Laser die neue Wunderwaffe gegen Gewitter?

Gewitter am Hauptbahnhof Cottbus, 11.06.2019
Gewitter am Hauptbahnhof Cottbus, 11.06.2019 Copyright Denny Müller via Unsplash
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Von Euronews mit dpa
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Heranziehende Gewitter unschädlich machen, bevor sie überhaupt eine Gefahr darstellen, etwa für Flughäfen. Ein neuer Super-Laser will genau das schaffen.

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Gewitter und Blitze sind Naturgewalten, die viele Menschen fürchten oder zumindest aber beeindrucken. Allein in den USA entstehen jährlich Schäden in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar durch Blitzeinschläge an Hochspannungsleitungen, Wolkenkratzern und in Wäldern. Sie legen auch Flughäfen lahm und sorgen für großflächige Stromausfälle. Schätzungen gehen davon aus, das zwischen 6.000 und 24.000 Menschen pro Jahr durch Blitzschlag sterben.

Auf Kirchtürmen und Häuserdächern sorgen Blitzableiter für die nötige Sicherheit, eine Technik, die schon mehr als 300 Jahre alt ist und von Benjamin Franklin entwickelt wurde. Allerdings ist ihr Einsatz an Flughäfen und großen Kraftwerken nur begrenzt möglich. 

Laserstrahlen gegen Blitze: Eine Zukunftsvision?

Die Idee, einschlagende Blitze kontrollieren zu können, schien lange unmöglich. Ein EU-Projekt, das den Namen "Laser Lightning Rod" trägt, scheint diese Vision näher zu bringen. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, Blitzen mit Laserstrahlen zu entgegnen.

Ein in Deutschland entwickelter Super-Laser soll die Blitze zwingen, diesen Kanal als Weg der Entladung zu nehmen. Die Idee dahinter stammt vom Physiker Professor Jean-Pierre Wolf aus Genf, Experte auf dem Gebiet der nicht linearen Optik. Mit seiner Forschung will er herausfinden, wie man Laser nutzen kann, um das Wetter zu beeinflussen.

Blitze provozieren: Erster Super-Laser wird auf Schweizer Berg getestet

Ein Laserstrahl, der in den Himmel ragt, agiert wie ein Kanal, den die Blitze nehmen müssen. Er funktioniert auf mehrere Arten. Zieht ein Gewitter auf, sorgt der Laser dafür, dass innerhalb der Wolke Blitze ausgelöst werden, die so gar nicht erst den Boden erreichen können. Zudem "kitzelt" der Laser die Blitze quasi aus den Wolken - er entlädt sie bis keine Entladungen mehr nötig sind. 

Er kann die Blitze aber auch einfach zu einem herkömmlichen Blitzableiter auf dem Boden leiten. "Die Filamente lösen Entladungen aus und die Blitze folgen dem Weg des Kanals. Wir können die Blitze also sowohl provozieren als auch ihre Richtung bestimmen", erklärt Prof. Wolf gegenüber dem in Stuttgart ansässigen Unternehmen Trumpf, das die speziellen zwei Millionen Euro teuren Super-Laser entwickelt hat.

In dieser Woche wird der erste Super-Laser auf dem 2501-Meter hohen Berg Säntis in der Ostschweiz in die Testphase gehen. Denn dort schlagen im Jahr rund 400 Blitze ein. Mit dem ersten Laserflash rechnet Wolf Anfang Juni, je nach Wetterbedingungen. Eigentlich sollten die Tests schon im vergangenen Jahr beginnen, mussten aber pandemiebedingt verschoben werden. In fünf bis zehn Jahren könnten die Laser dann an Flughäfen oder Raketenstartrampen zum Einsatz kommen.

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