Und jetzt?

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Copyright FRANCOIS WALSCHAERTS/AFP
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Von Jack Parrock
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Schadensbegehung: Euronews hat einen Hydrologen der Universität Lüttich beim Rundgang durch eine der am schwersten betroffenen Städte Belgiens begleitet.

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Die Extrem-Unwetter, die in Belgien mindestens 31 Menschenleben forderten, haben eine Debatte über Flussmanagement und Hochwasserschutz ausgelöst. Euronews hat sich mit einem Hydrologen der Universität Lüttich in Pepinster getroffen, einer der am schlimmsten betroffenen Städte in Belgien.

Jack Parrock / Euronews:

"Können Sie uns kurz erklären, wo genau wir hier sind?"

Benjamin Dewals:

"Wir sind hier am Zusammenfluss zweier Gewässer. Auf der einen Seite ist der Weserbach, ein Fluss, der über zwei große Dämme reguliert wird, die 20 Kilometer weiter stromaufwärts sind. Und dann gibt es diesen zweiten Fluss, ein völlig unreguliertes Gewässer, ganz ohne Damm, ein natürliches Fliessgewässer."

Jack Parrock / Euronews: 

"Benjamin, wie ist die Lage jetzt, mit all dem Schwemmgut?"

Benjamin Dewals:

"Das Schwemmgut bildet Dämme, das Zeugs legt sich quer, beispielsweise zwischen Brückenpfeilern, und staut dadurch das Wasser, das Flussbett kann sich völlig verändern dadurch. Die Fließgeschwindigkeit ändert sich, es kann zu Unterspülungen kommen und weiteren Schäden - all das kann man nicht vorhersehen und ist natürlich nicht auf den Überschwemmungsrisikokarten eingezeichnet."

Euronews:

"Können Sie mir erklären was sich ändern muss an Orten wie Pepinster um sicherzugehen, dass so etwas nicht noch einmal geschieht?"

Benjamin Dewals: 

"Wenn die Leute hier mit dem Wiederaufbau beginnen, dann macht es keinen Sinn, alles genauso wie zuvor aufzubauen. Man muss das Flutrisiko miteinkalkulieren, sowohl beim Hausbau wie auch bei der Stadtplanung. Stadtplaner müssen ganz bewusst derartige Ereignisse antizipieren und miteinplanen, denn in Zukunft wird Vergleichbares vermutlich häufiger geschehen."

Volle Staudämme

Belgien diskutiert nun über die Frage, ob die Dämme zulange, zuviel Wasser gespeichert hielten - obwohl Warnungen vor Extremniederschlägen eintrafen. Die Stauseen dienen als Trinkwasserreservoir.

Manche Experten sagen, ein schnelles Absenken des Stauniveaus hätte nur begrenzt etwas gebracht.

Neuplanungen

Euronews sprach auch mit Klimaschützerin Lucy Gilliam, die für die Organisation Transport and Environment arbeitet.

"Der Klimawandel steckt bereits drin im System. Wir haben eine Menge Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen, jetzt müssen wir uns eben auf die Folgen vorbereiten... Wir müssen überlegen, wohin das Wasser bei Extremregen abfließen, wie es vom Boden aufgenommen werden kann."

Während in Pepinster noch getrauert wird und die Aufräumarbeiten in vollem Gange sind, tut sich einiges hinter den Kulissen: neue Unwetterkatastropheneinsatzpläne und Flutflächenplanungen werden nicht lange auf sich warten lassen, ist zu hören.

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