Erste Goldmedaille für das Gastgeberland Usbekistan bei der Judo-Weltmeisterschaft. Bei den Damen gab es einen kroatischen Doppelerfolg.
Usbekistans Präsident Schawkat Mirsijojew hatte sich den richtigen Tag für seinen Besuch bei der Judo-Weltmeisterschaft ausgesucht. Er traf in Taschkent mit Marius Vizer, dem Vorsitzenden des Internationalen Judoverbandes, zusammen. Gemeinsam erlebten sie, wie ein Stück usbekische Sportgeschichte geschrieben wurde.
An den ersten vier Wettkampftagen mussten die einheimischen Judo-Begeisterten in Taschkent auf Medaillenjubel verzichten. Am ersten Tag der neuen Woche aber wurden sie von Dawlat Bobonow erlöst. Der 25-Jährige holte in der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm Gold. Mit dem dritten Platz bei den Olympischen Spielen von Tokio und dem Sieg bei den Asienspielen war Bobonow bereits im vergangenen Jahr erfolgreich, aber der WM-Titel bei den Kämpfen in seinem Heimatland war dann noch einmal eine andere Nummer.
Dass Christian Parlati aus Italien sein Finalgegner war, glich einer Überraschung. Der 24-Jährige steht in der Weltrangliste auf dem 21. Platz, doch Taschkent war schon im März vergangenen Jahres ein gutes Pflaster für ihn, als er den hiesigen Grand Slam gewann. Im äußerst umkämpften WM-Finale ließ er sich zwar nicht beeindrucken, verlor letztlich aber gegen den Liebling der Massen. Auch Ilias Iliadis, Olympiasieger und Weltmeister und jetzt Trainer Usbekistans, freute sich mit ihm.
„Ich denke immer noch, dass es ein Traum war“
Usbekistans Präsident hatte dem neuen Weltmeister Glück gebracht, die Begeisterung in der Halle war greifbar. Bobonow erhielt die Goldmedaille aus den Händen von Schawkat Mirsijojew und konnte es kaum glauben:
„Vor dem Finale hat mir der Ministerpräsident höchstselbst mitgeteilt, dass der Präsident sich den Kampf ansehen würde. Als mir der Präsident die Medaille übergab, war ich wirklich platt. Ich denke immer noch, dass es ein Traum war“, so Bobonow.
Die Sieger eines Wettbewerbs, in dessen Rahmen der Judoverband Reisen zur WM in Taschkent ausschrieb, wurden von Generalsekretär Jean-Luc Rougé, Schatzmeister Naser Al Tamimi und Generaldirektor Vlad Marinescu begrüßt.
Gold und Silber für Kroatien
Bei den Damen bis 70 Kilogramm war angesichts der Finalpaarung klar: Kroatien holt Gold und Silber. Titelverteidigerin Barbara Matić fegte im Eiltempo durch die Vorrunden, im Finale traf sie auf ihre Landsfrau Lara Cvjetko. Die erfahre Matić hatte die besseren Argumente und wurde zum zweiten Mal Weltmeisterin.
Sanda Čorak, beim Judo-Weltverband für Bildungsbelange zuständig, ehrte ihre beiden Landsfrauen mit Gold und Silber.
„Es ist die Zeit Kroatiens. Das ist in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm jetzt das führende Land", sagte Matić.
Sportsgeist bewies die Niederländerin Sanne van Dijke, als sie im Kampf um Bronze ihre verletzte Gegnerin Shiho Tanaka von der Matte trug. Ihr Landsmann, der ehemalige Trainer Cor van der Geest, wurde von Weltverbandspräsident Marius Vizer in den Rang des achten Dan befördert: Ausdruck der Anerkennung für seine langjährigen Verdienste, unter anderem zugunsten des niederländischen Judoverbandes.