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Fragen und Antworten: Wie bringt man einen emeritierten Papst unter die Erde?

Der Leichnam von Papst Benedikt XVI. im Petersdom, 3. Januar 2023
Der Leichnam von Papst Benedikt XVI. im Petersdom, 3. Januar 2023 Copyright Gregorio Borgia/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
Copyright Gregorio Borgia/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
Von Marta Rodriguez MartinezLucía Riera
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Euronews hat dazu mit José Manuel Vidal gesprochen. Der Spanier ist Vatikanexperte und Leiter der Website Religión Digital.

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Der abgedankte Papst ist tot. Doch wie umgehen mit der Beisetzung eines Pontifex, der nicht mehr im Amt war? Welches Protokoll greift und wie muss sich die Beerdigung von der eines amtierenden Papstes unterscheiden? Euronews hat mit einem Experten gesprochen.

Als Papst Benedikt XVI. am 11. Februar 2013 seinen Rücktritt ankündigte, tat er dies auf Latein in Anwesenheit einer kleinen Gruppe von Journalisten: 

"Ad cognitionem certam perveni vires meas ingravescente aetate non iam aptas esse ad munus Petrinum aeque administrandum." Auf deutsch also: 

Ich bin zu der Gewissheit gekommen, dass meine Kräfte aufgrund meines fortgeschrittenen Alters nicht mehr ausreichen, um das Petrusamt angemessen auszuüben.
Benedikt XVI. bei seinem Rücktritt im Jahr 2013
Papst

Nun ist Papst Benedikt XVI. gestorben. Mit seinem Tod am 31. Dezember 2022 steht die katholische Kirche vor einer besonderen Aufgabe. Die zentrale Frage: Wie soll man einen Papst im Ruhestand beerdigen?

Euronews hat dazu mit José Manuel Vidal gesprochen. Der Spanier ist Vatikanexperte und Leiter der Website Religión Digital. 

Wie wird die Beerdigung aussehen?

Die katholische Kirche folgt beim Tod eines jeden Papstes einem strengen Protokoll, das zum Konklave führt, dem Treffen der Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle, um den Nachfolger zu bestimmen.

Das letzte Begräbnis eines Pontifex war das von Johannes Paul II. am 2. April 2005, an dem rund 300.000 Menschen auf dem Petersplatz teilnahmen.

José Manuel Vidal sagt, dass ähnliche Bilder bei der Verabschiedung von Benedikt XVI. zu erwarten seien.

ANDREW MEDICHINI/AP2005
Der damalige Kardinal Ratzinger, später Papst Bedenkit XVI., segnet auf dem Petersplatz im Vatikan den Sarg des verstorbenen Papstes Johannes Paul II., 8. April 2005ANDREW MEDICHINI/AP2005

Kein Staatsbegräbnis für Benedikt XVI.

Und doch werde sich die Beerdigung des Papstes Benedikt von der seiner Vorgänger unterscheiden, so der Experte. Zwei Fakten seien dabei besonders relevant: 

Joseph Ratzinger starb als emeritierter Papst, also als Pontifex, aber eben nicht als Staatsoberhaupt des Vatikan. 

"Es handelt sich nicht um ein Staatsbegräbnis, weil der verstorbene Papst nicht der amtierende Papst ist und es sich daher nicht um ein Staatsbegräbnis handeln kann", betont Vidal. "Deshalb wurden lediglich Verterter seines Geburtslandes Deutschland und Italiens, in dem der Vatikan liegt, mit einer offiziellen Einladung bedacht.

Zum ersten Mal in der Geschichte wird ein amtierender Papst, also Franziskus, die Beisetzung seines Vorgängers leiten. Ein Papst beerdigt also einen anderen. 

"In diesem speziellen Fall von Benedikt gibt es keinen vakanten Stuhl, so dass nicht unbedingt alle Kardinäle nach Rom berufen werden", fügt Vidal hinzu. "Es gibt keine Versammlung der Kardinäle, es gibt kein Konklave und daher ist derjenige, der den Vorsitz inne hat, der amtierende Papst".

Wer wird dabei sein?

Nur die italienische und die deutsche Delegation sind offiziell eingeladen worden. Der Sprecher des Vatikans, Matteo Bruni, sagte, dass "wenn andere Staats- oder Regierungschefs kommen, werden sie dies auf eigene Initative hin tun".

Vidal glaubt jedoch nicht, dass dies Verterter anderer Staaten davon abhalten wird, an der ersten Beerdigung eines Papstes im Ruhestand teilzunehmen.

Zu den bestätigten Teilnehmern gehören der polnische Präsident Andrzej Duda, der belgische König Philippe, die spanische (Alt-)Königin Sofia in Begleitung von Präsidentschaftsminister Félix Bolaños, eine Gruppe hochrangiger Prälaten unter Leitung des Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferenz, Kardinal Juan José Omella, der portugiesische Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa und eine Delegation des orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel. Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden dem offiziellen Terminkalender des Bundespräsidenten zufolge in den Vatikan reisen, außerdem Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sowie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. 

Aus Deutschland sollen auch zehn Bischöfe an der Beisetzung teilnehmen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing und der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Woelki. 

Antonio Calanni/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
Im Petersdom erweisen Gläubige dem verstorbenen Benedikt XVI. die letzte Ehre, 3. Januar 2023Antonio Calanni/Copyright 2022 The AP. All rights reserved

Wann trat der letzte Papst zurück?

Vor Benedikt XVI. gab es andere Rücktritte wie den von Coelestin V., der 1294, im Jahr seiner Wahl, zurücktrat, oder den von Gregor XII., der 1415, mitten in einer der größten Spaltungen der katholischen Kirche, aus dem Petrusamt ausschied.

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Kurz gesagt, um eine ähnliche Situation zu finden, muss man mehr als 600 Jahre zurückgehen. Dies sei so lange her, dass keine Rückschlüsse mehr auf die Form der Beisetzung eines emeritieten Papstes gezogen werden könnten, so Vidal. 

Aber er glaubt nicht, dass es Jahrhunderte dauern wird, bis sich dies wiederholt.

"Der Rücktritt wird nach dem von Papst Benedikt wahrscheinlich alltäglicher werden, etwas, das mehr Päpste tun werden", erklärt Vidal. "Tatsächlich ist Papst Franziskus bereits pro forma zurückgetreten, für den Fall, dass er das Amt aus gesundheitlichen Gründen nich mehr ausüben können wird." Ein entsprechendes Dokument hat der amtierende Papst bereits hinterlegt. 

Was hat sich Papst Benedikt für sein Begräbnis gewünscht?

Feierlich, aber gleichzeitig nüchtern, so wünschte sich der Papst sein Begräbnis. 

"Das passt zu seiner Persönlichkeit", sagt Vidal. "Er legte großen Wert auf die Riten, auf die Liturgie, auf die Gewänder." 

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Dennoch habe der amtierende Papst Franziskus das letzte Wort. "Aber das wird vorher mit dem Zeremonienamt unter der Leitung von Monsignore Giovanni Ravelli besprochen", betont Vidal.

"Der letzte Filter ist dann Papst Franziskus, der, wie einige seiner Mitarbeiter sagen, Papst Benedikt ein stilvolles Begräbnis bieten will. Das heißt, kein Staatsbegräbnis, aber fast, und deshalb mit größter Feierlichkeit".

L'Osservatore Romano/AP
Zwei Päpste vor der Kamera: Franziskus und Benedikt im Vatikan, 19. November 2016L'Osservatore Romano/AP

Die beiden Päpste hatten zuletzt gewissermaßen Seite an Seite geblebt - ein beispielloses Arrangement, das den Grundstein für den Umgang mit künftigen emeritierten Päpsten gelegt haben dürfte. Papst Benedikt hatte mit seinem Rücktritt eine Tür aufgestoßen, die lange verschlossen geblieben war. In Zukunft dürften sich kommende Päpste ein Bespiel an ihm nehmen. 

Der Vatikan dürfte bereits Vorkehrungen treffen für zukünftige Rücktritte. In dem Regelwerk dürfte festgelegt werden, ob ein abgedankter Papst weiter das Recht hat, in die Vorgänge in der katholischen Kirche einzugreifen, weiß zu tragen oder seinen Namen und Titel zu behalten. 

Die Beerdigung von Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI. wird am 5. Januar 2023 stattfinden. Lesen Sie hier mehr zum Ort der Beisetzung.

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