Junge britische Wähler: politikverdrossen, aber ausschlaggebend

Junge britische Wähler: politikverdrossen, aber ausschlaggebend
Von Andrea Büring
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Er wird knapp, sehr knapp – der Ausgang des Referendums über den Verbleib Großbritanniens in der EU.

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Er wird knapp, sehr knapp – der Ausgang des Referendums über den Verbleib Großbritanniens in der EU.
Den Ausschlag könnten die jungen Wähler geben. Die 18 bis 24-Jährigen machen 12% der Wahlberechtigten aus.

Um sie zu mobilisieren gibt es Debatten wie diese im Shard, dem höchsten Gebäude der EU in London. Doch die interessierten Anwesenden sind eine Minderheit. Umfragen zufolge sind die jüngeren Leute eher proeuropäisch eingestellt als die älteren Generationen. Aber bei den britischen Parlamentswahlen vom vergangenen Jahr gaben nur 43% der 18 bis 24-Jährigen ihre Stimme ab. Deshalb konzentriert sich der Wahlkampf derzeit auf diese Zielgruppe.

Debatten wie diese sollen die junge Wählerschaft dazu bewegen, am 23. Juni ihre Stimme abzugeben.
Simon Truscott erklärt, “ich bin hier, weil ich noch nicht weiß, wen ich wählen soll. Mein Bruder ist für den Brexit; mein Vater, der für die Liberalen und die Grünen ist, will in der EU bleiben. Hier erhoffe ich mir ausgewogene Meinungen von Leuten, mit denen ich nicht verwandt bin.”
Linessa Mercurius fühlt sich nicht ernst genommen: “Viele Menschen unterschätzen, wie wichtig das Referendum für junge Leute ist. Es liegt auf der Hand, dass es Folgen für die Bildung und vieles andere hat. Ich finde es aber ziemlich unfair, uns nur auf Bildung zu reduzieren – mal abgesehen vom Thema Einwanderung.”
Die 22-jährige Ronan Hanna ergänzt: “Jeder sollte seine Stimme abgeben dürfen. Ich bin für die EU-Mitgliedschaft, denn ich denke, dass wir so eine bessere Zukunft haben. Wir zahlen nur 18,6 Milliarden Pfund an Brüssel – was viele nicht verstehen ist, dass wir etwa die Hälfte zurückbekommen.”

Ein Argument, dem Sam Sharpe nicht folgen kann: Der junge Fabrikarbeiter sieht keine Vorteile für Großbritannien, in der Europäischen Union zu bleiben. “Ich bin für den Brexit. David Cameron konnte mir bisher keine guten Gründe liefern, nicht zu gehen. Er kommt daher und erzählt irgendwelche Geschichten. Er will den Leuten Angst machen, damit wir in der EU bleiben,” vermutet er.

Was junge Briten über die EU denken, hat Meinungsforscher Darren Sharpe der University of East London untersucht. Drei Viertel der Studienteilnehmer bezeichneten sich zwar als europäische Bürger. Allerdings sagten fast alle, sie wüssten nichts oder fast nichts über die EU. “Beim Referendum geht es nicht nur um Emotionen und Identität, sondern auch um die rationale Entscheidung, welcher Partei oder Person man seine Stimme gibt. Positiv war, dass sie sich verbunden, integriert und wie Europäer fühlten. Doch wenn es um Ämter und Institutionen geht und um Instanzen, die Auswirkungen auf uns haben, wussten sie nichts. Dabei wollen sie informiert werden.”

Die gemeinnützige Organisation “Bite the Ballot” setzt auf Social Media und Workshops in einzelnen Gemeinden, um die jungen Leute zu informieren.

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— #TurnUp To Vote (@BiteTheBallot) 15. Juni 2016

Manager Abiodun Olatokun fand es interessant, “wie ablehnend die jungen Leute dem Diskurs des politischen Establishments gegenüberstehen. Sie wollen lieber wissen, welche Auswirkungen das EU-Referendum auf sie persönlich und ihr Umfeld hat. So ist es uns gelungen, enorm viele 18 bis 24-Jährige zu mobiliseren, die sich für die Wahl eingeschrieben haben.”

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