So kommentieren deutsche Zeitungen den AfD-Erfolg

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Diese Kommentare stehen am Dienstag in den jeweiligen Zeitungen.

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Diese Kommentare stehen am Dienstag in den jeweiligen Zeitungen. Schon jetzt Ausschnitte bei uns.

“Der Tagesspiegel” aus Berlin schreibt zu Merkel und der AfD:

“Die Erfolge der AfD resultieren zum größten Teil aus der fehlenden Repräsentanz besorgter Bürger in den anderen Parteien. Hinzu kommt eine generelle Feindseligkeit gegenüber dem Islam, verstärkt durch Unkenntnis, Xenophobie und Antireligiosität. Dieses Motivationsamalgam erschwert die Auseinandersetzung mit der Partei. Ersetzen lässt sich das Streitgespräch nicht. Eine klare Zusage Merkels, vor einem Jahr in erster Linie situativ gehandelt zu haben, würde helfen – den Helfern ebenso wie den Besorgten.”

Die “Süddeutsche Zeitung” aus München kommentiert:

“Die Kanzlerin hat das Land mit ihrer Flüchtlingspolitik polarisiert. Das geht auch gar nicht anders, wenn so grundsätzliche Entscheidungen getroffen werden müssen. Und wenn man hinterher dazu steht, wie Merkel gestanden hat. Angesichts der Unversöhnlichkeit der Debatten kann man sogar sagen, dass Merkel das Land gespalten hat, wenn auch nicht in zwei Hälften, nicht einmal in Mecklenburg-Vorpommern. Aber der Anteil derer ist relevant gewachsen, deren einziges politisches Ziel lautet: Merkel muss weg.”

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung” schreibt zum Wahlergebnis der AFD:

“Es ist nicht zu bestreiten, dass populistische Bewegungen und nationalkonservative, hart rechte Parteien die politischen Landschaften in europäischen Ländern umpflügen, zumindest aber die traditionellen Parteien in Schrecken versetzen und die öffentliche Debatte wesentlich mitbestimmen. (…) Diese Parteien schaffen es, viele Nichtwähler zu mobilisieren, die sich von der Politik abgewandt hatten und die sich von einer radikalen Rhetorik und von Parolen gegen das “System” angesprochen fühlen. Ihnen, die sich bisher vor allem an “Europa” abgearbeitet haben, kommt die Flüchtlingskrise wie gerufen. Es ist das Thema, das die politisch Abseitsstehenden und viele derer, die sich marginalisiert fühlen, anspricht wie kein zweites.”

“Die Welt” aus Berlin meint:

“Warum hat Merkel – bis jetzt – nur ihre Politik, nicht aber ihre Rhetorik angepasst? Warum weiter “Wir schaffen das” statt “Wir haben verstanden”, wie ihr Vorgänger Gerhard Schröder nach Wahlniederlagen sagte? Der Vorwurf des politischen oder gar persönlichen Trotzes ist albern. Die Kanzlerin, die eine Meisterin darin ist, ihre Politik anzupassen, wird auch ihre Sprache anpassen. Die Hoffnung der Union, der Wähler würde glauben, die Flüchtlingskrise sei vorbei, trog in Mecklenburg. Das Wahlergebnis hat sein Gutes: Vor der Bundestagswahl kann man es noch mit einer ehrlichen Debatte versuchen.”

In der “Stuttgarter Zeitung” heißt es zu dem Thema:

“Die CDU wäre daher schlecht beraten, dem Ruf nach noch mehr Härte nachzugeben. Erstens, weil viele beschlossene Maßnahmen noch gar nicht wirken. Zweitens zeigt die Erfahrung, dass die Wähler lieber dem Original die Stimme geben als jenem, der versucht, es zu kopieren. Und drittens geht es vielen Kritikern nicht um die Sache, sondern allein um Merkels Kopf – als Strafe dafür, überhaupt so viele Menschen nach Deutschland hineingelassen zu haben.”

Der “Münchner Merkur” sieht es so:

“Es wirkt so, als könne Angela Merkel die Sorgen von CSU und vielen einstigen CDU-Stammwählern zwar rational verstehen, doch als fehle ihr das emotionale Gen, dieses Verständnis auch auszudrücken. So dreht sich die Flüchtlingsdebatte innerhalb der Union seit Monaten im Kreis. Das schwächt nicht nur die Kanzlerin. Auch die CSU steckt in einem Dilemma. Sie bleibt an Merkel gebunden, egal ob sie einen (nur in Bayern wählbaren) eigenen Kanzlerkandidaten oder einen Superminister nominiert. Die Chefin heißt Merkel. Und es sieht auch nach dem Debakel in Mecklenburg-Vorpommern nicht so aus, als ob sich in der CDU eine Mehrheit findet, die das ändern will.”

(Quelle: dpa)

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