Tunesiens Präsident: Migration nicht nur ein Sicherheitsproblem

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Copyright Sara Caessens, Euronews
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Von Aissa BOUKANOUN
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Das Problem der Migration kann nicht nur aus einer europäischen Sicherheitsperspektive heraus bewältigt werden. Das war eine der zentralen Botschaften, die der tunesische Präsident Kais Saied bei einem Besuch in Brüssel mitbrachte. Unser Exklusiv-Interview mit Saied,

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Das Problem der Migration kann nicht nur aus einer europäischen Sicherheitsperspektive heraus bewältigt werden. Das war eine der zentralen Botschaften, die der tunesische Präsident Kais Saied bei einem Besuch in Brüssel seinen Gastgebern mitbrachte. Saied führte Gespräche mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel.

In einem Exklusiv-Interview mit Euronews erklärte Saied, illegale Flüchtlinge aus Tunesien oder Nordafrika würden von europäischen Schlepperbanden ermutigt, die die Migranten ausnutzten.

"Wer nimmt die Flüchtlinge auf europäischer Seite in Empfang? Wenn sie dann in der Landwirtschaft oder in einigen Branchen schwarz arbeiten, wer nutzt sie aus und profitiert von ihnen? Hier ist es notwendig, die Netzwerke zu bekämpfen, die innerhalb Europas am Menschenschmuggel verdienen. Wir müssen die Grundrechte eines jeden überall verteidigen."

Für den tunesischen Präsidenten ist es auch entscheidend zu untersuchen, welche Gründe vor allem junge Menschen zur Flucht treiben, nämlich vor allem das Fehlen einer beruflichen Perspektive in ihrer Heimat. Andererseits profitiere Europa von der Einwanderung ausgebildeter Fachkräfte.

"Wir müssen auch über die Migration von Akademikern und anderen Spitzenkräften sprechen. Ich weiß alleine von 500 tunesischen Ärzten, die im letzten Jahr nach Europa gegangen sind. Dieses Thema müssen wir von allen Seiten angehen und nicht nur von einer - nämlich von der einiger armer Immigranten, die keine Hoffnung im Leben haben. Wir werden dem Problem nicht gerecht, wenn wir es einseitig aus Sicherheitsaspekten heraus betrachten."

Nach Angaben der UNO sind allein in Italien seit Jahresbeginn mehr als 13.000 Flüchtlinge angekommen, 15 Prozent davon Tunesier. Brüssel arbeitet mit Tunis an einer Vereinbarung, um den Weggang von Migranten durch wirtschaftliche Hilfen zu stoppen.

Journalist • Stefan Grobe

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