Mehr als 25.000 Tote: Aus Trauer wird Wut

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Erbebengebiet
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Von Sérgio Ferreira de Almeida
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Nach "Sicherheitsproblemen" haben die Rettungsteams von THW und österreichischem Bundesheer die Arbeit wieder aufgenommen, unter dem Schutz der türkischen Armee.

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Die Zahl der Todesopfer des Erdbebens steigt ständig weiter, in der Türkei und in Syrien sind über 25 000 Menschen ums Leben gekommen. Tausende weitere Todesopfer werden unter den eingestürzten Gebäuden befürchtet.

Im Erdbebengebiet bergen die Retter Hunderte neue Todesopfer,  vereinzelt werden Menschen noch lebend aus den Trümmern befreit. Am Samstag gab es einige solcher Wunder - fast eine Woche nach der Katastrophe. 

  • In der türkischen Stadt Adiyaman bargen Rettungskräfte über fünf Tage nach dem Beben eine Frau aus den Trümmern.
  • In der türkischen Stadt Kahramanmaras wurde ein neun Jahre alter Junge nach rund 120 Stunden in einem eingestürzten Haus gerettet, seine Mutter sei dagegen tot aufgefunden worden.
  • In der Stadt Adiyaman wurde Ehepaar nach 129 Stunden befreit. die beiden müssen aber wahrscheinlich den Tod seiner drei Töchter beklagen.
  •  In der Provinz Hatay wurde ein zwei Monate altes Baby nach 128 Stunden gerettet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete.

In sozialen Medien und in Fernsehberichten baten Menschen weiterhin um schnelle Hilfe und gaben an, noch Stimmen unter Trümmern gehört zu haben.

Tumulte - Schwierige Sicherheitslage für Rettungsteams

In der Türkei und Syrien unterbrachen erste Hilfsteams ihre Arbeit, weil es zu Tumulten gekommen sein soll. Deutsche Rettungsteams sowie andere internationale Organisationen haben in der Türkei ihre Arbeit wegen der "zunehmend schwierigen Sicherheitslage" eingestellt. Es sei zu Zusammenstößen zwischen nicht identifizierten Gruppen gekommen, die Helfer hätten in einem Lager Schutz gesucht. Grund dafür scheinen unter anderem knappe Lebensmittel und die schwierige Wasserversorgung im Erdbebengebiet. Berichten zufolge schlägt die Trauer mitunter in Wut um.

Es gibt zunehmend Aggressionen zwischen Gruppierungen in der Türkei. Es sollen Schüsse gefallen sein, so Oberstleutnant Pierre Kugelweis vom österreichischen Bundesheer. Nach einer Unterbrechung setzten die Soldaten ihre Arbeit fort, die türkische Armee habe den Schutz der Einheit übernommen.

Türkisch-armeinische Grenze zum ersten seit 35 Jahren offen

Die türkisch-armenische Grenze wurde zum ersten Mal seit 35 Jahren wieder geöffnet, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Fünf Lastwagen mit Hilfsgütern aus Armenien überquerten die Grenze über den Grenzübergang Alican in der osttürkischen Provinz Igdir.

Festnahmen in der Türkei nach Gebäudeeinstürzen

Mindestens 14 Menschen sind wegen mutmaßlicher Fahrlässigkeit festgenommen worden. Haftbefehl sei auch gegen 33 Menschen in der Stadt Diyarbakir ergangen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Sie sollen für Bauschäden verantwortlich sein, die den Einsturz der Gebäude begünstigten.

Ein Verdächtiger wurde angeblich am Flughafen in Istanbul gefasst. Er soll versucht haben, mit Bargeld nach Montenegro zu fliehen.

WHO Chef Ghebreyesus in Syrien

Die türkisch-armenische Grenze wurde zum ersten Mal seit 35 Jahren wieder geöffnet, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Fünf armenische Lastwagen durften mit Hilfsgütern die Grenze zur osttürkischen Provinz Igdir passieren.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, ist mit 37 Tonnen medizinischer Hilfsgüter im syrischen Aleppo eingetroffen. Laut der Vereinten Nationen könnten bis zu 5,3 Millionen Menschen in Syrien obdachlos geworden sein.

Saudi-Arabien schickt Hilfe in syrische Rebellengebiete

Saudi-Arabien hat Aktivisten zufolge als erstes Land offizielle Hilfe in syrisches Rebellen-Gebiet geschickt.  Rund 100 Tonnen Hilfsgüter wurden nach "Nordsyrien" transportiert.  Zu Beginn des Bürgerkrieges hatte Saudi-Arabien die syrische Opposition stark unterstützt, inzwischen haben sie ihre Hilfe aber stark zurückgefahren.

Nach Angaben von Aktivisten ging die Hilfe in die besonders betroffene und von militant-islamistischen Milizen kontrollierte Kleinstadt Dschindiris. Die in den Rebellen-Gebieten aktive Rettungsorganisation Weißhelme hatte mitgeteilt, bislang nur privat organisierte Unterstützung aus Ägypten erhalten zu haben, die bei der Suche nach Verschütteten und der medizinischen Versorgung helfen.

Wenn Sie spenden wollen...

Caritas International, Unicef, das Deutsche Rote Kreuz und die Diakonie Katastrophenhilfe haben sich zum Aktionsbündnis Katastrophenhilfe zusammengeschlossen. Spenden können Sie über IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600 BIC: COBADEFFXXX oder im Internet.

Bei der Rettung in der Türkei hilft ISAR Germany. Für die Rettungsteams können Sie ONLINE spenden. IBAN: DE25 3702 0500 0001 1825 00 BIC: BFSWDE33xxx

Ärzte ohne Grenzen unterstützt Krankenhäuser auch in Syrien. Spenden kann man auf der Webseite oder unter IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00 BIC: BFSWDE33XXX

Unter dem Stichwort Stichwort: Not- und Krisenhilfe Türkei/Syrien sammelt Ärzte der Welt e.V Spenden. IBAN DE06 1203 0000 1004 3336 60 BIC: BYLADEM1001

In Österreich gibt es NACHBAR IN NOT - Erdbebenopfer Türkei und Syrien im Internet oder unter IBAN: AT75 2011 1400 4004 4001 BIC: GIBAATWWXXX

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