Gülen oder Islamisten? Türkei und Russland uneinig über die Hintergründe des Botschafter-Attentats

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Von Euronews mit AFP/DPA/Reuters
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Zwei Tage nach dem Attentat auf den russischen Botschafter in der Türkei laufen die Ermittlungen auf Hochtouren.

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Zwei Tage nach dem Attentat auf den russischen Botschafter in der Türkei laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Russland hat ein eigenes Team von Angehörigen des Geheimdienstes, der Polizei und des Außenministeriums in die Türkei entsandt. Die 18 Ermittler sollen gemeinsam mit ihren türkischen Kollegen die Hintergründe des Mordes aufklären.

Dabei scheint die Türkei die vermeintlichen Hintermänner der Tat bereits ausgemacht zu haben. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu sieht Außenminister Mevlüt Cavusoglu die Organisation des Predigers Fethullah Gülen hinter dem Attentat, dieselben Leute also, die die türkische Regierung auch für den gescheiterten Putschversuch verantwortlich macht. Cavusoglu sagte in einem Telefonat mit US-Außenminister John Kerry, sowohl Russland als auch die Türkei wüssten, dass Fetö (die amtliche Bezeichnung für die Gülen-Bewegung in der Türkei) hinter dem Anschlag stecke.

Türkischen Medien zufolge fanden Ermittler bei der Durchsuchung der Wohnung des Attentäters Schriftstücke über die Gülen-Bewegung. Mehrere Familienmitglieder des Attentäters wurden festgenommen.

Russland warnt vor voreiligen Schlüssen

Immer wieder betonten die Türkei und Russland in den vergangenen Tagen ihren Zusammenhalt, unter anderem auf einem Ministertreffen zur Syrienkrise in Moskau am Dienstag. Doch es gibt offensichtliche Risse im Verhältnis zwischen Russland und der Türkei.

Die russische Regierung scheint von der türkischen Schuldzuweisung an die Gülen-Bewegung so kurz nach der Tat nicht überzeugt. Ein Kreml-Sprecher warnte vor voreiligen Schlüssen und forderte, man solle zunächst die Ermittlungsergebnisse abwarten. Aber auch in Russland gibt es Spekulationen darüber, wer hinter dem Mord an dem Botschafter steckt. Die staatliche Nachrichtenseite Sputnik News teilte mit, eine radikalislamische Terroristengruppe, die ehemalige al-Nusra-Front, habe sich im Internet zu der Tat bekannt, weitere Informationen oder Hintergründe zu dieser Meldung lieferte Sputnik aber nicht.

Russlands Außenministerium warnte unterdessen vor Reisen in die Türkei. “Jeder sollte vor einer Türkeifahrt ernsthaft nachdenken, weil es dort fast täglich zu Terrorakten kommt”, sagte Vizeaußenminister Oleg Syromolotow. Die Türkei ist für die Russen ein beliebtes Urlaubsland. Und der Chef des außenpolitischen Ausschusses im Föderationsrat, Konstantin Kossatschjow, sagte, es gebe “eine Reihe kritischer Fragen” an die Türkei.

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