Der landesweite Streik am Montag aus Protest gegen die Sparvorhaben der Koalitionsregierung war ein Erfolg für die Gewerkschaften. Im ganzen Land kommt es immer häufiger zu Streiks und Massenprotesten.
Die Beschäftigten des öffentlichen und privaten Sektors in Belgien haben im Rahmen eines landesweiten Streiks am Montag für 24 Stunden die Arbeit niedergelegt, was zu erheblichen Beeinträchtigungen im öffentlichen Dienst und im Verkehrswesen führte und den Flugverkehr vollständig zum Erliegen brachte.
Die Gewerkschaften hatten den Streik organisiert, um gegen die von der Koalitionsregierung angekündigten Haushaltskürzungen zu protestieren. Die Koalition aus Nationalisten, Christdemokraten, Sozialdemokraten und Liberalen, wegen ihrer Farben auch Arizona-Koalition genannt, will das Staatsdefizit drastisch senken und argumentiert, damit die kommenden Generationen zu entlasten. Die Kürzungsvorhaben würden sich auf Renten, Arbeitslosenunterstützung, öffentliche Dienste und den Arbeitsmarkt auswirken.
Der landesweite Streik beeinträchtigte am Montag den öffentlichen Nahverkehr in weiten Teilen des Landes. In Flandern verkehrten weniger als die Hälfte der geplanten Busse und Straßenbahnen. Die nationale Eisenbahn betrieb einen Minimaldienst, wie gesetzlich vorgeschrieben, wobei weniger als die Hälfte aller Züge verkehrten.
Die Flughäfen Brüssel und Charleroi, Belgiens zweitgrößter Flughafen, strichen hunderte Flüge.
Mehrere Schulen blieben geschlossen, und bestimmte öffentliche Dienste, darunter die Post und die Müllabfuhr, wurden ausgesetzt. Der Betrieb an den Häfen von Antwerpen und Zeebrugge war teilweise unterbrochen.
Auch die Beschäftigten des privaten Sektors streikten, wovon mehrere große Unternehmen in der Industrie und im Verkehrswesen betroffen waren.
Schon im Februar waren zigtausende Menschen in Brüssel auf die Straße gegangen, um ihrem Unmut über die Arizona-Regierung und deren Sparmaßnahmen Luft zu machen. Neben den Demonstrationen gab es auch damals einen landesweiten Streik, der in ähnlicher Weise den öffentlichen Verkehr und den belgischen Luftraum lahmlegte.
"Es stimmt, heute sind viele dem Streikaufruf gefolgt. Denn die Menschen haben die Nase voll. Niemand will bis 67 arbeiten, um weniger Geld zu verdienen", so Stefano Scibetta, einer der leitenden Gewerkschafter des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes von Belgien (FGTB). "Wir arbeiten in einem Sektor, in dem viel Geld verdient wird. Wir haben in diesem Jahr eine Milliarde Umsatz gemacht, und das war's. Eine Milliarde und unsere Gehälter werden eingefroren", schimpft er.
Viele Belgier fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen, und im ganzen Land kommt es immer häufiger zu Streiks. Einige fürchten jedoch, dass diese Streiks mehr die Bevölkerung treffen als die Regierung selbst.