Musiktipp: Rebellische Songs von Moddi und Chyno

Musiktipp: Rebellische Songs von Moddi und Chyno
Von Anja Bencze
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Der eine singt verbotene Songs, der andere rappt für Syrien. Begegnung mit Moddi und Chyno auf der Tallinn Music Week.

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Die Tallinn Music Week ist ein Showcase Festival mit einem breiten Musikangebot von Pop, Punk und Dance bis Avantgarde. Rund 250 Bands und Musiker aus 35 Ländern sind vertreten, viele Newcomer, aber auch bereits etablierte Künstler und solche, die in ihrem Genre eine feste Fangemeinde haben. Wer sich auf die Vielfalt einlässt, macht viele spannende Entdeckungen.

Beispielsweise Chyno. Der syrisch-philippinische Rapper lebt in Beirut. Eigentlich heißt er Nasser Shorbaji. Als Kind wurde er wegen seiner asiatischen Züge Chyno gerufen. Genau diesen nicht besonders nett gemeinten Spitznamen wählte der Rapper zu seinem Künstlernamen, seine Art, gegen Diskriminierung Stellung zu beziehen. Chyno studierte zunächst Wirtschaft in Beirut und arbeitete im Finanzwesen. Musik machte er nebenher, bis er merkte, dass er ein Anliegen hatte: Etwas tun gegen die tragische Situation in seiner Heimat Syrien.

Heute singt Chyno auf Englisch und Arabisch über Syrien, Flüchtlinge und die Gefahr der Verführung durch Extremisten.

Chyno: “Wegen der Armut und mangelnder politischer Führung in Mittleren Osten, wenden sich viele Menschen vermeintlich alternativen Führungskräften und Anführern zu. Und das ist ganz ähnlich in Europa. Je mehr man Menschen in einem Land ausschließt, desto stärker fühlen sie sich unterdrückt.”

Im Rap hat Chyno eine Sprache gefunden, um vor der Radikalisierung junger Menschen zu warnen. Er träumt nach wie vor von Syrien und ist derweil auf der ganzen Welt zu Haus. Derzeit kann man ihn in Deutschland auf Tournee erleben.

Verbotene Songs von Moddi

Auch der Norweger Moddi (eigentlich Pål Moddi Knutsen) ist ein Musiker und Songschreiber mit einem Anliegen. Sein jüngstes Album “Unsongs” enthält 12 zum Teil bekannte Lieder, die irgendwann irgendwo auf der Welt zensiert oder gar verboten wurden. Pussy Riot sind dabei oder der chinesische Dissident Liu Xiaobo. Wie kam der junge Sänger auf dieses Idee?

Moddi: “Ich stieß auf einen Song, der seit 30 Jahren nicht gespielt worden war über einen israelischen Offizier, der nicht am Libanonkrieg teilnehmen wollte. Das gab mir den Anstoß zu diesem Projekt.”

“Eli Geva” hieß der Song, den die Norwegerin Birgitte Grimstad 1982 auf Israel-Tournee nicht singen sollte. Verbotene Songs, fand Moddi heraus, gab und gibt es zuhauf. Aus Algerien, Vietnam aber auch Ländern, in denen niemand die Zensur von Popsongs vermutet hätte.

“Wir erleben das jeden Tag, dass immer mehr Hürden gegen die freie Meinungsäußerung auch in den Ländern der westlichen Welt aufgebaut werden. Und Musik ist einer der Bereiche, in denen es zuerst passiert.”

#Moddi singt Lieder, die irgendwann irgendwo verboten wurden zB Army Dreamers von #KateBushpic.twitter.com/vPH4qLjTfM

— Anja Bencze (@Anjaeuronews) 31 mars 2017

Beispielsweise der Riesenhit “Army Dreamers” der Britin Kate Bush, der während des ersten Golfkriegs 1991 – weil angeblich unangemessen – nicht im Radio gespielt wurde.

Moddis Version:

Und hier das Original von Kate Bush:

Auf die Frage, wo all die Protestsinger geblieben seien, antwortet Moddie : Sie sind immer noch da. Sie werden bloß nicht gespielt.

Über die von ihm neu interpretierten Songs hat eine Doku-Serie gedreht, die man auf dieser Webseite findet.

Wrote about moddimusikk</a>&#39;s gig at the Bush Hall and his inspiring project Unsongs. <a href="https://t.co/5dolXTdUGf">https://t.co/5dolXTdUGf</a></p>&mdash; Flowerchild (AuroraHenni) 18 avril 2017

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