Weibliche Genitalverstümmelung in Dagestan löst heftige Debatte in Russland aus

Weibliche Genitalverstümmelung in Dagestan löst heftige Debatte in Russland aus
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Von Alexandra Leistner
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Ein Bericht über weibliche Genitalverstümmelungen in der nordkaukasischen Teilrepublik Dagestan hat in Russland eine heftige Debatte ausgelöst.

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Ein Bericht über weibliche Genitalverstümmelungen in der nordkaukasischen Teilrepublik Dagestan hat in Russland eine heftige Debatte ausgelöst.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Russian Justice Initiative sind zehntausende Mädchen und Frauen in Dagestan beschnitten. Doch das Thema werde in der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Region seit Jahrzehnten tabuisiert.

Für Empörung sorgte vor allem die Stellungnahme zweier hoher Geistlicher: Der im Nordkaukasus einflussreiche muslimische Geistliche Ismail Berdiyev verteidigte die Praktik. Genitalverstümmelung sei notwendig, um die Sexualität von Frauen zu zügeln, so Berdiyev in einem Radio-Interview.

“Das ist eine typische dagestanische Tradition. Muslime beschneiden Männer und die Dagestaner machen das im Speziellen bei Frauen. Das widerspricht ja nicht dem Islam. Soweit ich weiß, wird das gemacht, um die Lust der Frau etwas zu beruhigen. Der Gesundheit schadet das nicht.”

Der Mufti zog seine Äußerung aber wenig später zurück.

Oft werden die Operationen in Privathäusern durchgeführt. Die Infektionsgefahr ist hoch, zudem ist die Praktik mit starken Schmerzen für die jungen Mädchen verbunden.

Dennoch erhielt er Unterstützung vom Erzpriester der Russisch-Orthodoxen Kirche Wsewolod Anatoljewitsch Tschaplin. Auf Facebook schrieb dieser, er hoffe, der Mufti weiche nicht von seiner ersten Meinungsäußerung ab. Die Orthodoxen Christen hätten zwar eine unterschiedlich Tradition, das hielte sie aber nicht davon ab, die Traditionen der Nachbarn zu respektieren.

Der Bericht der Nichtregierungsorganisation basiert auf Gesprächen mit Frauen aus den ländlichen Gebieten des Nordkaukasus im Alter zwischen 19 und 70 Jahren.

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