"Albtraum" für Macron: Frankreich nach der Wahl nicht regierbar?

Emmanuel Macron am Wahlsonntag in Frankreich
Emmanuel Macron am Wahlsonntag in Frankreich Copyright Michel Spingler/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
Copyright Michel Spingler/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
Von Euronews mit AFP, AP
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Frankreichs Präsident hat keine absolute Mehrheit im Parlament, das Linksbündnis NUPES und die extreme Rechte von Marine Le Pen verzeichnen deutliche Zugewinne.

WERBUNG

Das Lager um Emmanuel Macon hat seine absolute Mehrheit im Parlament verloren, was als herbe Niederlage für den im Mai wiedergewählten Präsidenten gilt. Um Gesetze durchzubringen, braucht er jetzt die Unterstützung der Opposition. 

Einige Politiker der Regierungspartei sprachen von einem "Albtraum", andere gar von "Hölle".

Macrons Koalition hat zwar die meisten Sitze , aber das Linksbündnis ist NUPES ist auf den zweiten Platz vorgerückt und die rechtsextreme Partei von Marine Le Pen verzeichnet deutliche Zugewinne. Die Konservativen der einstigen Sarkozy-Partei rutschen weiter ab.

Angeschlagene Regierungspartei

Premierministerin Elisabeth Borne - die den Wahlkampf des Regierungslagers angeführt hatte - gilt als angeschlagen. Sie sprach vom Dialog mit den anderen Parteien und davon, dass sie mit dem Präsidenten auf die Französinnen und Franzosen hören werde.

Um Reformen und neue Gesetze durchzubringen, ist Macron jetzt auf Stimmen von Linken oder Grünen oder anderer Parteien angewiesen. Einige meinen, so sei Frankreich nicht regierbar.

Mehrere Minister wurden in ihren Wahlkreisen nicht gewählt, und müssen - wegen einer internen Regel des Regierungslagers - jetzt zurücktreten. Darunter sind die Gesundheitsministerin sowie Umweltministerin Amélie de Montchalin: sie verlor ihren Wahlkreis an einen linken Gegenkandidaten. Die 37-Jährige de Montchalin galt zuvor eigentlich als Hoffnungsträgerin der Macron-Partei.

Regierungschefin Elisabeth Borne, die ihren eigenen Wahlkreis in Nordfrankreich gewonnen hat, sagte: "Noch nie hat die Nationalversammlung in der Fünften Republik eine solche Zusammensetzung erlebt. Diese Situation stellt angesichts der Herausforderungen, die wir auf nationaler und internationaler Ebene bewältigen müssen, ein Risiko für unser Land dar. Wir werden daran arbeiten, eine tatkräftige Mehrheit aufzubauen."

Mélenchon spricht von "totaler Niederlage" des Präsidenten

Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon, dem es gelungen ist, Grüne, Kommunisten und Sozialisten in sein Bündnis einzubinden, sagte, die Präsidentenpartei habe eine totale Niederlage erlitten.

"Am Ende und vor allem ist es das völlige Versagen der 'Macronie' (Anm. der Red: Macrons Partei) ein moralisches Versagen dieser Leute, die allen ununterbrochen Vorträge gehalten und gesagt haben, sie würden die extreme Rechte stoppen, und das Ergebnis ist: sie haben die extreme Rechte gestärkt."

Marine Le Pen feiert Erfolg

Für die rechtsextreme Marine Le Pen ist die Parlamentswahl ein Erfolg, sie wird drittstärkste politische Kraft und sprach davon, dass es gelungen sei, "Emmanuel Macron zu einem Minderheitspräsidenten zu machen, um das Land vor der Herrschaft einer einzigen Partei und eines Präsidenten ohne Kontrolle in der Machtausübung zu schützen."

Auf Twitter schrieb Le Pen von einem "Sieg des französischen Volkes".

Die Wahlbeteiligung lag an dem heißen Junisonntag deutlich unter 50 Prozent - traditionell gehen weniger Französinnen und Franzosen zur Wahl des Parlaments als zu der des Präsidenten.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Nach der Schockwahl: Macron lädt Opposition zu Sondierungen in den Elysée-Palast

Schafft es Macron noch oder gibt es ein politisches Erdbeben in Frankreich?

Salvini: "Macron ist ein Kriegstreiber"