Anderthalb Zimmer in Leningrad: Ein Museum für Joseph Brodsky

Vorübergehende Öffnung des Joseph-Brodsky-Museums 2015
Vorübergehende Öffnung des Joseph-Brodsky-Museums 2015 Copyright Dmitry Lovetsky/AP
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Von Euronews mit AP
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Das #JosephBrodsky Museum ist das Werk wahrer Literatur-Liebhaber, die 20 Jahre brauchten, um ihr Projekt umzusetzen. Ein Hindernis waren unter anderem die 32 Schimmelarten, die dort entdeckt wurden und beseitigt werden mussten.

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2015 wurde es bereits ein erstes Mal vorübergehend geöffnet, genauer gesagt einen Tag lang. Nun hat es endlich seine Türen geöffnet: "The room and a half".

So heißt das dem russischen Exil-Dichter und Nobelpreisträger Joseph Brodsky gewidmete Museum in Sankt Petersburg. Der Name ist Hommage und Zitat zugleich, so lautete der Titel seines ersten englischsprachigen Essays, in dem er das Leben mit seinen Eltern in anderthalb Zimmern beschrieb. Eben diese Wohnung ist nun Brodskys Werk und Wirken gewidmet.

32 Schimmelarten mussten entfernt werden

Das Museum ist das Werk wahrer Literatur-Liebhaber, die 20 Jahre brauchten, um ihr Projekt umzusetzen. Ein Hindernis waren unter anderem die 32 Schimmelarten, die dort entdeckt und beseitigt werden mussten. Ein anderes Problem war die Finanzierung. Nun kann der "Brodsky-Tempel" besichtigt werden. Ivan Onosov führt durch die Räumlichkeiten.

"Hier ist ein Ausstellungsraum, in dem wir derzeit Objekte, die bei der Restaurierung von "The room and a half" gefunden wurden, zeigen. Später sollen hier auch Gegenstände oder Fotos von Joseph Brodskys Vater ausgestellt werden. Einerseits wird es hier temporäre Ausstellungen geben, ein weiterer Bereich soll anhand von Photos, veranschaulichen, wie der Raum zu Brodskys Epoche aussah."

"Wir wollten nichts erfinden"

Das Gebäude selbst erregte zu Beginn des 20. Jahrhunderts architektonisches Aufsehen. Nach der Revolution 1917 wurde das Haus in Gemeinschaftswohnungen aufgeteilt, eine davon war ging an Brodskys Familie. Eigentlich nur ein Zimmer, in dem er sich mit Brettern und Regalen sein eigenes Reich errichtete.

"Wir wollten nichts erfinden", sagt Museumsleiter Maxim Levchenko. "Wir haben auch nicht versucht, die Inneneinrichtung aus Brodkys Epoche nachzubauen. Wir haben die Räumlichkeiten so belassen, wie sie waren mit leeren Wänden, auf die wir Bilder projizieren. Vorlage waren Fotos, die unmittelbar nach der Ausbürgerung entstanden."

1972 wurde Brodsky wurde aus der Sowjetunion ausgebürgert und emigrierte er in die USA, wo er bis zu seinem Tod 1996 lebte. 1987 erhielt er den Literaturnobelpreis.

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