Rund 400 Migranten müssen aufgrund einer Zwangsräumung ihren Wohnort verlassen. Sie waren in einer ehemaligen Schule im Großraum Barcelona untergekommen. Aufgrund von Sicherheitsbedenken ordnete die Stadt nun einen Großeinsatz der Polizei an.
Mit einem großen Polizeiaufgebot hat am Mittwoch die Räumung eines verlassenen Schulgebäudes in Spanien begonnen, in dem Hunderte Migranten lebten. Unweit von Barcelona liegt die Industriegemeinde Badalona, langgestreckt an der Mittelmeerküste.
Das Gebäude des ehemaligen Instituts B9 beherbergte bisher die größte Ansiedlung von Einwanderern in Katalonien. Seit 2023 stand es leer, Migranten aus Zentralafrika, beispielsweise Gambia oder Senegal, kamen dort unter. Mehr als 400 Personen sollen dort untergebracht gewesen sein.
Die groß angelegte Aktion, an der die örtliche Polizei, die Mossos d'Esquadra und die für Einwanderungsfragen zuständige Nationale Polizei beteiligt sind, wird per Gerichtsbeschluss durchgeführt.
Am 4. Dezember vergangenen Jahres hatte ein Richter das Betreten des Gebäudes, das der Stadtverwaltung gehört, und die Räumung der Bewohner innerhalb einer Frist von höchstens 15 Tagen und bei Tageslicht genehmigt.
Der Stadtrat von Badalona begründete die Zwangsräumung mit Sicherheitsrisiken. Die Bedingungen der Unterkunft seien nicht menschenwürdig, das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum habe des Öfteren zu Konflikten geführt. Schließlich beantragte Bürgermeister Xavier García Albiol, Vorsitzender des Stadtrates, die Zwangsräumung.
Die Argumente der lokalen Regierung wurden von sozialen Einrichtungen und Organisationen zur Unterstützung von Einwanderern zurückgewiesen. Sie beklagten auch, dass Wohnalternativen für die Mehrheit der Betroffenen fehlten.
Schlägereien, Raubüberfälle und ein Mord
Lokalen Medien zufolge wurden bei den Bewohnern des Gebäudes vor zwei Jahren mindestens neun Fälle von Tuberkulose festgestellt. Immer wieder soll es in den vergangenen Jahren zu Schlägereien, Diebstahl und Drogenvorfällen gekommen sein. Im August dieses Jahres wurde ein junger Mann in den 20ern bei einer Schlägerei im Gebäude B9 erstochen. Der Mordfall erreichte auch die Medien.
In einer auf der Plattform X veröffentlichten Nachricht erklärte der Bürgermeister von Badalona: "Wie ich versprochen habe, beginnt die Räumung der 400 illegalen Hausbesetzer des B9 in Badalona".
Proteste vor dem Gebäude
In den vergangenen Tagen hatten einige Bewohner des Gebäudes freiwillig das Gelände verlassen, da die Räumung unmittelbar bevorstand. Die Mehrheit der Einwanderer, die zumeist aus Ländern südlich der Sahara stammen, beschloss jedoch, vor Ort zu bleiben.
Soziale Organisationen und Unterstützergruppen hatten zu Protesten aufgerufen, um zu versuchen, die Räumung zu stoppen oder sichtbar zu machen. In den letzten Tagen wurde außerdem eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingelegt, um vorsorgliche Maßnahmen zu beantragen, allerdings bisher ohne Erfolg.