Nach der Festnahme des Pädo-Sadisten "White Tiger" meldeten sich nun weitere besorgte Eltern bei den Ermittlungsbehörden. Sind noch mehr Kinder dem Deutsch-Iraner zum Opfer gefallen?
Es ist ein entsetzlicher Fall. Der Pädo-Sadist "White Tiger" soll jahrelang Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren über das Netz missbraucht, manipuliert und in den Suizid getrieben haben. Nun meldeten sich weitere besorgte Eltern bei den Ermittlungsbehörden, wie die Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens gegenüber Euronews bestätigte. Sie befürchten, dass ihre Kinder auch Opfer der Gewalt des Täters geworden sein könnten.
Der 20-jährige Deutsch-Iraner Shahriar J. hatte eigentlich ein sehr gutes Leben im wohlhabenden hansischen Viertel Hamburg-Marienthal geführt. An einer Privatuniversität studierte er sogar zeitweise Medizin. Bis ihn die Behörden fassten.
Mitte Juni wurde "White Tiger" im Haus seiner Eltern in Hamburg festgenommen. Die Sicherheitsbehörden erhielten einen Hinweis des FBI - zunächst wegen Kinderpornografie. Doch die Polizei fand weitaus mehr: 85.000 kinderpornografische Daten, mehr als 600 Videos und unzählige Chats mit Hinweisen auf Kinderfolterung.
Dem Mann werden Mord, versuchter Mord, der sexuelle Missbrauch von Kindern und Vergewaltigung zur Last gelegt. Der Haftbefehl umfasst laut dem Hamburger Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich insgesamt 123 Straftaten, die zwischen 2021 und 2023 begangen worden sein sollen. Der Täter sitzt zur Zeit unter strengen Sicherheitsvorkehrungen im Jugendgefängnis auf der Halbinsel Hahnöfersand. "Die Ermittlungen dauern insgesamt an", so Sperling-Karstens gegenüber Euronews.
War "White Tiger" ranghohes Mitglied der Terrororganisation "764"?
Doch es kommt noch schlimmer: Die Polizei vermutet, dass er der Anführer des internationalen Folter-Netzwerks "764" gewesen sein könnte, das in den USA als terroristische Organisation anerkannt ist.
Das Netzwerk soll Kinder und Jugendliche zur Selbstverletzung und Verstümmelung gezwungen haben - aus sexueller Motivation heraus. Die Opfer stammen aus Deutschland, den USA, Kanada und England.
Die Staatsanwaltschaft hat nun bestätigt, dass es infolge der Festnahme des Mannes zu besorgten Meldungen durch Eltern gekommen ist. Diese werden derzeit geprüft.
Sein härtester Fall
Shahriar J., oder "White Tiger", wie er sich nannte, soll Mitte Januar 2022 einen dreizehnjährigen Jungen aus den USA in den Suizid getrieben haben. Dazu soll er eine minderjährige Finnin benutzt haben. 2021 stellte er den Kontakt zu ihr her. Durch Manipulation soll er sie gefügig gemacht haben. Durch einen perversen Mix aus Liebesbekundungen und Verachtung soll er sie zu Selbstverletzungen gezwungen und dazu gebracht haben, sich 2022 mit Jungen aus den USA in Kontakt zu setzen.
Die Finnin hatte den Dreizehnjährigen aus Washington in einem Suizidforum im Internet kennengelernt. Mitte Januar 2022 geschah es: Der Junge begab sich offenbar auf einen "Supermarktplatz". White Tiger soll sich dazugeschaltet und den Jungen in einem Instagram-Gruppenchat zum Suizid getrieben haben. Der Täter hat die Tat offenbar gefilmt und in einem Sadistennetzwerk verbreitet.
"Die Taten übersteigen die menschliche Vorstellungskraft", so der Hamburger Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich.
"Mord in mittelbarer Täterschaft"
Doch der Fall droht schwierig zu werden. Denn juristisch ist Suizid in Deutschland straflos, ebenso, wie die Beihilfe. Es müsste also nachgewiesen werden, dass Shahriar J. einen Mord in mittelbarer Täterschaft begangen hat. Das bedeutet, dass der Mörder als Hintermann agiert haben muss, der die Tat durch einen anderen begeht. Wichtig ist, juristisch nachzuweisen, dass er das eigentliche Geschehen beherrscht hatte. Das Opfer darf dabei über keinen freien Willen mehr verfügt haben - nur dann kann man nicht mehr vom Suizid sprechen.