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Weihnachtsreisen boomen: Neue Traditionen und Fernweh treiben den Trend

Ein Mann wandert den Berg hinauf.
Ein Mann wandert den Berg hinauf. Copyright  Andrei Tanase/ Pexels
Copyright Andrei Tanase/ Pexels
Von Indrabati Lahiri
Zuerst veröffentlicht am
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Immer mehr Europäer reisen zu Weihnachten. Manche fahren zur Familie und zum Truthahnbraten heim. Andere fliegen in die Sonne und gehen im Ausland essen.

Weihnachten rückt näher. Viele sind bereits in Feststimmung, schmücken mit funkelnder Deko, prüfen Einkaufslisten und planen üppige Festmahle.

Doch viele Europäerinnen und Europäer brechen mit Gewohnheiten und verbringen die Feiertage im Ausland – statt daheim mit der Großfamilie.

Manche wollen eigene Traditionen schaffen oder die freien Tage für Reisen und Abenteuer nutzen. Andere möchten dem Stress, der Unordnung und den Kosten entgehen, die ein Weihnachtsfest zu Hause mit sich bringt.

Viele flüchten vor harten europäischen Wintern und steigenden Energierechnungen. Sie wählen stattdessen sonnige Strände und deutlich günstigere Unterkünfte im Ausland.

Nach Angaben der britischen Luftfahrtbehörde könnte der Dezember 2025 zur „geschäftigsten Weihnachtsreisezeit der Geschichte“ werden.

Zu den beliebtesten Weihnachtszielen zählen klassische Skihotspots wie St. Moritz, Zermatt und Lech. Reizvoll sind Schneesicherheit und Weihnachtsmärkte in Städten wie Wien, Prag und Straßburg.

Andere zieht es in die Sonne: nach Madeira, Zypern und Süditalien sowie auf die Kanarischen Inseln – für eine Portion Wintersonne.

Was steckt hinter diesem Wandel – und wer treibt ihn voran? Wird Weihnachten künftig anders aussehen?

Unkonventionelle Weihnachten setzen sich durch. Laut dem Gutscheinanbieter Virgin Experience Days nehmen ungewöhnliche Feierformen zu.

Beliebt sind demnach Friendmas mit Freundinnen und Freunden, Weihnachten an einem ganz anderen Tag – oder Reisen am Weihnachtstag.

Den Trend zu „anti-ordinary“ Weihnachten führt offenbar die Gen Z an: Laut einer Umfrage von Virgin Experience Days wollen 25 Prozent der 18- bis 24-Jährigen am ersten Weihnachtstag reisen – vor allem, um eigene Traditionen zu schaffen.

„Ich habe Weihnachten 18 Jahre lang immer gleich gefeiert. Seit meinem Umzug ins Vereinigte Königreich, fern der Familie, kann ich diese Zeit neu erfinden, wie ich will“, sagt Mohsan Lin, 28, Grafikdesigner aus Hongkong, in der Umfrage.

„Früher bin ich zu Weihnachten allein durch das Land gereist und habe Freundinnen und Freunde besucht. So konnte ich viele Leute wiedersehen und Teile des Vereinigten Königreichs erkunden, in denen ich noch nicht war.“

In diesem Jahr verbringt Lin Weihnachten in Norwegen bei Freundinnen und Freunden – statt nach Hongkong zurückzufliegen. Er genießt zwar weiterhin ein Weihnachtsessen im norwegischen Stil. Geplant sind aber auch Ausflüge in Oslo, Snowboarden, Skateboarden und Saunaboote.

„Einmal gab es in Southampton koreanisches BBQ statt Truthahn, und ich habe in Newcastle am ‚Boxing Day Dip‘ teilgenommen. Ein anderes Jahr habe ich die Wochen vor Weihnachten in einem Eishockeycamp in Finnland verbracht und in Anlagen trainiert, in denen auch das finnische Olympia-Eishockeyteam übt“, fügt Lin hinzu.

Bequemlichkeit und Komfort schlagen Tradition

Weihnachten kann stressig, zeitaufwendig, teuer und rundum chaotisch sein – besonders für Familien mit kleinen Kindern oder Menschen, die zum ersten Mal Gastgeber sind und wenig Unterstützung haben.

Für viele geht es deshalb im Ausland vor allem um Bequemlichkeit und Komfort. Statt aufwendige Menüs zu planen, geht man einfach zum luxuriösen Abendessen – ohne Abwasch. Oder man bucht ein Resort mit Kinderbetreuung.

Komplizierte Logistik ist für manche der Auslöser, die Tradition gleich ganz zu umgehen.

„Familien leben heute verstreuter. Es ist oft einfacher, sich an einem Ziel zu treffen als in einem einzigen Zuhause. Reisen wird zur neutralen Fläche. Logistik entscheidet zunehmend. Gefragt sind Routen, die überschaubar und verlässlich wirken – mit direkten Flügen, einfachen Transfers und Unterkünften, die für alle Altersgruppen funktionieren“, betont Andrew Harrison-Chinn, Chief Marketing Officer beim Flughafenlounge-Anbieter Dragonpass.

Er verweist zudem darauf, dass es um praktische Veränderungen geht statt um kulturelle Ablehnung. Weihnachten wird weniger zum Ort, mehr zur geteilten Erfahrung.

Trotz anhaltender Lebenshaltungskostenkrise gönnen sich viele gezielt das, was ihnen wichtig ist – besonders, wenn es Stress reduziert und Komfort in den Vordergrund stellt. Dazu zählen kleine Upgrades: bessere Flug- und Fahrzeiten, reibungslosere Umstiege und ruhigere Flughäfen.

„Auch das Klima spielt eine Rolle. Manche suchen verlässlichen Schnee, andere Licht und Wärme. Für Gewissheit zu zahlen gilt inzwischen als vernünftig statt als Luxus. Soziale Medien verstärken solche Entscheidungen, sie erzeugen sie nicht“, so Harrison-Chinn.

Mehr Reisende setzen auf Wahlfamilie und Wohlbefinden

Traditionell gilt Weihnachten als Zeit der Familie und der Harmonie. Zugleich verschärft es oft Konflikte und Spannungen – aus vielen Gründen.

Für viele werden Weihnachten und andere Familientreffen zu einer Quelle großen Stresses und von Angst. Immer mehr vermeiden das ganz: Sie reisen allein ins Ausland oder verbringen die Zeit mit der Familie ihrer Partnerinnen und Partner statt mit der eigenen.

Der Trend zu Friendmas – Weihnachten mit einem engen Kreis von Freundinnen und Freunden statt mit der Familie – unterstreicht diesen Wandel ebenfalls. Manchmal wird daraus sogar eine gemeinsame Reise ins Ausland über die Feiertage.

„Die ‚Wahlfamilie‘ gewinnt an Bedeutung: Tragfähige Freundschaften gelten als zentral für das Wohlbefinden und ersetzen traditionelle Familienrituale. Angesichts wachsender sozialer, finanzieller und beruflicher Belastungen verbringen viele Weihnachten so, dass es sich erholsam anfühlt“, sagt die Psychotherapeutin Dr. Jo Gee.

Für viele ist das Jahresende eine der wenigen Phasen, in denen sie Urlaub nehmen, entspannen, neue Kraft schöpfen und sich auf das neue Jahr vorbereiten – und zugleich reisen und Neues erleben.

Entsprechend achten sie immer stärker darauf, wie sie diese Zeit gestalten.

Es geht nicht um Ablehnung von Nähe. Vielmehr wird neu definiert, was eine sinnvolle Beziehung ist – zur Familie, zu Freundinnen und Freunden und auch zu sich selbst.

So steht Weihnachtsreisen weniger für das Abwenden von Tradition, sondern für die beste Form, die wertvolle freie Zeit zu verbringen.

In der Umfrage von Virgin Experience Days gaben 45 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, dass „anti-ordinary“-Feiern für sie deutlich sinnvoller sind als traditionelle.

Das zeigt sich auch bei Geschenken der Gen Z : 30 Prozent der 18- bis 24-Jährigen wünschen sich einen Gutschein für ein Solo-Erlebnis – statt für ein Erlebnis zu zweit oder mit Freundinnen und Freunden. Das schlägt sogar Wünsche nach physischen Geschenken, ob bestellt oder als Überraschung.

„Statistiken zeigen, dass junge Britinnen und Briten fast doppelt so häufig Weihnachten unkonventionell feiern. Die Gen Z stellt Authentizität, Wohlbefinden und Selbstausdruck über Tradition“, sagt Dr. Gee in der Umfrage von Virgin Experience Days.

„Neuere Forschung beschreibt, wie junge Erwachsene Erlebnisse bevorzugen, die zu ihrer mentalen Gesundheit und Identität passen. Solo- oder alternative Feiern sehen sie als Selbstermächtigung und Selbstfürsorge.“

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