Wohnungsnot in Spanien: Mietpreise 17 Mal stärker gestiegen als die Löhne

Bezahlbarer Wohnraum, ein problematische Thema auch in Spanien: erste private Wohnungsbaugesellschaft in Madrid
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Von Jaime VelazquezEuronews
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In Madrid hat ein Architekt mit anderen Familien die erste Genossenschaft mit Nutzungsrecht gegründet - im Kampf gegen hohe Mieten und die Wohnungskrise in Spanien.

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Im Jahr 2018 haben der Architekt Iñaki Alonso und 17 weitere Familien die Initiative ergriffen, ein eigenes Gebäude zu bauen. Sie reagieren damit auf die explodierenden Wohn- und Mietpreise, die in den vergangenen zehn Jahren um bis zu 70 Prozent gestiegen sind.

Sie gründeten die erste Genossenschaft mit Nutzungsrecht in Madrid, das ist eine Formel auf halbem Weg zwischen Kauf und Miete.

In ihrem Wohnhaus gibt es Gemeinschaftsräume als Treffpunkte für Nachbarn, eine Zwei-Zimmer-Wohnung kostet etwa 650 Euro pro Monat - eigentlich kaum vorstellbar und unschlagbar günstig in Madrid.

Iñaki Alonso, der die Genossenschaft Entrepatios gegründet hat, erklärt: "Es gibt wirklich dramatische Situationen. Wenn Sie eine Ein-Zimmer-Wohnung für 600 Euro in Madrid finden, ist das schon eine Leistung".

Es gibt Gemeinschaftsräume und bezahlbare Wohnungen im neuen Projekt
Es gibt Gemeinschaftsräume und bezahlbare Wohnungen im neuen ProjektEuronews

Kampf gegen die Immobilien-Spekulation

Die Genossenschaft Entrepatios soll auch zeigen, dass es möglich ist, Wohnraum zu schaffen ohne Spekulation.

Iñaki Alonso sagt zu seiner Genossenschaft: "Mit dieser Art von Projekten stellen wir sicher, dass die Preise stabil bleiben, weil niemand seine Wohnung verkaufen kann. Sie können die Miete nicht erhöhen, nicht untervermieten. UInd Sie können nicht irgendwie mit der Wohnung spekulieren, so bleibt der Preis stabil".

Ministerpräsident Pedro Sánchez hat zuletzt angekündigt, dass das von der konservativen Vorgänger-Regierung eingeführte System der "goldenen Visa" abgeschafft wird. Es erlaubte Ausländern durch den Kauf von Immobilien einen dauerhaften Aufenthalt in Spanien.

Wohnen - eine der Hauptsorgen der jungen Leute in Spanien

Der Sozialist Pedro Sánchez hat mit der Ankündigung zu den "goldenen Visa" den Wahlkampf für die Europawahlen eingeleitet, bei das Thema Wohnungsbau eines der wichtigsten Themen ist, um jüngere Wählerinnen und Wähler zu gewinnen.

Das Wohnen ist eine der Hauptsorgen der unter 35-Jährigen in Spanien. In den vergangenen zehn Jahren sind die Mietpreise 17 Mal stärker gestiegen als die Löhne.

Elena Martínez Goytre, Forschungsleiterin beim Verein Provivienda, sagt: "Wir haben eine sehr akute Erschwinglichkeitskrise, die dazu führt, dass zwei von zehn Haushalten in Armut leben, nachdem sie für ihre Wohnung bezahlt haben. Auch die Mittelschicht ist davon betroffen. Mehr als 250.000 Haushalte mit mittlerem Einkommen sind in diese Armutssituation geraten."

Wien als Vorbild für Madrid

Die linke spanische Regierung versucht, das Modell der Wohnungsbaugesellschaften zu einzuführen, das sich in anderen Städten wie in Wien bewährt hat. Dort beträgt der Bestand an erschwinglichen Wohnungen 20 %, verglichen mit 2 % in Spanien. Ein Modell der Wohnraumorganisation, das gemeinnützig verwaltet wird, so dass Wohnen wieder zu einem Recht wird.

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