Antisemitismus-Doku für einen Tag zu sehen

Antisemitismus-Doku für einen Tag zu sehen
Von Euronews

Das Portal Bild.de zeigt einen Tag lang eine Doku über Antisemitismus in Deutschland, der vom Auftraggeber Arte bisher unter Verschluss gehalten wurde.

Das Portal “Bild.de” hat den von Arte unter Verschluss gehaltenen Film “Auserwählt und ausgegrenzt. Der Hass auf Juden in Europa” am Dienstag für einen Tag online gestellt. Der deutsch-französische Kultursender Arte hatte den Film ursprünglich in Auftrag gegeben, sich aber wegen redaktioneller Einwände gegen eine TV-Ausstrahlung entschieden. Gegen diese Entscheidung hatte unter anderem der Zentralrat der Juden in Deutschland protestiert.


Bild.de-Chef Julian Reichelt schrieb: “Seit Wochen wird bis in die höchsten Ebenen der Politik über diese – von Gebührengeldern produzierte – Dokumentation diskutiert, ohne dass die Bürger sie sehen dürfen. Ohne dass sie sich ein Urteil bilden können.”

Der Verdacht liege nah, dass diese Dokumentation nicht gezeigt werde, weil sie politisch nicht genehm sei, weil sie ein antisemitisches Weltbild in weiten Teilen der Gesellschaft belege, das erschütternd sei.



Lesen Sie hier unser Interview mit dem israelischen Botschafter in Berlin zum Thema Israelkritik und Antisemitismus

Arte teilte mit, der Sender nehme zur Kenntnis, das die Dokumentation bei “Bild.de” zu sehen sei.

“Auch wenn diese Vorgehensweise befremdlich ist, hat Arte keinen Einwand, dass die Öffentlichkeit sich ein eigenes Urteil über den Film bilden kann”, hieß es in der Stellungnahme.

Man bleibe aber dabei und werde den Film nicht ausstrahlen, “da er, ohne dass Arte darüber informiert wurde, gravierend von dem verabredeten Sendungskonzept abweicht.”


Viele Juden in Deutschland sorgen sich unter anderem wegen des Flüchtlingszustroms vor wachsendem Antisemitismus. Ein Problem, das auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ernstnehmen will. Viele Flüchtlinge und Migranten kämen aus Ländern, in denen Antisemitismus und der Hass auf Israel allzu selbstverständlich seien, sagte Merkel vergangenen September auf einer Konferenz in Berlin.

dpa/euronews/Foto:Reuters

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