Wo Sarkasmus ein Fremdwort ist: Karikaturistin in der Rebellenhochburg

Karikaturistin Amina Al-Ali auf ihrem Balkon in Idlib
Karikaturistin Amina Al-Ali auf ihrem Balkon in Idlib Copyright Yousef Ghraib/Euronews
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Aus westlicher Sicht hätte Amani Al-Ali wohl kaum eine schwierigere Berufswahl treffen können: Die 37-Jährige Syrerin lebt und arbeitet in der syrischen Rebellenhochburg Idlib. Ihr Metier hat sie sich von der Pike auf selbst beigebracht.

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Die ruhige Hand ist ihre Lebensversicherung. Amani Al-Ali arbeitet als Karikaturistin in Syrien. Vor sieben Jahren hat sie sich zu einem Wandel ihres Lebens entschlossen und brachte sich die Zeichenkunst selbst bei. Gezwungenermaßen, weil es weder Lehrstätten noch Vorbilder in dem Metier gibt.

Und es gab auch moralische Hemmnisse: "Als ich am Anfang auf Facebook gepostet habe, hatte ich Angst, dass ich hundertfach Kritik, Spott und Hohn über meine Arbeit hören würde. Manchmal veröffentliche ich sie, manchmal nicht. Dann wurde mir klar, dass ich mich dem stellen muss und dass es mir egal sein sollte, was gesagt wird; ich sollte an diesem Weg festhalten und ihn weitergehen."

Die 37-Jährige musste auf ihrem steinigen Weg viele Hürden nehmen. Die höchste war die Akzeptanz in der Gesellschaft. Sie lebt in Idlib, der letzten Rebellenhochburg in Syrien. Dort hat der Aufstand die gesellschaftlichen Strukturen nicht geändert und schon gar nicht das Frauenbild. Meinungsfreiheit wird nicht großgeschrieben, sarkastisch geäußerte Kritik ist eine Seltenheit oder sogar unbekannt.

"Elektrisiert und gefreut"

Mit ihren internationalen Ausstellungen, von denen die wichtigste in Italien stattfand, möchte Amani Al-Ali das Leiden und die Geschichte des syrischen Volkes vermitteln. Die Resonanz im Ausland tat ihr gut: "Mehr als fünfzig Italiener haben mir geschrieben und mir gesagt, dass ich sie zum Nachdenken gebracht habe; das hat mich elektrisiert und gefreut."

Aber es ist nicht der Ruhm, auf den es Amani Al-Ali ankommt. Sie verfolgt andere Ziele, unter anderem die Sensibilisierung für die Belange der Frauen. Deren Leiden hat sich in ihren Zeichnungen schon immer wiedergespiegelt. 

Über ihre Zukunftspläne in dem zerrissenen Land sagte die Künstlerin: "Die Kunst der Karikatur ist nicht auf das beschränkt, woran ich arbeite. Es ist eine große Kunst, und ich habe eine große Leidenschaft, sie akademisch zu erlernen. Ich habe den Ehrgeiz, eine Karikaturschule zu eröffnen, zu unterrichten und nicht die einzige zu sein, sondern viele Karikaturistinnen um mich zu haben. Ich habe Hoffnung und bin glücklich mit dem, was ich bisher erreicht habe. Und ich fühle, dass ich eines Tages genau hier meine Chance und Anerkennung bekommen werde."

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