Israel meldet Einkesselung von Chan Junis

Gaza: humanitäre Lage katastrophal
Gaza: humanitäre Lage katastrophal Copyright Fatima Shbair/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
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Von Julika Herzogdpa, AFP, AP
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In Chan Junis geht der Häuserkampf weiter. Israels Armee hat die größte Stadt im Süden des Gazastreifens, die als Hochburg der Hamas gilt, nach eigenen Angaben nun eingekesselt und meldete den Durchbruch durch die dortigen Verteidigungsanlagen der Hamas.

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Die Soldaten stießen tiefer in die Stadt vor und hätten das Haus des Gaza-Chefs der islamistischen Hamas Jihia al-Sinwar umstellt. Dieser soll sich im Untergrund, im weit verzweigten Tunnelnetz der Hamas aufhalten.

Israel: Haus des Gaza-Chefs der islamistischen Hamas umstellt

Sinwar sei nicht über der Erde, sondern im Untergrund, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwochabend. Die Umstellung seines Hauses zeigt aus Sicht Israels jedoch, dass die Armee jeden Ort in Gaza erreichen kann.

Experten vermuten, dass sich die Führung der Hamas und Tausende ihrer Mitglieder in einem weit verzweigten Tunnelnetz verschanzt haben könnten. Auch zahlreiche der noch festgehaltenen Geiseln werden dort vermutet. Seit dem Terrorangriff der Hamas und anderer Gruppierungen auf israelischem Gebiet am 7. Oktober, bei dem rund 1200 Menschen getötet wurden, steht Sinwar ganz oben auf Israels Abschussliste.

Sowohl die israelische Armee, als auch die Hamas haben Bilder von Kämpfen veröffentlicht.

Guterres fordert abermals einen Waffenstillstand

Währenddessen wird die humanitäre Lage der Hunderttausenden Zivilisten immer prekärer. Die Vereinten Nationen forderten abermals einen sofortigen Waffenstillstand.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte den Weltsicherheitsrat in einem seltenen Schritt zur Abwendung einer humanitären Katastrophe in dem Küstengebiet auf: 

"Ich wiederhole meinen Aufruf, dass ein humanitärer Waffenstillstand ausgerufen werden muss. Das ist dringend. Der zivilen Bevölkerung muss größeres Leid erspart bleiben", schrieb er an den Sicherheitsrat und berief sich am Mittwoch auf Artikel 99 der UN Charta.

Dieser erlaubt dem Generalsekretär, den Sicherheitsrat auf "jede Angelegenheit hinzuweisen, die seiner Meinung nach die Gewährleistung von internationalem Frieden und Sicherheit gefährden kann" und ist nach Angaben der UN seit Jahrzehnten nicht mehr angewandt worden.

Krankenhäuser nehmen weiterhin Verwundete auf, sind aber völlig überlastet.Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza sind seit dem Ende des vorübergehenden Waffenstillstands mehr als 1.207 Palästinenser getötet worden, davon 70 % Frauen und Kinder.

Israel erlaubt die Einfuhr von mehr Treibstoff nach Gaza

Angesichts des Leids der Zivilbevölkerung wächst international die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee.

Das israelische Sicherheitskabinett hat der Einfuhr von mehr Treibstoff in den Süden des Gazastreifens zugestimmt. Eine Erhöhung der erlaubten Mindestmenge sei erforderlich, "um einen humanitären Zusammenbruch und den Ausbruch von Epidemien zu verhindern".

Unklar war zunächst, um wie viel die Treibstoffmenge, die täglich in den Gazastreifen gebracht werden darf, konkret erhöht werden soll.

UN: 80 % der 2,3 Millionen Einwohner Gazas sind auf der Flucht

Berichten von Augenzeugen zufolge sind Tausende Familien von Chan Junis nach Al-Mawasi geflohen. Auch dort fehlten Nahrungsmittel, Wasser und Unterkünfte.

"Es gibt keine 'sichere' Zone. Der ganze Gazastreifen ist zu einem der gefährlichsten Orte der Welt geworden", so das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) auf X.

Die nächste Phase der Kämpfe im Süden des Gazastreifen könnte weitere Zehntausende Zivilisten nach Rafah nahe der ägyptischen Grenze treiben. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits rund 1,87 Millionen Menschen - über 80 % der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens - auf der Flucht.

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