IWF zur Weltkonjunktur: "Die Wachstumserwartungen scheinen stetig zu sinken"

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Der Umbau der chinesischen Wirtschaft – schwierig. Wie der Ausstieg der USA aus der ultra-lockeren Geldpolitik, der Ölpreis-Verfall und die

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Der Umbau der chinesischen Wirtschaft – schwierig. Wie der Ausstieg der USA aus der ultra-lockeren Geldpolitik, der Ölpreis-Verfall und die konjunkturelle Schwäche der Schwellenländer.
Die Risiken für die Weltwirtschaft nehmen zu, warnt der Internationale Währungsfonds (IWF). Sollten die großen Herausforderungen nicht erfolgreich bewältigt werden, “könnte das globale Wachstum entgleisen”.

Die Organisation erwartet zwar, dass das globales Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent im laufenden über 3,4 Prozent im kommenden bis auf 3,6 Prozent im Jahr 2018 beschleunigt. Seine Kurzfrist-Prognosen nahm der IWF im jüngsten “world economic outlook” aber auf breiter Front zurück. Zwei Zehntel Plus weniger als im Oktober bei Weltproduktion und US-Wirtschaft, Chinas Aussichten unverändert, die Eurozone bekommt ein Zehntelchen mehr zugestanden.

Maury Obstfeld, Chefökonom des IWF:

“China ist zu einem anderen Wirtschaftsmodell übergegangen, mit weniger Abhängigkeit von Export, Investitionen, und so weiter. Dafür mehr Konsum und Dienstleistungen – auf Kosten der traditionellen Fertigungsindustrien”.

In China dürfte die Wachstumsrate nach 6,9 Prozent 2015 über 6,3 Prozent 2016 bei 6,0 Prozent im Jahr 2017 landen.
Ein Koloss bewegt sich – manchmal schwer kalkulierbar.

Maury Obstfeld: “Das Währungsmanagement wäre ein Bereich, in dem die chinesischen Behörden expliziter mit den Märkten kommunizieren könnten.” Brasilien sagt der Fonds einen wirtschaftlichen Absturz um 3,5 Prozent im laufenden Jahr voraus, deutlich pessimistischer als bisher. Auch 2017 dürfte es das südamerikanische Land laut IWF nicht wieder in die Wachstumszone schaffen. Die Zahl der Arbeitslosen könnte 2016 weltweit um 2,3 Millionen auf dann 199,4 Millionen steigen. “Die deutliche konjunkturelle Abkühlung in Schwellenländern und der starke Rückgang der Rohstoffpreise haben dramatische Auswirkungen auf die Welt der Arbeit”, sagte ILO-Generaldirektor Guy Ryder. Zum Vergleich: Vor Ausbruch der weltweiten Finanz- und Schuldenkrise 2007 waren lediglich rund 170 Millionen Frauen und Männer ohne Job.

“Die Wachstumserwartungen scheinen stetig zu sinken”, so der Chefökonom des IWF, Maury Obstfeld. Angesichts der Wachstumsschwäche in der Welt empfiehlt der IWF in den meisten Industrieländern eine anhaltend lockere Geldpolitik. Das Gute am Schlechten: Die Euro-Länder sind aus IWF-Sicht nicht mehr die globalen Sorgenkinder. In Deutschland wird mit Zuwächsen von je 1,7 Prozent in den Jahren 2016 und 2017 gerechnet – wie im Rest von Euroland.

su mit Reuters, dpa

Fragen von Giacomo Segantini, euronews, an Gian Maria Milesi-Ferretti, stellvertretender Leiter des Research beim IWF:

“Aktuelle Zahlen aus Peking bestätigen die Schätzungen des IWF: Alles wächst langsamer, die wirtschaftliche Aktivität wird neu gewichtet. Der Wandel Chinas schreckt viele. Was macht die so genannte “neue Normalität” mit dem Rest der Weltwirtschaft?”

Gian Maria Milesi-Ferretti, IWF:

“Besonders bei der Nachfrage nach Rohstoffen macht sich das bemerkbar – vor allem bei Metallen – und das hat die Preise in den letzten Jahren abstürzen lassen. Mit beträchtlichen Auswirkungen für die Rohstoff-Förderländer. Allgemeiner gesagt: Weniger Investitionen in China, das bedeutet ein schwächeres Importtempo bei Investitionsgütern – schlecht für die Länder, die diese Waren exportieren.

Auch die Finanzmärkte reagieren – angesichts der Größe der chinesischen Wirtschaft, aber auch aus einer gewissen Unsicherheit, wie chinesische Politiker diese ‘neue Normalität’ in den Griff kriegen”.

euronews:

“Der Verfall der Ölpreise scheint kein Ende zu finden, vor allem nach der Rückkehr des Iran auf den Weltmarkt. Wie geht das auf kurze Sicht weiter und wie beeinflussen diese Trends das globale Wachstum – was meint der IWF?”

Gian Maria Milesi-Ferretti, IWF:

“Die Schieferölproduktion in den Vereinigten Staaten war widerstandsfähiger als viele erwartet hatten. Viele meinten, dass bei diesen Preisen die Produktion zurückgeht. Die Investitionen sind im Keller, aber die Produktion hat sich gehalten. Als Ergebnis haben wir einen Ölschwemme: ein Überangebot, das die Preise nach unten drückt.

Deutlich niedrigere Ölpreise nutzen den Ölimporteuren, sind also – in gewissem Sinne – eine gute Nachricht für die Verbraucher in den USA, in Europa, in Schwellenländern wie Indien. Aber sie machen, natürlich, den Ölexporteuren das Leben schwer, einige sind schon in einer echt bedenklichen Lage.”

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euronews:

“Russlands Wirtschaft schrumpft voraussichtlich im Jahr 2016 weiter: Kann der verlängerte Abschwung dort osteuropäische Ländern mit nach unten ziehen?”

Gian Maria Milesi-Ferretti, IWF:

“Das hat natürlich auch Auswirkungen jenseits der Grenzen, am meisten in den GUS-Staaten, die starke Handelsbeziehungen mit Russland haben. Außerdem überweisen Arbeitsmigranten aus Russland regelmäßig Geld in viele dieser Länder. Alles in allem sind die Wachstumsaussichten für Mittel- und Osteuropa in den kommenden Jahren aber vernünftig, würde ich sagen. Klar, mit Risiken, unter anderem wegen der Lage in Russland”.

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