Washingtons Sicht auf Putins Krim-Coup

Washingtons Sicht auf Putins Krim-Coup
Von Euronews
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Diese Runde ging eindeutig an Wladimir Putin. Der schaffte es nicht nur, sich in einem Augenblick der extremen Schwäche der Ukraine die vor 60 Jahren von Chruschtschow “verschenkte” Halbinsel zurück zu holen. Er konnte die eigenen Leute auch noch mit einer perfekten Inszenierung beieindrucken. und mit Vorwürfen Richtung Westen wie: “Unsere westlichen Partner, angeführt von den USA, lassen sich in ihrem politischen Handeln nicht vom Völkerrecht leiten, sondern vom Recht des Stärkeren. Sie halten sich für etwas besonderes, für jemand, der immer Recht hat, weshalb es ihnen erlaubt sei, alle Schicksalsfragen der Welt zu entscheiden. Sie tun was sie wollen, setzten Gewalt gegen souveräne Staaten ein, schmieden Koalitionen nach dem Motto: “wer nicht mit uns ist ist gegen uns.”
Referendum, Unterzeichnung des Anschlußvertrages, Handschlag. Alles im Eiltempo.
Während in Brüssel wie in Washington gelähmte Stille herrschte. Dann gab es noch eine “patriotische Feier” auf dem Roten Platz. Wieder mit starken Worten garniert, während im Westen ein paar Sanktionen beschlossen wurden, die Russland wahrscheinlich nicht weh tun. Putin hat vollendete Tatsachen geschaffen, angesichts derer sich die Politiker im Westen nur die Augen reiben können.
Daran ändert es auch nichts, wenn der US- Präsident sagt, Putin habe aus Schwäche und nicht aus Stärke gehandelt. Obama betont, man habe nicht militärisch eingegriffen, wolle jetzt die diplomatischen Wege nutzen, um klar zu machen, dass eine starke internationale Koalition Putin eine klare Botschaft sende: Die Ukraine müsse über ihr Schicksal selber entscheiden.
Bleibt nur die Frage, ob Obama aus Schwäche oder aus Stärke nicht handelt. Oder hat er einfach an die Weisheit erinnert, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Moskaus Aggression gegen die Ukraine wurde von den Außenpolitik-Experten in Washington besorgt aber nicht total überrascht aufgenommen. Im “Zentrum für Strategische Studien” schlussfolgerten die ehemaligen “Nationalen Sicherheitsberater” Zbigniew Brzezinski und Brent Scowcroft , dass Putins Landraub ein Vierteljahrhundert von oft schwierigen, dabei aber konstruktiven Beziehungen zwischen Washington und Moskau beende.
Brzezinski wörtlich: “Wir müssen den Russen klar machen, wie furchtbar diese Worte von Putin an das erinnern, was Hitler über Österreich vor dem “Anschluss” sagte”, dem dann bald das Sudetenland folgte. Wir kennen den Rest der Geschichte. Für Europa könnte das sehr ernst werden. Entweder wir schauen angesichts einer verhängnisvollen Explosion passiv zu, oder die Ukraine könnte auseinander brechen. Und dann könnte sich wiederholen, was gerade auf der Krim passiert ist. “
Brent Scowcroft bewertet Putin ganz anders als Gorbatschow oder auch als Chruschstchow.
Wörtlich: “Er hat die Sichtweise von jemandem, der den KGB und die ganze Sowjetunion zusammenbrechen sah. Er ist ein Mensch voller Bosheit, weil er dachte, dieser Zusammenbruch wurde vor allem von den USA ausgenutzt, um Russland zu demütigen oder Vorteile zu gewinnen gegenüber Russland. “
In Europa hat eine neue Ära der Unsicherheit begonnen, auch wenn die beiden “elder statesmen” keine Rückkehr zum Kalten Krieg sehen.
Brzenzinski fügt an: “Putin muss abwägen: Kann er wirklich hier im Herzen Europas einen Krieg riskieren bei dem schlechten Zustand seiner Wirtschaft, beim veralteten Stand seines Militärs, das dringend modernisiert werden müsste? Wenn er vor zehn Jahren so vorgegangen wäre, dann wäre sein Land noch in besserer Form gewesen.
Ich glaube nicht, dass Putin jetzt ein Konflikt in diesem Teil von Europa willkommen wäre. Er hätte es doch lieber schnell, entweder das Zerbrechen der Ukraine oder einen Aufstand in der Ukraine.
Wir müssen ihm auf konstruktive Weise klar machen, dass das nichts wird, weil wir auch unsere Interessen haben.”
Der Westen hätte Putins Vorgehen voraussehen könne, wenn er der Wirtschaft der Ukraine mehr Aufmerksamkeit gewidmet hätte, meint Brent Scowcroft, aber beide, USA und Europäer waren dazu zu faul. Scowcroft wörtlich: “ Die EU hatte der Ukraine ein Angebot für Zusammenarbeit unterbreitet. Da gab es ein wenig von diesem, aber kein Ergebnis. Putin bot schnell mal einen 15 Milliarden- Dollar-Kredit. In diesem Moment hätten die USA sagen sollen: Ok, die ukrainische Wirtschaft ist in einem schrecklichen Zustand. Lasst uns, die USA, die EU und Russland zusammen ein Programm zur Unterstützung der Ukraine auflegen.”
Zu Sanktionen meint Brzezinski, die seien wie die Vorspeise beim Dinner, nur der erste Happen, nicht die Mahlzeit. Er erwartet mehr.
Und der euronews-Korrespondent meint, angesichts der tiefen Besorgnis ob Putins Handeln könne man nur hoffen, dass Präsident Obama und die europäischen Verbündeten beim Gipfel nächste Woche in Europa zu mehr Stärke finden. “

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