Sie begeisterte mit "Wölfe" und "Falken": Große Trauer um Dame Hilary Mantel

Hilary Mantel
Hilary Mantel Copyright Alastair Grant/AP2009
Von Euronews mit DPA
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Sie begeisterte mit der historischen "Wölfe"-Trilogie, ließ aber auch persönliches Leid in ihr Werk einfließen, unter anderem ihre streng katholische Kindheit, ihr Kampf gegen Endometriose und die daraus folgende Kinderlosigkeit.

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Sie begeisterte mit "Wölfe", "Falken"_ Große Trauer um Dame Hilary Mantel

Groß ist die Trauer der Literaturwelt um Hillary Mantel: Die britische Erfolgsautorin ist im Alter von 70 Jahren gestorben, "plötzlich, aber friedlich" im Kreise ihrer Familie, wie ihr Verlag am Freitag mitteilte.

"Unsere Gedanken sind bei ihren Freunden und ihrer Familie, besonders ihrem Mann Gerald. Das ist ein verheerender Verlust und wir können nur dankbar sein, dass sie uns so ein grandioses Werk hinterlassen hat», hieß es in einer Twitter-Mitteilung von HarperCollins. Mantel starb demnach bereits am Donnerstag.

Sie galt als Meisterin akribisch recherchierter historischer Romane und gewann als erste Britin überhaupt gleich zweimal den renommierten Booker-Preis.

Ihrer Leserschaft wir sie für Bestseller wie "Wölfe", "Falken" sowie "Spiegel und Licht" in Erinnerung bleiben. Insgesamt veröffentlichte sie 17 Romane.

HarperCollins würdigte Mantel als eine der "größten englischen Erzählerinnen dieses Jahrhunderts", deren bewunderte Werke als moderne Klassiker angesehen würden.

Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling postete als Reaktion auf die Nachricht vom Tod Mantels auf Twitter: "Wir haben ein Genie verloren." 

Auch Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon würdigte Mantel: "Es ist unmöglich, die Bedeutung des literarischen Vermächtnisses zu unterschätzen, das Hilary Mantel hinterlassen hat."

Sozialarbeiterin, Autorin, Kritikerin und Juristin

Die vielfach ausgezeichnete Autorin, Kritikerin und Juristin wurde mit historischen Romanen weltberühmt. 1952 in der englischen Ortschaft Glossop nahe Manchester in einer streng katholischen Familie mit irischen Wurzeln geboren, arbeitete sie nach dem Jurastudium in London zunächst als Sozialarbeiterin. 

Mit ihrem Mann, Gerald McEwan, den sie 1972 heiratete, verbrachte sie laut der Zeitung "Guardian" mehrere Jahre in Botswana und Saudi-Arabien. Das Paar ließ sich 1981 scheiden, heiratete aber ein Jahr später erneut.

Die strenge katholische Erziehung schlägt sich in ihren Büchern nieder: Häufig spielen übernatürliche Mächte wie der Teufel oder Geister eine Rolle.

Werk geprägt von persönlichem Leid: Endometriose

Doch prägend war vor allem ihr Leiden an der gynäkologischen Erkrankung Endometriose, die sie seit dem Jugendalter begleitete, aber erst im Alter von 27 diagnostiziert wurde. Nach einer schweren Operation verlor sie die Fähigkeit, Kinder zu bekommen.

"Die verheerende Kette von Konsequenzen verfolgt mich bis heute. Alles, was ich erreicht habe, kam trotz dieser Krankheit", reflektierte sie im Vorwort eines Endometriose-Ratgebers.

Ihr Debütroman "Every Day is Mother's Day" (dt. Titel "Jeder Tag ist Muttertag", Dumont) erschien 1985. Ihr erster historischer Roman "A Place of Greater Safety" (1992, auf Deutsch 2012 erschienen als "Brüder") erzählt den Lebenslauf der drei Revolutionäre Danton, Robespierre und Desmoulins vor und nach dem Ausbruch der Französischen Revolution.

"Wölfe"-Trilogie weltweit mehr als fünf Millionen mal verkauft

Von Kritikern wurde Mantel viel gelobt, kommerziellen Erfolg hatte sie allerdings erst mit ihrem Roman "Wölfe". Das Buch spielt in der Zeit, in der sich England unter König Henry VIII. (1509-1547) von der katholischen Kirche löste. 

Erzählt wird aus der Perspektive des Lordkanzlers Thomas Cromwell. Dem "Guardian" zufolge wurden von der "Wölfe"-Trilogie weltweit mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft, die in 41 Sprachen übersetzt wurden. Die beiden ersten Bände griff die Royal Shakespeare Company als Bühnenadaptionen auf.

1990 wurde sie in die Royal Society of Literature aufgenommen. Im Jahr 2014 erhielt sie vom britischen Königshaus den Ritterschlag und durfte sich fortan "Dame" nennen - das weibliche Gegenstück zum "Sir".

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