Geschichten aus Irpin und Butscha: Die "Straße des Friedens"

Irpin, nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Die Myru-Straße, auf ukrainisch "Straße des Friedens". Seit den ersten Tagen der russischen Invasion wird sie ihrem Namen nicht mehr gerecht.
Diese Gebäude wurden durch Raketenbeschuss schwer beschädigt. Die Bewohner teilen viele schmerzliche Erinnerungen und stehen nun gemeinsam vor einem Problem: Der Winter kommt, ihre Häuser aber sind noch winterfest.
Das zerstörte Dach wurde mit einer großen Anstrengung provisorisch gedeckt, aber gelöst sind die drängendsten Probleme damit nicht.
In diesen Häusern wird es bereits zu kalt, die Bewohner sind gestresst: Sie warten auf die Hilfe von Wohltätigkeitsorganisationen, um die Fensterscheiben zu ersetzen, aber es gibt kaum Fortschritte. Diejenigen, die etwas gespart haben, reparieren die Fenster auf eigene Kosten.
In der Nachbarstadt Butscha wurden im Frühjahr zwar weniger Gebäude beschädigt, aber es gab viel mehr Tote. Viele Familien sind durch den Verlust traumatisiert, die Überlebenden leiden am Verlust. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, damit leben zu lernen.
In einer Geisterstadt wollen sie nicht bleiben, ihr Butscha soll leben. Und die Stadt erwacht: Wer kann, schlägt eine neue Seite in seiner Geschichte auf, jeder so gut er kann.
Julia ist Unternehmerin und Mutter von 5 Kindern. Im März rettete sie ihre Familie durch eine gefährliche Flucht vor der Besatzung. Jetzt ist sie zurück und arbeitet am Wiederaufbau ihres Cafés.
Auf die Pappe, die statt der Scheiben in den Fenstern klebt, haben Kunden aufmunternde Worte für Julia geschrieben. Obwohl die Wunden in Butscha noch lange nicht verheilt sind, dieses Gefühl von Gemeinschaft wird in den kommenden, langen Wintermonaten unsagbar wichtig sein, für alle.