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Die besten Filme 2025: Sünder, Unfälle, Kämpfe

Die besten Filme 2025 von Euronews Culture
Die besten Filme des Jahres 2025 von Euronews Culture Copyright  Focus Features - A Contracorriente Films - Warner Bros.
Copyright Focus Features - A Contracorriente Films - Warner Bros.
Von David Mouriquand & Amber Louise Bryce & Theo Farrant
Zuerst veröffentlicht am
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Begleiten Sie Euronews Culture beim Countdown zu unserem Lieblingsfilm des Jahres. Wie viele Titel kennen Sie schon aus unserer Liste?

2025 begann und endete mit dem Verlust zweier Titanen des Kinos: David Lynch und Rob Reiner. In den Monaten dazwischen rückten die bedrohlichen KI-Fortschritte vor – weiterhin ohne Beschränkungen oder Leitplanken für jedermanns Lieblingstechnologie. Es gab Proteste gegen Völkermorde. Netflix-Co-CEO Ted Sarandos erklärte dreist, der Kinobesuch sei „ein überholtes Konzept“. Und Meldungen über drohende Konzernmonopole gefährden das Kinoerlebnis und unsere Art, Filme zu erfahren.

Vor dem Hintergrund einer eskalierenden faschistoiden Absurdität, andauernder Kriege und täglicher Horrormeldungen fällt es schwer, nicht in einen Zusammenbruch zu geraten.

Auch wenn 2025 wie ein einziges Desaster wirkte, bleibt ins Kino zu gehen eine der besten Fluchten aus dem Wahnsinn. Das Konzept ist keineswegs veraltet. Es ist bedroht, aber lebenswichtig – mehr denn je. Nicht nur als Unterhaltung, sondern als Weg, Empathie zu erzeugen und Neugier zu wecken. Beides fehlt derzeit.

Zum Glück war das Kinojahr stark. So stark, dass die Auswahl von nur 20 Filmen, die uns durch 2025 getragen haben, schwerer fiel als je zuvor. Selbst einige Favoriten wie The Ice Tower, Eddington, Drømmer (Dreams (Sex Love)), Black Bag, Hedda, The Bibi Files und Reflection in a Dead Diamond haben es nicht in die Endauswahl geschafft. Entscheidungen waren nötig.

Wie immer gilt unsere eiserne Regel: Die Filme müssen in diesem Jahr in europäischen Kinos gestartet sein. Das bedeutet, dass Titel wie Marty Supreme, The Secret Agent, No Other Choice, Pillion und Hamnet fehlen, auch wenn wir sie gesehen haben. Sie starten europaweit erst 2026.

Also, ohne Umschweife: Unser Countdown zum besten Film des Jahres 2025 beginnt mit...

20) Alpha

Alpha
Alpha Diaphana Distribution

Wer vom gefeierten Regisseur von Grave (Raw) und dem Palme-d’Or-Gewinner Titane wieder eine körperzerfetzende Orgie erwartete, konnte Alpha als Enttäuschung erscheinen. Julia Ducournau richtet ihren Blick in ihrem dritten Film jedoch eher auf die Seele als auf das Fleisch. Sie folgt Alpha (Mélissa Boros), einer 13-Jährigen, die in einer staubigen Welt lebt, die sich noch von einer verheerenden Epidemie erholt, deren Infizierte in ihren verkalkten Körpern einschließen. Der Film ist sperriger als Ducournaus gefeierte Vorgänger. Doch in der Beziehung zwischen der jugendlichen Protagonistin und ihrer Mutter (Golshifteh Farahani) sowie der Rückkehr ihres drogensüchtigen Onkels (Tahar Rahim) entsteht etwas Besonderes. Über das Bluten von zwei Zeitebenen baut Ducournau zunächst eine Allegorie auf die Aids-Krise der achtziger Jahre; daraus wird eine langsam brennende Meditation über vererbtes Trauma, die Annahme des Todes und darüber, dass bedingungslose Liebe die einzige ist, für die es sich zu kämpfen lohnt. Alpha könnte der polarisierendste Film 2025 sein. Er ist vielleicht der meist missverstandene. Sicher ist: Er gehört zu den unterschätzten Entdeckungen. DM

19) Den Stygge Stesøsteren (The Ugly Stepsister)

Die hässliche Stiefschwester
Die hässliche Stiefschwester Scanbox Entertainment

Dieses selbstbewusste, eindringliche Debüt der norwegischen Filmemacherin Emilie Blichfeldt erzählt das Märchen Aschenputtel neu – durch die Augen von Elvira (Lea Myren). Sie geht zu allen Längen, um mit ihrer schönen Stiefschwester Agnes um die Gunst des Prinzen zu konkurrieren. Dazu gehören heftige Operationen, Bandwürmer und – ganz nach Brüder Grimm – das Abschneiden von Zehen. Der Vergleich mit Coralie Fargeats The Substance ist naheliegend: Beide verorten sich im New-Wave-Feminist-Horror und kommentieren gesellschaftliche Erwartungen an Schönheitsideale mit schmerzhaftem Body Horror und viel schwarzem Humor. Dennoch sollte Blichfeldts Film nicht vom Genre-Nachbarn überstrahlt werden. Es ist ein vollendet gedachtes Erstlingswerk und kündigt eine neue, ambitionierte Stimme im Kino an. DM

18) Affeksjonsverdi (Sentimental Value)

Sentimentaler Wert
Sentimentaler Wert MUBI

Vier Jahre nachdem Renate Reinsve für ihre Leistung in Joachim Triers The Worst Person in the World in Cannes die Schauspielerinnen-Palme gewann, ist das norwegische Duo für eine Tragikomödie zurück. Sie erkundet dysfunktionale Familien und die Möglichkeit der Versöhnung durch Kunst. Eine Gewinnerkombination – vor allem, weil Reinsve wie immer eine magnetische Präsenz ist. Sie spielt eine Schauspielerin, die den künstlerischen Fußstapfen ihres abwesenden Vaters halb gefolgt ist. Er kehrt mit einem problematischen Vorschlag zurück: Er hat ein autobiografisches Drehbuch geschrieben und will, dass seine Tochter die Rolle seiner Mutter übernimmt. Reinsve und Stellan Skarsgård sind famos. Ihre Dynamik trägt die Themen des generationenübergreifenden Familientraumas. Warum Sentimental Value nicht höher steht? Überbordende, teils zu wörtliche Abstecher in historische Traumata lenken vom Kern ab: der Bedeutung von Zärtlichkeit, wenn das Leben komplizierte Wahrheiten bereithält, und der Verletzlichkeit, die Heilung möglich macht. Das Ende ist vorhersehbar, doch die subtil verheerende Schlussaufnahme verstärkt die emotionale Wucht. Es bleibt ein berührendes Plädoyer dafür, sein Bestes zu geben – und dafür, wie Leben und Kunst manchmal zu etwas Größerem verschmelzen. DM

17) 28 Years Later

28 Years Later
28 Years Later Sony Pictures Releasing

Fast ein Vierteljahrhundert nach 28 Days Later, das das moderne Zombiekino neu formte, kehrt Danny Boyle mit einem Sequel in die Welt des Rage-Virus zurück, das nicht auf Nummer sicher geht. 28 Years Later, der dritte Teil der Reihe, ist wild, unordentlich und oft berauschend – und überraschend der emotionalste. Im Zentrum steht Spike (Alfie Williams, ein herausragendes neues Talent), ein zwölfjähriger Junge, der auf einer Gezeiteninsel aufwächst und aufs infizierte Festland übersetzt – erst mit seinem harten, plündernden Vater (Aaron Taylor-Johnson), später ohne ihn. In einem verzweifelten Versuch sucht er den angeblich verrückten, schädel­sammelnden Dr. Kelson (Ralph Fiennes), dessen Hilfe seine bettlägerige Mutter (Jodie Comer) retten könnte. Visuell wirkt der Film wie nichts anderes der letzten Jahre: meist im gezackten, hypermodernen iPhone-Stil gedreht, atemlos geschnitten und mit einer mind-bending „Kill Cam“, die Momente der Gewalt einfriert, verdreht und durchstößt – wie eine zeitgemäße Variante von The Matrix’ Bullet Time. Unter all dem Blut und Spektakel bauen Boyle und Alex Garland eine überraschend zarte Coming-of-Age-Geschichte über Liebe, Verlust und Verbindung in einer brutalen Welt. Mit einem der faszinierendsten und ehrlich verrücktesten Enden des Jahres macht 28 Years Later Lust auf den nächsten Teil: The Bone Temple. TF

16) Superman

Superman
Superman Warner Bros. Pictures

Superman zum Blockbuster des Jahres zu küren, wirkt angesichts der schwachen Konkurrenz von Mission: Impossible – The Final Reckoning, F1, Jurassic World Rebirth und Avatar: Fire And Ash wie ein laues Lob. Es ist aber verdient. Dieser Neustart traut sich, wieder Spaß, Überschwang und Albernheit zuzulassen – Elemente, die Zack Snyders düstere Fehlinterpretationen des „letzten Sohns von Krypton“ verbannten. James Gunn beschwört den Geist der scheinbar vergangenen Ära der campigen Comics und schenkt uns einen Superman (David Corenswet, perfekt besetzt), für den man gern mitfiebert. Er schmuggelt sogar überraschende Kommentare zu Cancel Culture und geopolitischen Konflikten hinein und lässt zur Krönung Krypto die Show stehlen. Dieses rasante Abenteuer ist überfrachtet, versteht aber sehr gut, wie stur junge Hunde sein können – und dass ein außerirdischer Humanist, für den „Güte Punkrock ist“, genau die richtige Antwort auf Superheldenmüdigkeit und hasserfüllte Rhetorik über Migration liefert. DM

15) Die My Love

Die My Love
Die My Love MUBI

Auch wenn die Handlung größtenteils auf einem abgelegenen Bauernhof in den USA spielt, umgeben von Wäldern: Die My Love wirkt beklemmend, als würde Rauch langsam einen Raum ersticken. Angenehm ist das nicht – Lynne Ramsays fünfter Spielfilm ist keine leichte Kost, aber ungemein kraftvoll. Getragen von eindringlicher, animalischer Bildsprache und einer herausragenden Hauptrolle von Jennifer Lawrence erzählt er den Absturz einer jungen Frau in den Wahnsinn nach der Geburt. Wie in Ramsays anderen Arbeiten, darunter You Were Never Really Here und Morvern Callar, manifestiert sich Trauma in greifbaren, poetischen Bildern, die auf der Leinwand kochen – zugleich fesselnd und verstörend. Anders als Nightbitch aus 2024 wagt der Film, seine unbequemen Themen bis an die Grenze zu treiben. Entstanden ist ein heulendes, blutiges, loderndes Porträt weiblicher Zerrissenheit, das neben John Cassavetes’ A Woman Under The Influence und Andrzej Żuławskis Possession steht. AB

14) April

April
April Pyramide Distribution

Die preisgekrönte georgische Regisseurin Dea Kulumbegashvili hat mit April einen Film geschaffen, den die meisten wohl weder kennen noch gesehen haben. Die Premiere fand 2024 bei den Filmfestspielen in Venedig statt, der Kinostart folgte dieses Jahr nur in ausgewählten Häusern. Der Film verlangt besonderes Publikum: Wer sich 134 Minuten lang auf erschütternde Bilder und mäandernden Surrealismus einlässt, erlebt eine der kühnsten und bewegendsten Erfahrungen des Gegenwartskinos. Im Mittelpunkt steht die geplagte Frauenärztin Nina (Ia Sukhitashvili), die nachts illegale Abtreibungen auf dem Land in Georgien durchführt. Mit kühlem, klinischem Blick beleuchtet der Film gesellschaftliche Stigmata, die Entmenschlichung weiblicher Körper und die grausamen Systeme, die uns scheitern sehen wollen. Gründlich recherchiert und unerschrocken erzählt, wagt Kulumbegashvilis experimentelle Vision etwas, das Mainstream-Kino zunehmend scheut: Unbehagen. AB

13) Ainda Estou Aqui (I’m Still Here)

Ich bin noch hier
Ich bin noch hier Sony Pictures Releasing International

Walter Salles’ I’m Still Here trifft wie ein Schlag in die Magengrube – viszeral, niederschmetternd und unvergesslich. Fernanda Torres liefert eine außergewöhnliche Leistung als Eunice Paiva, eine Hausfrau, die sich zur Aktivistin wandelt, nachdem ihr Mann, Ex-Abgeordneter Rubens, während der Militärdiktatur der siebziger Jahre in Brasilien entführt wird. Der Anfang nimmt sich Zeit, die Wärme des Familienlebens spürbar zu machen – Lachen, Bücher, Beachvolleyball, die Freuden von Rio. Dann schleicht sich der Schatten politischer Gewalt und Ungewissheit ein. Salles dreht auf Super 16 und 35 mm. Der Soundtrack mischt Tropicália mit einer eindringlichen Musik von Warren Ellis. I’m Still Here fängt einen Schmerz ein, der intim und universell ist: Nichtwissen, Trauer ohne Abschluss. Zugleich ist es ein Film über Erinnerung – an geliebte Menschen, Momente voller Leben und an historische Tragödien, denen wir uns stellen müssen, damit sie sich nicht wiederholen. In einer Welt voller Desinformation, aufkommendem Autoritarismus und fortgesetzter Verfolgung von Minderheiten ist dies ein zwingender, unheimlicher und unverzichtbarer Film. TF

12) Frankenstein

Frankenstein
Frankenstein Netflix

Für Guillermo del Toro begann alles mit „Frankenstein“ – genauer: mit einer zufälligen TV-Ausstrahlung von James Whales Version von 1931 mit Boris Karloff. Seither faszinieren den Mexikaner Geschichten über missverstandene Monster. So entstand eine Filmografie voller gotischer Juwelen wie Crimson Peak und Pan’s Labyrinth. Nun hat er seine eigene Version von Mary Shelleys Klassiker gedreht – und sie ist alles andere als scheußlich. Jedes Bild wirkt, als trete man in ein Gemälde. Kameramann Dan Laustsen lässt Szenen in einem Zaubertrank aus satten Farben und pinselhafter Beleuchtung schwimmen. Sets und Kostüme erreichen eine Kunstfertigkeit und Detailtiefe, die im CGI-Zeitalter selten ist: von Lady Elizabeths schillernder Käferkette bis zum in Originalgröße gebauten Arktisschiff. Die Geschichte hält sich vielleicht zu wörtlich an die Vorlage, doch der Film bleibt magisch und voller Herz. „Als ich das Leben suchte, erschuf ich den Tod“, klagt Victor Frankenstein. In dem Versuch, seine kreative Sehnsucht zu erfüllen, hat del Toro Kunst geschaffen, die Fantasien befeuern wird – so wie einst diese Geschichte ihn beflügelte. AB

11) Bugonia

Bugonia
Bugonia Focus Features

Nach dem Baronesinnen-Zoff (The Favourite), einem fantastischen Märchen (Poor Things) und einem unterschätzten, verrückten Triptychon (Kinds Of Kindness) macht Yórgos Lánthimos Emma Stone in seinem ersten Remake – von Jang Joon-hwans Save The Green Planet! aus 2003 – zur kosmischen Verdächtigen. Sie spielt Michelle, eine mächtige Pharma-Chefin, die von zwei Verschwörungstheoretikern (Jesse Plemons und Aidan Delbis) entführt wird, die sich durchs Doomscrollen eingeredet haben, sie sei eine Außerirdische. Sie wollen ein Geständnis. Es ist ein spannendes, düster komisches Sci-Fi-Kammerspiel und zugleich eine verstörend aktuelle Satire auf die amerikanische Seele sowie eine breitere Anklage gegen unser modernes Zeitalter. Das Finale wirkt für Kenner des Originals erwartbar. Der groteske, eindrucksvoll trauernde Schlussakt macht Bugonia dennoch zur Wohlfühlkomödie des Jahres 2025 – ohne das Wohlgefühl. Warnung: Flacherdler könnten sich bestätigt fühlen. DM

10) O Último Azul (The Blue Trail)

Die blaue Spur
Die blaue Spur Vitrine Filmes

Gabriel Mascaros in Brasilien angesiedelte Dystopie O último azul (The Blue Trail) steht neben Walter Salles’ I’m Still Here und Kleber Mendonça Filhos The Secret Agent (mehr dazu nächstes Jahr) als einer der besten brasilianischen Exporte 2025. Denise Weinberg spielt Tereza, eine ältere Frau, die sich einer scheinbar wohlwollenden Regierung widersetzt. Diese hat verordnet, dass Menschen über 75 in eine abgelegene Wohnanlage namens „Colony“ geschickt werden. Mascaro überreizt die Orwell-Parallelen nicht – die Bevölkerungssteuerung des autoritären Regimes hätte leicht sehr Soylent Green werden können. Stattdessen inszeniert er einen unberechenbaren Roadmovie und zugleich ein Gleichnis gegen Altersdiskriminierung. So berührend in seiner surrealen Poesie wie provokativ als Warnung vor der Marginalisierung Älterer: The Blue Trail ist ein rechtzeitiger und zeitloser Alarmruf. DM

9) Ṣawt Hind Rajab (The Voice of Hind Rajab)

Die Stimme von Hind Rajab
Die Stimme von Hind Rajab The Party Film Sales

Am 29. Januar 2024 rief die fünfjährige Hind Rajab den palästinensischen Rettungsdienst an. Das Mädchen aus Gaza saß in einem Auto, umgeben von den Leichen ihrer Angehörigen – sie hatte einen israelischen Angriff überlebt. Sie flehte um Hilfe, während sich Panzer der israelischen Armee näherten. Freiwillige des Palästinischen Roten Halbmonds versuchten, sie zu beruhigen und einen Rettungswagen zu ihr zu lotsen. Wie in ihrem Oscar-nominierten Film Four Daughters verbindet die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania Dokumentarisches und Nachstellung. Sie nutzt die Original-Tonaufnahmen von Hind Rajabs Anruf und dramatisiert die Reaktion der Rettungskräfte. Wir hören die Grausamkeit der Realität und sehen eine fiktionalisierte Version des Rettungsversuchs. Der schlug fehl. Wie die Washington Post und der Euro-Mediterranean Human Rights Monitor dokumentierten, durchlöcherte die Armee das Auto mit 355 Kugeln und tötete zwei Sanitäter auf dem Weg zur Rettung. Wütend und dringlich in Inhalt und Form: The Voice of Hind Rajab erhielt in Venedig den Silbernen Löwen – zu Recht. Trotz kleiner Schwächen in der Handhabung einzelner Emotionen ist es ein Dokudrama, das die Folgen einer genozidalen Kampagne zeigt und als verheerende Elegie auf ein unschuldiges Mädchen steht, dem man das Recht zu leben genommen hat. DM

8) Weapons

Weapons
Weapons Warner Bros.

Eine Ikone des Horrorkinos wurde dieses Jahr geboren: Tante Gladys, die zweigeknackende Hexe aus Zach Creggers verdrehtem Märchen. Amy Madigan spielt sie mit exzentrischer Verve; ihre rote Perücke, der verschmierte Lippenstift und das zahnlose Grinsen sind sofort Kanon. Hinter den Halloween-Kostümen und TikTok-Parodien steckt jedoch einer der schärfsten, dunkelsten und zugleich spaßigsten Horrors seit Langem. Was als Kleinstadtmysterium beginnt, in dem 17 Kinder in einer Nacht spurlos verschwinden, entfaltet sich zu einer bombastischen übernatürlichen Fabel, die Erwartungen konsequent unterläuft. Geisterhafte Bilder, politische Allegorien und absurde Komik schichten sich übereinander. Cregger steuert den Ton meisterlich durch drei Akte und sorgt pausenlos für Aha-Momente. Mehr noch: Mit jedem Sehen entdeckt man neue Bedeutungen – Theorien, die einen um 2:17 Uhr wachhalten, mit Duschhaube auf dem Kopf (damit niemand hineinschleicht und ein paar Haare abschneidet). AB

7) The Brutalist

The Brutalist
The Brutalist A24

The Brutalist ist lang – dreieinhalb Stunden, mit wohlverdienter Pause –, doch Brady Corbet nutzt jede Minute. Adrien Brody liefert eine Karriereleistung (und eine Oscar-prämierte) als Laszlo, ein jüdischer Architekt, der den Holocaust überlebt und nach dem Krieg in die USA zieht. Er hofft auf einen Neuanfang mit seiner Frau Erzsebet (Felicity Jones). Was als Geschichte über Migration und Neuerfindung beginnt, wächst zu einer weiten Erzählung über Trauma, Ehrgeiz und unsichtbare Kräfte, die unser Leben prägen. Laszlo trifft auf systemische Hindernisse und persönliche Verräte – vom launischen Auftraggeber Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) bis zu den Mühen, Karriere und Werte zu vereinen. Großartige Kamera und modernistische Ausstattung, ein donnernder Score von Daniel Blumberg und messerscharfe Nebenrollen heben The Brutalist ins Monumentale. Emotional anspruchsvoll und blasenstrapazierend, ja. Aber zutiefst lohnend – einer der ambitioniertesten Filme seit Jahren. TF

6) Sinners

Sinners
Sinners Warner Bros.

Wie diese Liste zeigt, war es ein großartiges Horrorjahr. So sehr, dass manche Favoriten zur Halbzeit, etwa Bring Her Back, Together und Presence, es nicht in die Jahresliste geschafft haben. Nichts hat aber so tiefe Spuren hinterlassen wie Ryan Cooglers Sinners. Zwei Zwillingsbrüder (beide gespielt von Michael B. Jordan) nutzen ihr Gangstergeld, um in ihrer Heimat in Mississippi zur Jim-Crow-Zeit einen Juke Joint zu eröffnen. Der Film brodelt langsam und subversiv in einen vampirischen Albtraum. Wenn der junge Musiker Sammie (Miles Caton) die Bühne zum Brennen bringt, lockt sein Blues den Blutsauger Remmick (Jack O’Connell) an. Diese innovative Mischung aus historischem Kontext und Genretopoi ist nicht nur ein kraftvolles Gleichnis über kulturelle Aneignung, sondern auch eine schwindelerregende Katharsis. Vom Rhythmus und Schmerz geleitet, brennt der Film mit der emotionalen Intensität eines gequälten Gitarrensaitenschreis – und bohrt sein Feuer wie ein Fangzahn unter die Haut. Kino ist selten elektrisierender. AB

5) Nickel Boys

Nickel Boys
Nickel Boys Amazon MGM Studios

RaMell Ross’ Nickel Boys ist einer der ambitioniertesten und emotional verheerendsten Filme der letzten Jahre – eine kühne Neuerfindung dessen, wie Historienkino aussehen und sich anfühlen kann. Basierend auf Colson Whiteheads Pulitzer-preisgekröntem Roman und den realen Misshandlungen an der Dozier School for Boys in Florida erzählt der Film von Elwood (Ethan Herisse) und Turner (Brandon Wilson), zwei afroamerikanischen Jugendlichen, die in der Jim-Crow-Zeit in eine brutale Besserungsanstalt geraten. Ross dreht mit Kameramann Jomo Fray überwiegend aus der Ich-Perspektive. So fällt die Distanz zwischen Publikum und Figuren weg, und wir erleben Angst, Verwirrung und kurze Hoffnungsschimmer durch ihre Augen. Statt grafischer Gewalt nutzen Ross Atmosphäre, Erinnerung und Leerstelle – die Schrecken wirken dadurch realer. Getragen von starken Darstellerleistungen, einem brillanten Ambient-Score und sorgfältigem Sounddesign ist Nickel Boys ein Muss. Ein Film, der lange nach dem Abspann bleibt. TF

4) It Was Just An Accident

It Was Just An Accident
It Was Just An Accident Memento Distribution

Jafar Panahis erster Film seit seiner Haft wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ gewann die Goldene Palme. Zu Recht. It Was Just An Accident folgt einer Gruppe ehemaliger politischer Gefangener, die Bestätigung suchen, ob der Mann, den einer von ihnen impulsiv entführt hat, jener Sadist ist, der sie im Gefängnis folterte. Lose inspiriert von Panahis eigener Inhaftierung durch die iranische Regierung und heimlich gedreht, um Zensur zu umgehen, ist dieses Geiseldrama reich an Tonlagen und voller Überraschungen. Ein fesselnder Thriller über die Folgen von Folter, den Preis der Rache und die Frage, ob Gnade möglich ist. Panahi injiziert zudem meisterhaft schwarzen Humor und sogar Slapstick. So entsteht ein satirischer Roadtrip, der die Repression der Islamischen Republik kritisiert und zugleich zeitlos über die Sünden staatlicher Despotie spricht. Das Finale ist die genialste, atemberaubendste Szene 2025: eine Einstellung ohne Schnitt, die Ton vernichtend einsetzt. Nach The Seed of the Sacred Fig und My Favourite Cake erinnert It Was Just An Accident daran, dass das herausragende iranische Kino keine Selbstverständlichkeit ist. Wir haben das Privileg, Werke von Kreativen zu erleben, die für ihre Kunst alles riskieren. Beispiel gefällig: Panahi könnte wegen genau dieses Films erneut im Gefängnis landen. Hoffentlich ist er nächstes Jahr bei den Oscars dabei – sein Film vertritt Frankreich. Daumen gedrückt für den Sieg. DM

3) Sorda (Deaf)

Taub
Taub A Contracorriente Films

Sorda (Deaf) ist der herzklopfend schöne zweite Spielfilm der spanischen Regisseurin Eva Libertad. Er erzählt von einem Paar mit unterschiedlichen Hörfähigkeiten: der tauben Ángela (Miriam Garlo) und ihrem hörenden Partner Héctor (Álvaro Cervantes). Sie erwarten ein Kind und wissen nicht, ob das Baby taub oder hörend sein wird. Beide Möglichkeiten verändern sie als Paar, als werdende Eltern und als Menschen, die ihre Sicht auf die Welt teilen möchten. Deaf handelt von Elternschaft und den Prüfungen der Mutterschaft und ragt durch seine Darstellung von Liebe heraus. Libertad führt uns zunächst in ein liebevolles Paar und seinen unterstützenden Freundeskreis ein. So sorgt sie dafür, dass wir um das Wohlergehen ihrer Figuren bangen. Ihr Film ringt glanzvoll mit komplexen Gefühlen und der Isolation, die aus institutioneller Diskriminierung erwächst. Vor allem wird eine konkrete Gemeinschaft gerecht dargestellt, während die Themen – Kommunikation und das Finden der eigenen Community – universell bleiben. Ein seltener Film, der das Herz füllt, bricht und wieder zusammensetzt – ohne in Melodram zu kippen. Ein Triumph. DM

2) Sirāt

Sirat
Sirat BTeam Pictures - Pyramide Films

Wüstenlandschaften. Staubige Feiernde. Ein Vater und sein Sohn, die die verschwundene Tochter beziehungsweise Schwester suchen, während die Welt um sie herum zerfällt. Óliver Laxes mit dem Preis der Jury in Cannes ausgezeichnetes Sirāt verändert einen. Die verbrannte Surrealität führt auf eine düster-poetische spirituelle Odyssee. Erklärungen greift der Film aus. Er ist eher eine zähflüssige, technovernebelte Atmosphäre, die unerwartet köchelt und anschwillt. Was als Familienreise mit einer Gruppe anarchischer Raver beginnt, stürzt schnell ab in einen Albtraum ohne Horizont. Geprägt von politischem Tumult und explosiver Trauer. In einer Zeit, in der die Zukunft beängstigender wirkt als je, erinnert Laxes Textur daran, wie dünn die Linie zwischen Begehren und Verzweiflung ist – und dass man oft durch das eine muss, um das andere zu erreichen. Trotz seiner Schrecken – der letzte Akt gehört zu den angespanntesten Momenten des Kinos überhaupt – bleibt im Kern von Sirāt ein seltsamer Optimismus: Wer weiter durch das Chaos geht, bewahrt Hoffnung. AB

1) One Battle After Another

Eine Schlacht nach der anderen
Eine Schlacht nach der anderen Warner Bros.

Lose inspiriert von Thomas Pynchons postmodernem Gegenkulturroman „Vineland“ beantwortet Paul Thomas Andersons zehnter Film die Frage: „Was wäre, wenn man einem der talentiertesten Regisseure seiner Generation ein Blockbuster-Budget gibt und er The Big Lebowski trifft Taken dreht?“

Im Zentrum steht ein heruntergekommener Revolutionär (Leonardo DiCaprio), der aus dem Ruhestand gezwungen wird. Ein alter Feind (Sean Penn) bedroht seine Tochter (Chase Infiniti) und will eine alte Fehde neu entfachen. One Battle After Another ist aufregend, weil es sich nicht klassifizieren lässt. Paranoia-Thriller. Schräge Stoner-Odyssee. Satire über Machtstrukturen, Radikalisierung und Idealismus. Zeitgemäßer Blick auf ein gespaltenes Amerika und seine suprematistischen Exzesse. Zeitloser Aufruf gegen Dogmatismus. Vor allem aber ist es die Geschichte eines Vaters im Bademantel, der die Revolution für sein Kind aufgab. Er hat einen furchtbaren Tag und versucht, seine Teenager-Tochter vor seiner Vergangenheit zu schützen. Er will ihr eine bessere Welt hinterlassen.

Hier steckt viel Film drin. Doch Anderson behält stets die Zügel. Der großartige Cast ist voll auf Höhe – Teyana Taylor und Newcomerin Chase Infiniti ragen heraus. Jonny Greenwood liefert einen herausragenden Score.

Ermutigend ist, dass es Studios gibt, die kreative Freiheit gewähren und gewagtes, unterhaltsames Kino finanzieren – das auf dem Papier wie Wahnsinn klingt. Also: Viva la Revolución, nieder mit den Christmas Adventurers, und her mit der Award-Saison. Wir setzen darauf, dass One Battle After Another bei den Oscars durchmarschiert. Die Academy dürfte anerkennen, dass dieser neue PTA-Klassiker alle Trophäen verdient. DM

Das war’s.

Wie fanden Sie unsere Auswahl – und fehlt Ihr Lieblingsfilm des Jahres?

Vielleicht taucht er in unserem Halbjahresbericht auf, der Liste der Besten Filme 2025 ... bis jetzt. Oder in unseren Besten Filmen 2024 – die Starttermine unterscheiden sich je nach Land.

Wenn nicht, sagen Sie es uns. Wir hören zu und bessern nach. Versuchen Sie nur nicht, uns zu erklären, dass Mission: Impossible - The Final Reckoning ein triumphaler Abschluss der Reihe war oder dass The Phoenician Scheme mit den besten Werken von Wes Anderson mithält. Wir lachen Ihnen sonst ins Gesicht.

Mehr aus der Best Of 2025-Reihe von Euronews Culture: unsere Besten Alben des Jahres, die Top-Trends 2025 und die Kunstausstellungen, die unser Jahr geprägt haben.

Cutter • Joseph Allen

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