Naturliebhaber protestieren für wildes Zelten: Wo in Europa ist es erlaubt?

Abgeschnitten von jeglicher Zivilisation: So mögen es viele Reisende, die beim Campen engen Kontakt zur Natur suchen.
Abgeschnitten von jeglicher Zivilisation: So mögen es viele Reisende, die beim Campen engen Kontakt zur Natur suchen. Copyright Daan Weijers auf Unsplash
Copyright Daan Weijers auf Unsplash
Von Charlotte Elton
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Einfach von der Natur treiben lassen, anhalten, Zelt aufschlagen und ohne Dach unter dem Sternenhimmel schlafen: Davon träumen viele, aber wo darf man eigentlich noch Wildzelten?

WERBUNG

Wildes Zelten ist jetzt überall in England und Wales verboten - doch Naturliebhaberinnen und Naturliebhaber wollen nicht kampflos aufgeben. Bis vor kurzem war es noch möglich, im Dartmoor-Nationalpark in Devon ein Zelt aufzuschlagen, ohne die Erlaubnis der Grundbesitzer einzuholen.

Doch der Besitzer eines großen Anwesens in Dartmouth hat dieses Recht vor dem High Court angefochten - und am 13. Januar hat das Gericht zu seinen Gunsten entschieden.

"Right to Roam"-Aktivist:innen haben das Urteil als "Tragödie" bezeichnet und versprochen, "in den Krieg zu ziehen", um es anzufechten.

"Wir werden eine erbitterte Kampagne starten, um für unser Recht zu kämpfen, unter den Sternen zu schlafen", sagte ein Sprecher auf Twitter.

Am Samstag überschwemmten Tausende von engagierten Einwohner:innen und Aktivist:innen das Moor, um gegen die Entscheidung des Gerichts zu protestieren.

Was ist im Dartmoor passiert - und wo können Naturfreunde in Europa noch campen?

Was ist Wildcamping und warum wurde es im Dartmoor verboten?

Wildes Zelten ist die Praxis des Campings oder Zeltens ohne Genehmigung - außerhalb offizieller Plätze.

Es ist mit der Möglichkeit verbunden, sich in der freien Natur zu bewegen. Die Kampagne "Right to Roam" schätzt, dass etwa 92 Prozent des Landes in England durch Verbotsschilder und Zäune abgegrenzt sind.

Dartmoor war der letzte Ort in England, an dem wildes Campen erlaubt war, geschützt durch den Dartmoor Commons Act von 1985.

Doch Alexander Darwall - ein Hedgefonds-Manager und Besitzer eines 1.619 Hektar großen Anwesens im Dartmoor - verklagte den Nationalpark mit dem Argument, dass die Zeltenden keine rechtliche Befugnis hätten.

Das Gericht entschied zu seinen Gunsten.

Als Reaktion auf die massive Gegenreaktion haben sich die Landbesitzer:innen bereit erklärt, das Zelten im größten Teil des Dartmoor ohne Genehmigung zu gestatten und dafür Zahlungen von der Nationalparkbehörde in Dartmouth zu erhalten.

"Right to Roam"-Aktivisten kritisieren jedoch, dass diese Vereinbarung keine gesetzlichen Rechte für das wilde Campen vorsieht.

Mehr als 3.000 Menschen nahmen am Wochenende an einer Protestaktion im Dartmoor teil.

Wo kann man in Europa wild campen?

Englische Wildcamper:innen sind nach der Entscheidung des Gerichts verzweifelt.

Dabei gibt es noch viele andere Länder in Europa, in denen es weiter erlaubt ist.

Zunächst gilt zu beachten: In vielen Teilen Europas ist das Wildcampen offiziell verboten, aber inoffiziell geduldet ist.

Informieren Sie sich also, bevor Sie sich in die Wildnis begeben, und vergewissern Sie sich, dass Sie die Vorschriften über offene Feuer, die Dauer des Aufenthalts und die regionalen Verordnungen kennen.

Toa Heftiba auf Unsplash
Auch wenn wildes Zelten erlaubt ist: Offene Feuer sind an den meisten Orten aus Brandschutzgründen verboten.Toa Heftiba auf Unsplash

Norwegen und Schweden heißen Wildcamper willkommen

In den nordischen Ländern ist das Wildcampen nicht nur völlig legal, sondern wird im Rahmen bestimmter Regeln und Vorschriften sogar gefördert.

WERBUNG

In Schweden ist das Campingrecht durch das "allemansrätten" - das "Jedermannsrecht" - geschützt. Dieses Gesetz, das seine Wurzeln in der mittelalterlichen Rechtsprechung hat, schreibt den gemeinsamen Zugang zur Natur fest. Ein ähnliches Gesetz ('allemannsretten') gibt es in Norwegen.

In Norwegen kann man zwei Tage lang ohne Genehmigung an einem Ort campen, wobei motorisierte Camper von dieser Regel ausgeschlossen sind. In Schweden müssen nur Camper:innen, die mehr als zwei Zelte aufstellen, die Erlaubnis des Grundstückseigentümers einholen.

Schottlands Seen und Berge

Verzweifelte englische Camper sollten auf einen Zug Richtung Norden aufspringen.

Nach dem Land Reform ( Scotland ) Act 2003 - einem einflussreichen Gesetz zur Landreform - dürfen Besucher:innen auf den meisten nicht eingezäunten Grundstücken in Schottland campen. Für bestimmte Gebiete im Loch Lomond and The Trossachs National Park gilt diese Regel allerdings nicht. Es wird zudem empfohlen, einen Kocher statt eines offenen Feuers für die Nahrungszubereitung zu verwenden.

Von zerklüfteten Gebirgsketten bis hin zu wilden Flüssen bietet Schottland viele schöne Sehenswürdigkeiten für die abenteuerlustigen Camper:innen.

WERBUNG

Das Baltikum für Sternstunden und mit herzlichem Willkommen

Estland, Lettland und Litauen haben liberale Gesetze für das freie Campen, aber die Bestimmungen sind von Land zu Land leicht unterschiedlich.

Wildes Campen ist weitgehend erlaubt - aber geschützte Gebiete wie Nationalparks und Strände sind ausgeschlossen. Für das Zelten auf Privatgrundstücken muss die Erlaubnis der Grundstückseigentümer eingeholt werden.

Feuer mit offenen Flammen sind verboten sowie das Campen in der Nähe von städtischen Gebieten.

Teile Europas, in denen wildes Campen teilweise erlaubt ist

In einigen Ländern ist wildes Campen teilweise erlaubt - oder weitgehend geduldet. Auch hier ist es wichtig, die örtlichen Vorschriften zu prüfen, um saftige Geldstrafen zu vermeiden.

Frankreich, für zeltfreie Camper

Wildes Zelten ist in einigen Gegenden erlaubt (wer auf Privatgrundstücken zeltet, muss allerdings die Erlaubnis des Grundbesitzers einholen). Zwischen 19 Uhr und 9 Uhr morgens ist das Biwakieren - das Zelten ohne Zelt - in Nationalparks erlaubt. Die Strafen für das Überschreiten dieses Zeitraums sind jedoch hoch.

WERBUNG

An französischen Stränden, in Nationalparks und in der Nähe historischer Denkmäler ist Wildcampen nicht erlaubt. Wer sein Zelt an der falschen Stelle aufstellt, muss mit einem Bußgeld von 1.500 € rechnen.

Unberührte Natur in der Schweiz und in Österreich

Ob wildes Campen erlaubt ist, hängt in Schweiz von der Gemeinde ab. Das Beste ist also sich vorher zu informieren. Ein generelles Verbot per Gesetz gibt es allerdings nicht, auch in der Schweiz gilt allgemein das 'Jedermannsrecht'.

In Österreich regeln die einzelnen Bundesländer, wie es mit dem Aufschlagen eines Zeltes in der wilden Natur aussieht.

Spanien - Immer örtliche Vorschriften prüfen

Die Regeln für Wildzelten in Spanien werden auf lokaler, nicht nationaler Ebene getroffen. Die meisten örtlichen Behörden verbieten das Aufstellen von Zelten - in Teilen des Baskenlandes, Kataloniens, Madrids, Kastiliens und Leóns und Kastiliens la Mancha ist es jedoch erlaubt. Privatgrundstücke sind tabu, ebenso Strände und Nationalparks. 

Polen, für ausgedehnte Wälder

Wildes Campen ist in den meisten Teilen Polens illegal. Der polnische Staatsforstbetrieb hat jedoch das Wildcampen in 425 Waldgebieten ab Mai 2021 erlaubt.

WERBUNG
Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Bauern lehnen EU-Naturschutzgesetz ab

Das sind die angesagtesten Reiseziele Europas: Wie viele kennen Sie?

Die fünf schönsten Zugstrecken der Türkei