Geisterstadt Varosha in Nordzypern: Was wird Erdogan bekannt geben?

Geisterstadt Varosha in Nordzypern: Was wird Erdogan bekannt geben?
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Von Efi Koutsokosta
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Varosha in Nordzypern war einst ein mondänes Seebad, doch seit der türkischen Invasion 1974 verfällt es. Nun hat Ankara offenbar Pläne mit dem Ort.

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Varosha, einst ein glamouröses Seebad an der Ostküste Zyperns, heute eine Geisterstadt. Der Ort liegt im türkischen Teil Zyperns, seit der türkischen Invasion 1974 ist er verlassen. Die Regierung in Ankara erklärte Varosha zum Sperrgebiet. Es wurde zum Symbol der Teilung und lag über 40 Jahre lang brach. Im vergangenen Oktober verkündete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Wiedereröffnung Varoshas - eine Provokation gegenüber der Republik Zypern und Griechenland und ein Verstoß gegen UN-Resolutionen. 

Jetzt macht Erdogan den nächsten Schritt, so euronews-Reporterin Efi Koutsokosta: "Vor 47 Jahren wurden die Bewohner dieses abgelegenen Vororts von Famagusta mit Gewalt aus ihren Häusern und vom Land ihrer Vorfahren getrieben. Seitdem sind weder Zyperngriechen noch Zyperntürken zurückgekommen. Heute besucht der türkische Präsident Varosha. Er hat angekündigt, wichtige Entscheidungen bekanntzugeben und die Menschen in Famagusta sehen ihre Hoffnungen auf eine wiedervereinigte Insel und eine Rückkehr in ihre Häuser schwinden."

40.000 Menschen mussten fliehen

Einst machten in Varosha Hollywood-Stars Urlaub, heute ist der Verfall hier allgegenwärtig. Rund 40.000 Menschen mussten mit der türkischen Invasion fliehen. Für die einstigen Bewohnerinnen und Bewohner ist der Anblick der Ruinen schmerzhaft. Auch für Pavlos Iacovus, dessen Familie hier fast 30 Jahre lang ein Hotel betrieb. "Es ist schmerzhaft, als Tourist in meine Heimatstadt zu kommen", sagt er. "Dass ich um Erlaubnis bitten muss, um meine besetzte Stadt zu besuchen. Dass ich meinen Perso vorzeigen muss, um an den Strand zu gehen, an dem ich aufgewachsen bin. Das tut weh."

"Es ist schmerzhaft, als Tourist in meine Heimatstadt zu kommen."
Pavlos Iacovus
ehemaliger Bewohner Varoshas

Nikos Karoulas war zwölf Jahre alt, als seine Familie Varosha verlassen musste. Auch er leidet an dem Verlust. "Es ist utopisch zu denken, dass die Dinge irgendwann mal wieder so werden wie sie waren", sagt er. "Wir Menschen aus Famagusta wurden uns selbst überlassen. Das ist nicht einfach und niemand kann uns sagen, ob am Ende die Vernunft siegt."

Nikos Karoulas führt uns an den Strand, wo er Hasan, einen alten Freund von sich trifft, der Zyperntürke ist. Man sollte den türkischen und griechischen Zypren die Chance geben, eine gemeinsame Zukunft zu gestalten, sagt Hasan: "Wenn einer gehen muss, sollen alle gehen. Alle, Engländer, Türken und Griechen. Nur wir sollten bleiben, wir und die Zyperngriechen."

Der berühmte griechische Schriftsteller Nikos Kazantzakis beschrieb Varosha einst als einen der schönsten Plätze der Welt. Wie gerne würde ich noch einmal dahin zurückkehren, sagte er einmal - ein Gefühl, das viele ehemalige BewohnerInnen des Küstenorts kennen dürften. Sie träumen von dem, was auf Griechisch "nostos" heißt: die Rückkehr nach Hause.

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