Über 100.000 Menschen protestieren in Belgrad gegen Korruption in der Regierung. Die Demonstration stellt den Höhepunkt der monatelangen Proteste in Serbien dar.
Mehr als 100.000 Menschen haben in der serbischen Hauptstadt Belgrad gegen den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić und seine Regierung demonstriert. Tausende Menschen strömten schon Stunden vor Beginn der Kundgebung auf die Straßen. Der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt. Die Demonstration markiert den Höhepunkt der monatelangen Proteste.
Diese begannen vor vier Monaten, nachdem das Vordach an einem Bahnhof in der nordserbischen Stadt Novi Sad eingestürzt war. 15 Menschen kamen dabei ums Leben.
Die Demonstration stand unter dem Motto "15 für 15". Dies verweist auf das Datum des Protests und die Zahl der Menschen, die beim Einsturz des Bahnhofsdachs starben. Zu Ehren der Opfer schwiegen die Demonstranten am Abend für 15 Minuten.
Viele in Serbien machen die grassierende Korruption der Regierung und die Missachtung von Sicherheitsvorschriften im Bauwesen für den Vorfall in Novi Sad verantwortlich. Der Bahnhof wurde kurz vor der Katastrophe frisch renoviert. Die Demonstranten fordern Konsequenzen für die verantwortlichen Beamten.
Die Polizei spricht von 107.000 Demonstranten, während unabhängige serbische Medien von einer deutlich höheren Zahl berichten. Sie bezeichnen die Kundgebung als die größte, die jemals in Serbien stattgefunden hat
Nach weiteren Angaben der Polizei verlief die Demonstration größtenteils friedlich, ohne größere Zwischenfälle. Die Demonstranten werfen Vučićs Anhängern jedoch vor, absichtlich Störungen zu verursachen und Zusammenstöße zu provozieren.
"Der heutige Protest war völlig friedlich, bis Herr Präsident (Aleksandar Vučić) und seine gehorsamen (Anhänger) ihre Provokateure schickten, um Zwischenfälle und mögliches Blutvergießen zu verursachen", sagte Svetlana Muro, eine Belgraderin, die an der Kundgebung teilnahm.
Laut Regierungsangaben wurden bereits am Vortag der Kundgebung sechs Aktivisten verhaftet. Präsident Aleksandar Vučić sprach in seiner Rede nach den Massenprotesten auch von Festnahmen während der Demonstration: "Zweiundzwanzig Personen wurden verhaftet, weil sie Straftaten gegen das Eigentum anderer Menschen, aber auch der Republik Serbien begangen haben, weil sie Polizisten angegriffen und andere Menschen angegriffen haben."
Der serbische Staatschef forderte zudem die Regierung auf, die Botschaft und die Forderungen der Demonstranten anzuerkennen. Er betonte, dass es für ihn klar sei, dass die Serben eine Veränderung wollen. "Die Bürger Serbiens wollen bei den Wahlen die Regierung wechseln", sagte Vučić.