UN-Sicherheitsrat verurteilt Türkei

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Der Türkei wird vom höchsten Gremium der internationalen Staatengemeinschaft untersagt, Zyperns "Geisterstadt" Varosha unilateral neu zu besiedeln.

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Der UN-Sicherheitsrat hat die Türkei für ihr Vorgehen in Zypern verurteilt.

Der Türkei wird untersagt, die seit Ende des Zypernkrieges leer stehende Stadt Varosha neu zu besiedeln. Zypern ist seit 1974 geteilt - damals flohen die griechischen Bewohner Varoshas vor türkischen Truppen.

Der offizielle Vertreter Zyperns bei den Vereinten Nationen, Andreas Hadjichrysanthou:

"Alle bisher unternommenen Aktionen, den Status von Varosha entgegen der sehr klaren Anordnungen dieser Sicherheitsratsresolutionen zu ändern, müssen ohne Verzögerung rückgängig gemacht werden. Es kann gar nicht genug betont werden, wie problematisch die Entwicklungen in Varosha sind für den Frieden auf Zypern."

Erdogan will Fakten schaffen für Zweistaatenlösung

Der türkische Präsident Erdogan hat Bemühungen um eine Wiedervereinigung der Insel unlängst als illusorisch abgetan und will nun offenbar Fakten für eine Zweistaatenlösung schaffen. Man habe 50 Jahre lang vergeblich verhandelt, es mache keinen Sinn, weitere 50 Jahre zu verhandeln, hatte Erdogan gesagt.

Beobachtungsdrohnen hatten entdeckt, dass In Teilen Varoshas bereits Staßenbauarbeiten begonnen haben. Man habe "menschliche Aktivitäten" in der verlassenen Stadt verortet, war aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren.

Wiederbesiedelung nur unter UN-Mandat

Nach internationaler Vereinbarung darf der "Geisterort" Varosha nur unter UN-Mandat wieder besiedelt werden. Hintergrund ist die auch Jahrzehnte nach Kriegsende immer noch ungeklärte Frage: Rückkehr oder Entschädigung. Und gewissermaßen wird Varosha von beiden Seiten als "Faustpfand" mißbraucht, um - je nach diplomatischer Tageslaune - Vermittlungsbemühungen zu torpedieren oder zu fördern. 

Varosha als Versuchsballon

Manche Beobachter bewerten die Anordnung Erdogans, einen Teil Varoshas unilateral für eine Wiederbesiedelung vorzubereiten, als "Versuchsballon", er wolle "austesten", wie weit er gehen könne - und ob die internationale Staatengemeinschaft auf seine Verletzung von Status Quo und Resolutionen des UN-Sicherheitsrates reagiere. 

Mit der jetzigen Verurteilung hat das höchste Gremium der UN Erdogan nun eine klare Antwort gegeben. In der Resolution wird erneut bekräftigt, dass die internationale Staatengemeinschaft auf eine föderale Lösung für Zypern drängt.

An dem früheren Badeort hängen starke Emotionen, viele Vertriebene und ihre Familien wollen sich nicht mit einer Entschädigungslösung abspeisen lassen - sondern zurück in ihre alten Wohnungen. Varosha heute ist umzäunt und abgeriegelt, der Zugang nicht möglich.

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