UN-Bericht zu Truppenabzug: Leidtragende sind die Zivilisten

Alltag in Afghanistan. Die zivilen Opferzahlen steigen seit Mai 2021
Alltag in Afghanistan. Die zivilen Opferzahlen steigen seit Mai 2021 Copyright AP
Von Euronews mit dpa, AP
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Die Opferzahlen in Afghanistan sind im Mai und Juni 2021 auf ein Rekordniveau gestiegen. Zusammenhänge mit dem Abzug internationaler Truppen sind laut Berechnungen der UN offensichtlich.

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Der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan, der am 1. Mai offiziell begonnen hat, hat schwere Konsequenzen für die Zivilbevölkerung.

Das haben die Vereinten Nationen in ihrem Bericht zur Sicherheitslage in dem Land festgestellt. Demnach sind im Mai und Juni 2392 Zivilisten getötet oder verwundet worden und damit soviele wie noch nie seit Beginn der UN-Aufzeichnungen im Jahr

"Anstieg von fast 50 Prozent"

Die Menschenrechtsbeauftragte der der UN-Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan, Fiona Frazer, erläuterte: "Was wir jetzt erleben, sind Afghanen die gegen Afghanen kämpfen. In den ersten sechs Monaten haben wir über 5.000 zivile Opfer gesehen, das ist ein Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Es liegt also wirklich an den Taliban und den afghanischen Anführern, dass sie mehr tun müssen, um den Konflikt zu beenden, um ihr Volk zu schützen, die Afghanen - Frauen, Männer, Jungen und Mädchen, um sie vor Schaden zu bewahren."

Die UN kamen zu dem Schluss, dass es sich bei fast der Hälfte aller Opfer (47 Prozent) des ersten Halbjahres um Kinder, Heranwachsende und Frauen gehandelt habe. Der aktuelle Stand entspricht in etwa dem in den Krisenjahren 2016 bis 2018.

Die häufigsten Todesursachen seien Sprengsätze, Bodengefechte und gezielte Tötungen. Die Zunahme der Opferzahlen liege allerdings nicht nur in den Offensiven der radikal-islamischen Taliban begründet. 

Für ein Viertel der Opfer seien Sicherheitskräfte der afghanischen Regierung verantwortlich, stellten die UN fest. 40 Prozent der Opfer gingen auf das Konto der Taliban. 

Sowohl die Regierung in Kabul als auch ein Sprecher der Taliban wiesen den UN-Bericht als nicht zutreffend zurück. Ein Armeesprecher sagte, die Truppen hätten sich extra aus Konfliktgebieten zurückgezogen, um keine Zivilisten zu gefährden.

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