Eine "weltweit einmalige" Vereinbarung: Internationale Einigung soll KI-Risiken eindämmen

Auch Tech-Milliardär Elon Musk nahm an dem KI-Gipfel teil.
Auch Tech-Milliardär Elon Musk nahm an dem KI-Gipfel teil. Copyright Toby Melville/Pool Photo via AP
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Von Pascale Davies
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Vertreter:innen aus 28 Ländern konnten sich auf dem KI-Gipfel in Großbritannien auf eine Vereinbarung einigen. Expert:innen bezweifeln, dass dieses Abkommen ausreicht, um die Gefahren Künstlicher Intelligenz einzudämmen.

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Auf einem globalen Gipfel in Großbritannien wurde am Mittwoch eine "weltweit einmalige" Vereinbarung zur Regulierung Künstlicher Intelligenz getroffen, um die "katastrophalen" Risiken der Technologie einzudämmen.

Technikexpert:innen, Politiker:innen und Vertreter:innen aus 28 Ländern kamen zum britischen KI-Sicherheitsgipfel in Bletchley Park, dem ehemaligen Sitz der britischen Entschlüsselungsexperten im Zweiten Weltkriegs.

Die KI-Vereinbarung

Die Bletchley-Erklärung zur KI-Sicherheit wurde von Vertreter:innen und Unternehmen aus 28 Ländern, darunter die USA, China und zahlreiche EU-Staaten, unterzeichnet. Sie zielt darauf ab, die Risiken der so genannten KI-Pioniermodelle, also die großen Sprachmodelle, die von Unternehmen wie OpenAI entwickelt werden, zu bekämpfen.

Die britische Regierung bezeichnete es als "weltweit einmaliges" Abkommen, das darauf abzielt, die "KI-Sicherheitsrisiken von gemeinsamem Interesse" zu ermitteln und "entsprechende risikobasierte Strategien in allen Ländern" zu entwickeln.

Eine Außenansicht zeigt das Herrenhaus des Bletchley Park Museums in der Stadt Bletchley in Buckinghamshire.
Eine Außenansicht zeigt das Herrenhaus des Bletchley Park Museums in der Stadt Bletchley in Buckinghamshire.Matt Dunham/Copyright 2023 The AP.

Es ist jedoch noch unklar, wie genau die Vereinbarungen aussehen.

Die britische Staatssekretärin für Wissenschaft, Innovation und Technologie, Michelle Donelan, bezeichnete das Abkommen als "bahnbrechenden Erfolg", der "die Grundlage für die heutigen Diskussionen" bilde.

Die britische Regierung kündigte außerdem an, dass es in Zukunft weitere Gipfeltreffen zur KI-Sicherheit geben werde.

Südkorea plant im kommenden halben Jahr einen "virtuellen Minigipfel" zum Thema KI, Frankreich wird im nächsten Jahr ebenfalls einen KI-Gipfel veranstalten.

Expert:innen befürchten, dass die Vereinbarung nicht weitreichend und konkret genug ist.

"Es kann als Erfolg gewertet werden, dass sich die Großmächte auf ethische Grundsätze geeinigt haben, aber es müssen rasch konkrete politische Maßnahmen und rechtliche Mechanismen folgen", so Paul Teather, CEO des KI-Forschungsunternehmens AMPLYFI, gegenüber Euronews Next.

"Eine vage Terminologie lässt Raum für Fehlinterpretationen, und sich allein auf die freiwillige Zusammenarbeit zu verlassen, reicht nicht aus, um weltweit anerkannte Standards im Bereich der KI zu schaffen", so Teather weiter.

Elon Musk, König Charles und Kamala Harris äußern Bedenken

Der Milliardär und Tech-Unternehmer Elon Musk war anwesend, hielt sich während der Gespräche jedoch bedeckt. Er sprach sich dafür aus, eine Art "Schiedsrichter" für Tech-Unternehmen einzuführen.

"Ich denke, was wir hier anstreben, ist [...] zu etablieren, dass es eine Schiedsrichterfunktion geben sollte", so Musk. Dieser solle die Arbeit von Tech-Unternehmen beobachten können und Alarm schlagen, falls es Bedenken geben sollte, erklärte Musk weiter.

"Und dann sollten wir bei der Anwendung von Vorschriften vorsichtig sein, damit wir nicht mit Vorschriften die positiven Seiten der KI hemmen", warnte der Unternehmer.

Der britische König Charles III. verglich in einer Videoansprache die Entwicklung der KI mit der Bedeutung der Atomspaltung und der Beherrschung des Feuers.

US-Vizepräsidentin Kamala Harris traf mit ihrem Ehemann Douglas Emhoff am Flughafen Stanstead ein, um am KI-Gipfel teilzunehmen.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris traf mit ihrem Ehemann Douglas Emhoff am Flughafen Stanstead ein, um am KI-Gipfel teilzunehmen.Joe Giddens/AP

Er bezeichnete KI als "einen der größten technologischen Sprünge in der Geschichte des menschlichen Strebens" und sagte, sie könne dazu beitragen, "unsere Reise in Richtung Klimaneutralität zu beschleunigen und eine neue Ära potenziell unbegrenzter sauberer grüner Energie zu verwirklichen".

Aber er warnte auch: "Wir müssen auch bei der Bekämpfung der erheblichen Risiken zusammenarbeiten."

Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris sagte, es müsse jetzt gehandelt werden, um "das gesamte Spektrum" der KI-Risiken anzugehen und sich nicht nur auf "existenzielle" Ängste vor Cyberangriffen oder der Entwicklung von Biowaffen zu konzentrieren.

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"Es gibt weitere Bedrohungen, die ebenfalls unser Handeln erfordern, Bedrohungen, die gegenwärtig Schaden anrichten und die vielen Menschen ebenfalls existenziell erscheinen", sagte sie in der US-Botschaft in London.

Konkurrenz um die Führungsrolle

Es ist kein Geheimnis, dass der britische Premierminister Rishi Sunak plant, dass Großbritannien in Zukunft im Bereich der künstlichen Intelligenz eine Führungsrolle übernimmt.

Die USA sind jedoch ein harter Konkurrent. Präsident Joe Biden sagte nach der Unterzeichnung einer KI-Verordnung am 30. Oktober: "Amerika wird in dieser Zeit des technologischen Wandels die Führung übernehmen." Inzwischen hat auch die EU eigene KI-Richtlinien.

Im Gegensatz zur EU hat die britische Regierung jedoch erklärt, dass sie keine neue Gesetzgebung zur Regulierung von KI plant. Stattdessen sollen die bestehenden Behörden in ihren jeweiligen Bereichen die Kontrolle von KI übernehmen.

Auch China hat ein eigenes Regelwerk für Künstliche Intelligenz eingeführt. Der chinesische Vizemeister für Technologie, Wu Zhaohui, kündigte auf dem KI-Gipfel an, dass man sich an der Schaffung eines gemeinsamen Rahmens zur Entwicklung der Technologie beteiligen wolle.

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