"Sort it" - ein europäisches Forschungsprojekt zur besseren Verwertung von Altpapier

"Sort it" - ein europäisches Forschungsprojekt zur besseren Verwertung von Altpapier
Von Euronews
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In einer Schule in Adjud, in Rumänien, erfahren die Kinder im Unterricht, wie Papier wiederverwertet werden kann. Sie lernen, dass unsere Wälder auf diese Weise geschützt werden können. Doch bei der Wiederverwertung von Papier geht es auch um den schonenden Einsatz von Energie, von Wasser sowie um den Schutz unserer Umwelt. In der rumänischen Hauptstadt Bukarest gibt es Unternehmen, die Altpapier sammeln. Oft leisten die Mitarbeiter Aufklärungsarbeit. “Information und Aufklärung sind notwendig, insbesondere bei den Schulkindern. Wir versuchen ihnen beizubringen, dass wir Papier leichter wiederverwerten können, wenn es vorher sortiert wird”, erläutert der rumänische Wirtschaftsfachmann Nihai Ciurevici. Das Altpapier wird zu Sammelstellen gebracht. Hier wird es sortiert, auf LKW verladen und nach Adjud, in den Nordosten des Landes gebracht, wo es eine der größten Recycling-Fabriken Rumäniens gibt. Doch zu der Ladung gehören auch unerwünschte Wertstoffe. Zudem sind die unterschiedlichen Papiersorten vermischt. Dieses Problem kennt man nicht nur in Rumänien. “Es gibt beträchtliche Unterschiede in den Ländern Europas und in den Regionen, was die Mengen gesammelten Papiers anbelangt. Doch auch das gesammelte Papier unterscheidet sich. Es hängt davon ab, wo in Europa es gesammelt wurde, welche Umweltstandards dort gelten”, so Cristian Banarie, Ingenieur in der Papierfabrik in Adjud.

Wir befinden uns nun in Linz. Österreich ist auf dem Gebiet der Wiederverwertung führend in der Europäischen Union. Fachleute haben hier eine neue Maschine gebaut, die das Papier sortiert. Sie trennt Kunststoff von Papier, doch auch Pappe von Papier. “Pappe, Schachteln, Wellpappe, die zur Herstellung von Pappe verwertet werden, haben bestimmte Eigenschaften. Für die Herstellung von Zeitungspapier sind sie unbrauchbar. Sie eignen sich jedoch bestens für die Produktion von Pappe. Andererseits gibt es die Fasern, wie sie zur Herstellung von Zeitungspapier benötigt werden. Diese Fasern, die im Papier enthalten sind, das bedruckt wird, sind weiß, kurz und mineralhaltig. Für die Herstellung von Zeitungspapier ist das unabdingbar, für die von Pappe aber nutzlos. Pappe, die aus Zeitungspapier hergestellt wird, ist nicht fest genug”, weiß der Koordinator des Projekts, Jean-Ives Escabasse. Das alles ist wichtig, weil das falsche Papier an der falschen Stelle die Produktivität und die Senkung der Kosten der Wiederverwertung verhindert. Diese beiden Faktoren entscheiden darüber, dass recyceltes Papier für den Markt interessanter ist als neues, das aus Holz hergestellt wird. Die neue Sortiermaschine entstand im Rahmen des von der EU geförderten Forschungsprojekts “Sort it”. Der Fachmann Daniel Sandu erklärt die Details: “Mit Hilfe der Infrarot-Spektroskopie wird das Material identifiziert. Wenn das Papier mit einer Halogen-Lampe bestrahlt wird, beginnt das organische Material zu schwingen. Abhängig von seiner Zusammensetzung entsteht eine Art Fingerabdruck. Einen solchen Fingerabdruck weist jedes Material auf, er ist das Ergebnis aus Herstellung und Zusammensetzung. Auf diese Weise ist es möglich, bedrucktes Material von unbedrucktem zu unterscheiden. Die zweite Herausforderung bestand darin, ein System von Sensoren zu entwickeln, das diesen Prozess beschleunigt, das es ermöglicht, dass pro Stunde viele Tonnen Papier mit großer Sorfalt sortiert werden.”

Die Maschine wird zur Zeit leistungsfähiger gemacht und wird vollautomatisch funktionieren. “In Zukunft sollen solche Fabriken in Übereinstimmung mit den lokalen Bedürfnissen errichtet werden, das heißt in Übereinstimmung mit der Menge Papier, die gesammelt und recycelt wird. Die Sortiermaschine wird dort eingesetzt, wo es Wiederverwertungsfabriken gibt und wo Menschen Altpapier sammeln”, meint Escabasse. Die Sortiermaschine dient dem Zweck, die Wiederverwertung von Papier zu verbessern und den Anteil von recyceltem Papier in Europa zu erhöhen. Für die Umwelt hat das zahlreiche Vorteile. Tatjana Karpenja, Umwelt-Fachfrau, erklärt worum es geht: “Papier aus neuen Fasern herzustellen, heißt, Fasern zu kochen, zu bleichen, damit sie weiß werden, und sie weiter zu verarbeiten. Geht es aber um recyceltes Altpapier, können einzelne Prozesse übersprungen werden. Auf diese Weise wird der Verbrauch von Energie, Ressourcen, Chemikalien und Wasser stark gesenkt.” Zurück nach Adjud, in Rumänien, zurück also in die Fabrik für Wiederverwertung von Papier und zum Recycling-Prozess. Dieser hängt in hohem Maß davon ab, wie gut das Papier sortiert wurde. Auf diese Weise beteiligt sich Rumänien am europäischen Projekt. “Das künftige Ergebnis des Programms ist für uns sehr wichtig, denn gut sortiertes Papier erleichtert die Wiederverwertung. Damit wird für uns möglich, den Verbrauch von Energie und Wasser zu senken, die Umwelt zu schützen und ein qualitativ höheres Produkt herzustellen”, sagt Banarie. Diese Rolle ist ein Endprodukt, aus dem recycelten Papier wird später entsprechend den Bedürfnissen der Abnehmer Pappe hergestellt. Auf diese Weise wird der Zyklus der Wiederverwertung von Papier abgeschlossen. Der Marktpreis der Pappe beträgt nur die Hälfte des Preises von neuer Pappe. “Seit fünfzig Jahren leben wir in einer Konsumgesellschaft”, sagt Escabasse. “Seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute verschwenden wir unsere Ressourcen. In der Geschichte der Menschheit ist das zwar nur eine kurze Zeitspanne. Doch die Wiederverwertung ist der einzige Weg, der zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung führt.” Die Industrie zur Wiederverwertung von Papier ermutigt uns, diese Entwicklung zu unterstützen.

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