In der National Cathedral in Washington, D.C. wurde Abschied vom früheren US-Präsidenten Jimmy Carter genommen. Joe Biden hielt die Trauerrede, Trump saß neben Obama und auch Bush und Clinton waren anwesend.
Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, Jimmy Carter, wurde am Donnerstag in der National Cathedral in Washington mit einem Staatsbegräbnis geehrt.
Alle lebenden Präsidenten, die auf Carter folgten, einschließlich des designierten US-Präsidenten Donald Trump, waren anwesend.
Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, nahm an dem Begräbnis teil, ebenso wie der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der nur wenige Tage zuvor seinen Rücktritt angekündigt hatte.
US-Präsident Joe Biden saß in der ersten Reihe mit First Lady Jill Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und Second Gentleman Douglas Emhoff. Eine Reihe hinter ihnen saßen George W. Bush und seine Frau Laura, Bill Clinton und seine Frau Hillary, Barack Obama, Donald Trump und seine Frau Melania. Die Beerdigung brachte aktuelle und ehemalige Präsidenten, erbitterte Rivalen wie Trump, Harris und Hillary Clinton in einem seltenen Moment der Solidarität und Einigkeit zusammen.
Der designierte Präsident Donald Trump hatte Carters Sarg, der in der Mitte der Rotunde des Kapitols stand, auch am Vortag besucht, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
US-Präsident Joe Biden hielt die Trauerrede, weniger als zwei Wochen vor seinem Ausscheiden aus dem Amt. Biden hielt eine emotionale Rede, in der er die tiefe Beziehung hervorhob, die ihn mit dem 39. Präsidenten der Vereinigten Staaten verband.
„An jenem Tag saßen wir zu viert im Wohnzimmer und tauschten Erinnerungen aus, die sich über fast sechs Jahrzehnte erstreckten - eine tiefe Freundschaft, die 1974 begann."
„Ich war ein 31-jähriger Senator und der erste Senator außerhalb des Bundesstaates Georgia, vielleicht der erste Senator, der seine Kandidatur für das Präsidentenamt unterstützte. Es war eine Unterstützung, die auf dem beruhte, was ich für Jimmy Carters bleibende Attribute halte: Charakter, Charakter, Charakter.“
Biden sagte: „Wir sind alle fehlbar. Aber es geht darum, uns zu fragen, ob wir danach streben, die richtigen Dinge zu tun. Welcher Wert, welche Werte beseelen unseren Geist. Handeln wir aus Angst oder Hoffnung, aus Egoismus oder Großzügigkeit? Lassen wir Gnade walten? Bewahren wir den Glauben, wenn er am meisten auf die Probe gestellt wird? Oder bewahren wir den Glauben, im Sinn mit dem Besten der Menschheit und dem Besten Amerikas - das ist, aus meiner Sicht, eine Lebensgeschichte von Jimmy Carter.“
Biden sagte, er habe von Carter gelernt, dass Charakterstärke wichtiger sei als ein Titel oder Macht. Der Präsident erklärte, dass die Grundsätze, nach denen er bis heute lebt, wie die Behandlung aller Menschen mit Würde und Respekt und das Einstehen gegen Ungerechtigkeit, alles Eigenschaften sind, die er von Carter, dem Erdnussfarmer, der zum Präsidenten wurde, übernommen hat.
Der US-Präsident erklärte auch, dass Carter oft nicht geglaubt wurde und dass er kritisiert und missverstanden wurde, weil er angeblich aus einer „vergangenen Ära“ stammte, was seine „unglaublichen Leistungen“ schmälere.
In einem Versuch, die Dinge richtig zu stellen, sagte er: „In Wirklichkeit hat er weit in die Zukunft gesehen. Ein weißer Baptist aus den Südstaaten, der sich für Bürgerrechte einsetzte. Ein dekorierter Marineveteran, der Frieden vermittelte. Ein brillanter Nuklearingenieur, der sich für die Nichtverbreitung von Atomwaffen einsetzte. Ein hart arbeitender Farmer, der sich für Umweltschutz und saubere Energie einsetzte. Und ein Präsident, der die Beziehung zu seinem Vizepräsidenten neu definierte."
Biden beendete seine Trauerrede mit der persönlichen Bemerkung, dass er Carter vermisse, „aber ich finde Trost in dem Wissen, dass er und seine geliebte Rosalynn [Carters Frau] wieder vereint sind“, sagte Biden, bevor er sich vom Podium entfernte und seine Hand Carters Sarg berührte.
Der Sarg von Jimmy Carter wurde nach der Trauerfeier wieder in ein Flugzeug verladen und in seine Heimatstadt Plains, Georgia, geflogen. Dem verstorbenen Präsidenten soll eine letzte Ehre zuteil werden: ein privates Begräbnis im Kreis seiner Familie und Freunde.
Jimmy Carter, der am 29. Dezember im Alter von 100 Jahren starb, wird dann neben seiner Frau, mit der er 77 Jahre verheiratet war, in der kleinen Stadt beigesetzt, wo beide geboren und aufgewachsen, einen Großteil ihres Lebens verbracht hatten und gestorben sind.