Israelische Großoffensive im Westjordanland

Rauch über Deschenin während einer Razzia des israelischen Militärs im besetzten Westjordanland, 3. Juli 2023.
Rauch über Deschenin während einer Razzia des israelischen Militärs im besetzten Westjordanland, 3. Juli 2023. Copyright Majdi Mohammed/AP
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Von Isidro Murga
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Die Stadt Dschenin im Westjordanland gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Nun startet Israel dort erstmals seit Jahrzehnten wieder eine Großoffensive - auch an anderen Fronten könnte sich die Lage verschärfen.

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Nach einer israelischen Militäroperation im Westjordanland, bei der mindestens Acht Menschen getötet wurden, darunter ein 16-Jähriger, kam es über Stunden zu heftigen Feuergefechten. Dutzende weitere wurden nach palästinensischen Angaben zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Operation "Heim und Garten"

Israel flog Drohnenangriffe auf Ziele militanter Palästinenser, während Bodentruppen das Flüchtlingslager bei Dschenin stürmten. Das Lager sei ein militantes Zentrum, von dem aus Angriffe auf Israel verübt wurden, so die israelische Armee.

"Wir wollen verhindern, dass das Lager zu einem sicheren Zufluchtsort für Terroristen wird, die in ganz Judäa und Samaria Anschläge verübt haben und sich dann in dem Lager versteckt haben. Dies wird kein sicherer Hafen für diese Terroristen, deshalb handeln wir."

Richard Hecht, Sprecher der israelischen Armee

In Israel waren über Wochen vermehrt Rufe nach einem härteren Vorgehen in Dschenin laut geworden. Finanzminister Bezalel Smotrich sagte etwa, es sei "an der Zeit für eine breite Operation zur Beseitigung der Terrornester" im Norden des Westjordanlandes. Ähnliche Forderungen kamen auch vom rechtsextremen Polizeiminister Itamar Ben-Gvir.

Die dicht besiedelte Stadt Dschenin und das dazugehörende Flüchtlingslager mit rund 17 000 Einwohnern gelten seit Jahren als Hochburg militanter Palästinenser. Neben der im Gazastreifen herrschenden Hamas haben in den vergangenen Jahren auch die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad sowie weitere Gruppierungen dort massiv an Einfluss gewonnen. Finanziert werden sie größtenteils vom Iran.

Der palästinensische Ministerpräsident sagte, Israel wolle das Lager auslöschen.

"Diese Aggression ist das Bindeglied zwischen dem, was Siedler in Bezug auf Terrorismus und Angriffe tun. Wir rufen die Welt auf, die Aggression gegen unser Volk in Dschenin sofort zu stoppen, und wir rufen dazu auf, die Siedlerbanden zu bekämpfen. Wir fordern die Verhängung aller möglichen Sanktionen gegen Israel, den Aggressor, der den Terrorismus der Siedler unterstützt."

Mohammad Schtajjeh, palästinensischer Ministerpräsident

Mehr als Tausend Soldaten sollen an dem Einsatz beteiligt sein. Dschenin und das dazugehörende Flüchtlingslager gelten als Hochburg militanter Palästinenser. Zuletzt kam es vor gut 20 Jahren während des zweiten Palästinenseraufstandes zu einem vergleichbaren Einsatz.

Eine nachhaltige Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts sieht Jochanan Zoref vom Institut für Nationale Sicherheitsstudien nicht in dem Einsatz. Diese sei nur möglich, wenn Israel wieder in einen politischen Dialog eintrete. Das Militär könne den Konflikt nicht allein lösen.

Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern liegen seit 2014 brach, seit Anfang des Jahres kamen mehr als zwei Dutzend Menschen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 140 Palästinenser erschossen oder durch Luftangriffe getötet.

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