Nahost: "Ermüdung" in Washington

Nahost: "Ermüdung" in Washington
Von Euronews
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Hamas-Raketen werden auf israelische Wohngebiete geschossen, Israel schießt mit aller Macht zurück, so dass die Erde bebt und massenhaft Zivilisten sterben. Aber die Reaktion aus Washington ist minimal.

Die arabische Lobby macht Druck auf die Vereinigten Staaten, etwas zu tun. Wir sprechen über das Problem mit Elliott Abrams. Er beriet einst den Präsidenten George W. Bush in Nahost-Angelegenheiten.

Er meint: “In den vergangenen Jahren haben wir in den Vereinigten Staaten den arabischen Druck gespürt, da hieß es immer: ´Sie müssen Israel stoppen´. Jetzt sehe ich diesen Druck so nicht,” erklärt der Experte und fährt fort:

“Die Vereinigten Staaten haben im Moment keine starken Druckmittel. Das israelisch-amerikanische Verhältnis ist nicht das beste. Wir haben keinerlei Einfluss auf die Hamas. Die Ägypter gehen ihren eigenen Weg, und jetzt würde ich sagen, sie wären die großen Gewinner, wenn es zu einem Waffenstillstand käme.
Wir haben auch keine guten Beziehungen zu Katar. Also denke ich, zur Zeit ist der amerikanische Einfluss begrenzt. “

Auch andere Experten betrachten die Sache mit immer geringeren Erwartungen. So auch Michael O´Halon vom Bereich Außenpolitik bei Brookings Institution, der meint, man sollte den Dialog wenigstens auf niedrigerer Ebene zu verschiedenen technischen Fragen weiterführen, zu Fragen, die sich ergeben würden, wenn denn eine Zwei-Staaten-Lösung käme. Einfach nur, um klar zu zeigen, dass die USA nicht aufgeben, dass sie jederzeit bereit sind, wenn die Parteien wieder miteinander reden wollen.

Die Spitzenebene könne man erst einmal vergessen, selbst wenn das Schießen aufhören würde. O’Hanlon unterstreicht, dass die Beziehungen brauchen Pflege und Kompromisse und fährt fort: “Unsere israelischen Freunde könnten sich irren, wenn sie meinen, dass sie für immer unsere speziellen Freunde im Nahen Osten bleiben können, egal, wie sie sich verhalten, wenn sie ihre Siedlungen weiter ausbauen, weiter die Palästinenser als Bürger zweiter Klasse behandeln. V

ielleicht brauchen sie etwas länger, müssen etwas deutlicher auf die Stimmen der amerikanischen Öffentlichkeit hören. Wenn sie wirklich diese besondere Beziehung in ihrer früheren Intensität und Nähe fortsetzen wollen, dann werden sie wohl ein paar Kompromisse eingehen müssen. “

Euronews-Korrespondent Stefan Grobe schlussfolgert: “Seit Jahren haben die Vereinigten Staaten erhebliche Anstrengungen unternommen, um ein Friedensabkommen zwischen Israel und den Palästinensern zu vermitteln. Und das Ergebnis? Das ist mager, um es höflich auszudrücken. Heute sind Enttäuschung und Gleichgültigkeit auch in Washington weit verbreitet. Israelis und Palästinenser sollten dadurch alarmiert sein.”

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