Industriewasser aufbereiten - aber wie?

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Chemiefabriken brauchen Wasser. Ständig Frischwasser heranzuschaffen und nach der Verwendung zu entsorgen, ist aufwendig und kostet viel Geld. Und

Chemiefabriken brauchen Wasser. Ständig Frischwasser heranzuschaffen und nach der Verwendung zu entsorgen, ist aufwendig und kostet viel Geld. Und wie ist es mit Auswirkungen auf die Natur?

“Die Chemieindustrie ermöglicht die moderne Welt. Doch die Umwelt zahlt die Zeche. Können Chemiefabriken umweltfreundlicher werden, wenn sie Verfahren nutzen, die Ressourcen schonen?”, fragt euronews-Reporter Denis Loctier. Er hat sich für Futuris auf die Suche begeben.

Zu Besuch in einer Plastikfabrik im Südwesten der Niederlande: Hier wird Wasser als Kühlmittel genutzt. Das Grundwasser ist dafür unbrauchbar, also muss Wasser herangeschafft werden. Nach dem Gebrauch wird es dann ins Meer geleitet.

“Wir benötigen ungefähr 20 Millionen Kubikmeter Frischwasser pro Jahr. Das ist ein Problem, weil wir uns ins Meeresnähe befinden und das Grundwasser brackig oder sogar salzig ist”, sagt Niels Groot vom Chemieunternehmen Dow Benelux BV.

Und dieses Wasser könnte die Anlagen schädigen. Für den Fabrikbetreiber ist es günstiger, Frischwasser zu kaufen als gebrauchtes aufzubereiten. In dieser Fabrik werden im Rahmen eines Pilotprojektes unterschiedliche Verfahren ausprobiert, um Wasser zu reinigen und wiederzuverwenden.

Wilbert van den Broek, beim niederländischen Unternehmen Evides für Wasser zuständig, erläutert: “Zunächst versuchen wir, die freigesetzten Feststoffe zu entfernen. Dafür verwenden wir einen Lamellentrenner. Dann gibt es zwei Verfahren, um das Salz aus dem Wasser zu filtern.”

Nanofilter und neuartige Membranen sollen helfen, die Aufbereitung von industriell genutztem Wasser zu erleichtern.

Auch Peter Cauwenberg vom Unternehmen VITO kennt sich mit Wasser aus. Er erklärt, wie diese Methode funktioniert: “Mit konventionellen Membranfiltersystemen erreicht man eine erneute Wassernutzung von 50 bis 70 Prozent. Mit diesem Verfahren kann die Wiederverwendbarkeit auf 90 bis 95 Prozent erhöht werden.”

Die Membranen sind wasserdampfdurchlässig und separieren das Salz. Doch ein Problem ist bislang, dass sie nicht gerade langlebig sind. Prinzipiell sind Fachleute von diesem Verfahren aber überzeugt:

“Es gibt sehr viele Vorteile für die Industrie. Zum einen auf der ökologischen Seite”, so Christina Jungfer, Forschungs- und Projektkoordinatorin bei DECHEMA, einer deutschen Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie. “Man kann Wasser sparen, das heißt, man ist nicht mehr abhängig von den natürlichen Wasserressourcen. Zum anderen kann auch Energie gespart werden durch neue Technologien. Man braucht nicht mehr so viel Energie. Das heißt, es ist eine Win-Win-Situation für die Industrie, aber auch für die Natur”, sagt Jungfer.

Welches ist also letztlich die beste Methode, um Industriewasser aufzubereiten? Eine einfache Antwort gibt es auf diese Frage nicht. Jede Fabrik ist anders, dementsprechend gibt es jeweils unterschiedliche Anforderungen und Lösungswege.

Carlos Negro, Professor für Chemieingenieurwesen an der Universidad Complutense Madrid, erläutert: “Anstatt das Wasser nach seiner Nutzung aufzubereiten, soll dieser Prozess in den industriellen Kreislauf eingebunden werden. Es hängt also vom Vorgang selbst ab, ob dieses oder jenes System benötigt wird.”

Ein Chlorwerk in Belgien nimmt Industrieabfälle von anderen Fabriken entgegen und versucht mittels unterschiedlicher Verfahren, daraus Frischwasser und andere brauchbare Stoffe zu gewinnen.

“Wir sagen: Das ist kein Abfall. Man muss ihn wiederverwenden, weil er anderen Leuten sehr nützlich sein kann. In naher Zukunft wird Wasser sehr teuer werden, wir müssen also jetzt Lösungen für Probleme finden, die wir morgen ganz sicher haben werden”, so Sabine Thabert, Umweltkoordinatorin beim belgischen Unternehmen SOLVIC.

Weiterführender Link:
E4Water…

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