EXKLUSIV - Ein Sprecher Ouattaras: "Wir stehen am Rande eines Völkermordes."

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Von Euronews
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In der Elfenbeinküste klammert sich Laurent Gbagbo trotz seiner Wahlniederlage an die Macht Der anerkannte Wahlsieger Alassane Ouattara hat sich in ein Hotel in der Hauptstadt Abidjan zurückgezogen. Das Hotel wird von rund 800 Blauhelmsoldaten geschützt. Doch niemand kann zu Ouattara vordringen, da das ganze Areal auf Befehl von Gbagbo von Soldaten abgeriegelt wird.

Die Lage ist sehr angespannt und Experten fürchten eine Eskalation.

Unser euronews-Gesandter ließ sich von einem Hubschrauber der UNO auf dem Dach des Hotels absetzen. Alassane Ouattara gibt derzeit keine Interviews, doch sein Sprecher erklärte sich dazu bereit.

euronews:
“Warum möchte sich Alassane Ouattara nicht äußern?”

Patrick Achi, ein Sprecher Ouattaras:
“Herr Ouattara möchte sich derzeit nicht äußern. Die internationale Gemeinschaft hat ihn als Wahlsieger anerkannt. Diesbezüglich gibt es also nichts zu sagen. Und was den Ausweg aus der Krise anbelangt, nun die Konferenz der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS hat das Problem angepackt. Wir warten ab und wollen erst sehen, wie sich das entwickelt. Erst dann wird sich Ouattara vielleicht äußern.”

euronews:
“Das ivorische Fernsehen und Gbagbos Umfeld haben die Bevölkerung zum Angriff auf ihr Hotel aufgerufen. Wie ist die Stimmung angesichts dieser Bedrohung?”

Patrick Achi:
“Das Hotel ist abgesichert und wird von den Blauhelmen und der französischen Einsatztruppe Licorne, die der UNO unterstellt ist, geschützt. Wir sind ruhig und machen uns keine Sorgen. Sorgen bereitet uns nur das Schicksal der Zivilisten. Die sind schutzlos. Sie sind den Söldnern und den Milizsoldaten, die von der noch amtierenden Regierung rekrutiert wurden, ausgeliefert. Das bereitet uns am meisten Sorgen. “

euronews:
“Was erwarten Sie sich von Europa und von der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS? Befürworten sie einen militärischen Einsatz?”

Patrick Achi:
“Europa hat bereits viel getan, denn die europäischen Staaten haben alle miteinander Alassane Ouattara als Wahlsieger anerkannt.

Die EU hat außerdem Sanktionen gegen Vertraute des früheren Präsidenten Laurent Gbagbo verhängt und gegen gewisse Personen, die die Menschenrechte verletzt haben. Die EU untersucht derzeit die finanziellen Reserven. Die EU hat also bereits viel getan. Sie kann natürlich noch mehr tun, doch wir werden die Gelegenheit haben, das genauer zu besprechen. Heute sind wir sehr zufrieden mit dem, was bereits unternommen wurde. Und was die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS anbelangt, haben wir hohe Erwartungen. Wie sie wissen, führt die ECOWAS Gepräche, um den früheren Präsidenten zu einem friedlichen Rücktritt zu bewegen.”

euronews:
“Was ist der beste Weg aus der Krise?”

Patrick Achi:
“Der beste Weg wurde bereits eingeschlagen. Es wird alles versucht, um den früheren Präsidenten Gbagbo zur Vernunft zu bringen. Er und seine Vertrauten sollten begreifen, dass das Land, die Elfenbeinküste Vorrang hat. Die Macht und der Ehrgeiz der Menschen ist wichtig, doch das Land steht über all diesen individuellen Interessen. Im Namen des Landes, das man liebt, und im Namen der Bevölkerung, die man liebt, muss man einen Weg finden, um die Wahlergebnisse zu akzeptieren. Der Ausweg ist ein friedlicher Rücktritt, das Leben geht weiter.

Niemand wünscht sich, dass Gewalt angewendet wird. Sie bleibt jedoch eine mögliche Alternative. Denn es liegt auf der Hand, dass die Verluste von Menschenleben und auch die Krise, unter der die Bevölkerung leidet, nicht ewig andauern können. Es kann nicht so weitergehen. Die Leute, die sich momentan an der Macht halten, weil sie einen Teil der Armee und vor allem die Medien kontrollieren,

hetzen und rufen zur Gewalt auf. Wir stehen am Rande eines Völkermordes. Es droht Chaos.

Alle Menschen, die in der Elfenbeinküste leben, haben etwas aus dieser Krise gelernt. Sie alle haben gelitten, wegen Streitfragen, die sie nicht immer verstehen. Eigentlich ist unser Land, ein Land der Integration. In der Elfenbeinküste leben viele Ethnien, auch Menschen, die aus anderen Westafrikanischen Staaten kommen. Diese Vielfalt macht unser Reichtum aus. Diese Vielfalt, bringt Reichtum, Wissen und einen Austausch zwischen den Kulturen mit sich. Wenn man das geschickt zu nutzen weiß, dann ist ein dauerhafter Frieden möglich.

Frieden ist die Grundlage für Entwicklung und wir glauben, dass der neue Präsident Alassane Ouattara dazu in der Lage ist. Wir haben vollstes Vertrauen. Wie wollen nicht, dass diese Krise länger andauert, denn wenn es so weitergeht, entstehen künstliche Spaltungen, die sich später nur schwer versöhnen lassen.”

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