Russland kritisiert geschlossene Grenze: "Neue Fragen tauchen auf"

Mehrere Grenzübergänge nach Finnland sind erstmal dicht.
Mehrere Grenzübergänge nach Finnland sind erstmal dicht. Copyright ALESSANDRO RAMPAZZO/AFP
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Von euronews mit dpa
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Lässt Russland Migranten gezielt ohne Papiere über die gemeinsame Grenze mit Finnland? Helsinki wirft Moskau genau dies vor und hat deshalb die Grenze teilweise geschlossen.

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Das russische Außenministerium kritisiert die Schließung mehrerer Übergänge an der russisch-finnischen Grenze durch Finnland.

Neue Trennlinien würden keine Fragen lösen, sondern nur neue problematische Fragen schaffen, hieß es.

Die finnische Regierung begründet die für drei Monate angesetzte Maßnahme damit, dass Russland zunehmend Migranten ohne die erforderlichen Papiere über die Grenze nach Finnland lasse. Ministerpräsident Petteri Orpo kritisierte am Dienstag, russische Grenzschützer hätten die Leute sogar bis an die Grenze gebracht.

Asylbewerber bestätigten Orpos Vorwürfe. Die russische Polizei habe ihn gefragt, ob er nach Finnland wolle und angeboten, ihm zu helfen, sagte ein Asylbewerber der finnischen Nachrichtenagentur STT.

Russen verkaufen angeblich Fahrräder für den Grenzübertritt

Er habe sich erst nicht getraut, die Wahrheit zu sagen. Er sei aus der Türkei mit einem Freund nach St. Petersburg geflogen, weil ein Visum dafür schnell zu bekommen sei. Ein russisches Armeefahrzeug habe ihn zu einer Art Polizeistation zwischen Wyborg und der finnischen Grenze gebracht. Dort habe man ihn angewiesen, ein Taxi zu nehmen.

Der Mann sagte, das sei aber kein gewöhnliches Taxi gewesen, sondern eines, dass auch Fahrräder transportiert habe. Die hätten sie dann kaufen müssen. Der Chauffeur habe sie bis kurz vor die Grenze gebracht und ihm hinterhergebrüllt: "Ihr werdet erwartet."

Offenbar habe der Fahrer eine Absprache mit den Behörden gehabt, vermutete er.

Im Aufnahmezentrum Joutseno berichteten vier Asylbewerber aus dem Irak der Zeitung «Helsingin Sanomat», sie hätten 100 bis 400 Dollar für ein Fahrrad bezahlen müssen, je nachdem wie viel Geld sie dabei hatten. 

Die Räder seien am Straßenrand von einem Anhänger verkauft worden. Fünf Menschen aus Somalia sagten der Zeitung am Grenzübergang Nuijamaa: "Die russischen Grenzbehörden erlauben es nicht, zu Fuß zu gehen, man muss ein Fahrrad haben."

Werbung in sozialen Medien

Die Situation an der finnisch-russischen Grenze hat sich auch in sozialen Medien herumgesprochen. Der öffentlich-rechtliche Sender YLE und "Helsingin Sanomat" berichten, bei Facebook und Tiktok werde auf Arabisch für sichere Reisen über Russland ins EU-Mitgliedsland Finnland geworben. 

"Russland hat die Ostgrenze Finnlands für die Einwanderung geöffnet. Jeder sollte seinen Freunden sagen, dass diese Route einen Versuch wert ist", hieß es in einem Video, das am Dienstag auf Tiktok zusammen mit einer Karte der finnisch-russischen Grenzübergänge veröffentlicht wurde.

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