Israels Militäroffensive im Westjordanland: Palästinensische Familien fliehen aus Dschenin

Palästinensische Familien fliehen aus dem Flüchtlingslager Dschenin
Palästinensische Familien fliehen aus dem Flüchtlingslager Dschenin Copyright Majdi Mohammed/Copyright 2023 The AP. All rights reserved.
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Israels hat seine erste Großoffensive seit rund 20 Jahren im Westjordanland fortgesetzt. Bei den Luftangriffen und Gefechten am Boden seien mindestens neun Paöästinenser getötet und 100 verletzt worden.

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Palästinensische Familien fliehen aus dem Flüchtlingslager Dschenin im besetzten Westjordanland vor der Militäroffensive, die Israel am Montag gestartet hat.

In der Nacht zu Dienstag setzte die israelische Armee ihre erste Großoffensive seit rund 20 Jahren fort. Bei den Luftangriffen und Gefechten am Boden seien mindestens neun Menschen getötet und 100 verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit.

Netanjahu spricht von Selbstverteidigung

Bei mindestens einem Toten soll es sich Berichten zufolge um einen militanten Palästinenser handeln. Israel rechtfertigt die Offensive als Einsatz gegen Terroristen. Die Stadt Dschenin mit dem dazugehörenden Flüchtlingslager mit rund 17.000 Bewohner:innen gilt als Hochburg militanter Palästinenser.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, man reagiere auf die jüngste Zunahme palästinensischer Angriffe und habe mehrere Personen festgenommen. Man habe auch Waffen und Sprengstoff beschlagnahmt. "In den letzten Monaten ist Dschenin zu einem Zufluchtsort für den Terrorismus geworden, wir werden dem ein Ende setzen", so Netanjahu am Montag.

"Israelische Soldaten tun alles dafür, um den Tod von Zivilisten zu vermeiden, während Israel alles dafür tut, um sein Recht auf Selbstverteidigung auszuüben." Ziel sei es, all jene auszuschalten, "die unser Land vernichten wollen". Die Militäroffensive werde solange dauern wie nötig, "um die Mission zu erfüllen", wurde Netanjahu von israelischen Medien zitiert.

Hamas ruft zur Einheit gegen "israelischen Krieg gegen Dschenin" auf

Palästinensische Gruppen haben Konsequenzen angekündigt und zu einem gemeinsamen Vorgehen aufgerufen. Anhänger des bewaffneten Flügels der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas haben auf einer Solidaritätskundgebung einen "offenen Krieg Israels gegen die Bevölkerung von Dschenin" angeprangert.

Palästinensische Medien meldeten am Montagabend, die israelische Armee habe angeordnet, dass Palästinenser das Flüchtlingslager in Dschenin verlassen sollten. Aufnahmen im Netz zeigten, dass viele Menschen aus ihren Häusern strömten. Israelischen Medienberichten zufolge bestritten israelische Sicherheitsbeamte hingegen, dass es einen solchen Befehl zur Evakuierung gegeben habe. Demnach flüchteten die Menschen zu Tausenden vor den Kämpfen.

Die palästinensische Autonomiebehörde bekräftigte nach einem Treffen ihrer Führungsriege am Montagabend, dass es mit Israel in Sicherheitsfragen keine Zusammenarbeit mehr geben werde. Ähnliche Ankündigungen hatte die Autonomiebehörde schon bei früheren Gelegenheiten gemacht - sie wurden allerdings faktisch nicht umgesetzt. Beide Seiten tauschen nachrichtendienstliche Informationen aus, um Terroranschläge zu verhindern und größere Einsätze in allein von der palästinensischen Autonomiebehörde kontrollierten Zonen zu koordinieren. Zudem soll verhindert werden, dass militante Gruppen die Oberhand in diesem Gebiet erlangen.

Die Sicherheitslage in Israel und in den palästinensischen Gebieten ist seit langem angespannt, zuletzt nahm die Gewalt aber nochmals zu. Seit Beginn des Jahres kamen mehr als zwei Dutzend Menschen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 140 Palästinenser bei gewaltsamen Zusammenstößen, israelischen Militäreinsätzen oder nach eigenen Anschlägen getötet.

Israel hatte das Westjordanland und Ost-Jerusalem während des Sechstagekrieges 1967 erobert. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete als Teil eines eigenen Staats. Eine Zweistaatenlösung für den seit Jahrzehnten währenden Nahost-Konflikt scheint jedoch in weiter Ferne.

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