Der kritische Regisseur soll umgerechnet knapp eine Million Euro staatlicher Gelder veruntreut haben.
Die russische Justiz wirft dem festgenommenen Theaterregisseur Kirill Serebrennikow Betrug in einem besonders schweren Fall vor. Das teilte das Staatliche Ermittlungskomitee in Moskau mit. Serebrennikow werde verdächtigt, umgerechnet knapp eine Million Euro staatlicher Gelder veruntreut zu haben, die für eine Produktion an seinem Theater vorgesehen waren.
Serebrennikow ist für gewagte Produktionen bekannt, die die zunehmend konservative Haltung der russischen Gesellschaft aufs Korn nehmen. Im Juli setzte das Bolschoi-Theater in Moskau ein Ballett des Regisseurs kurz vor der Welturaufführung ab. Nach Angaben seines Anwalts wurde er in St. Petersburg festgenommen und zu weiteren Vernehmungen nach Moskau gebracht. Serebrennikow hat jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen. Viele russische Künstler haben eine Freilassung der inhaftierten Theatermacher gefordert.
Der Regisseur war bereits im Mai kurzzeitig in Gewahrsam genommen und befragt worden. Damals warfen ihm die Ermittler aber noch keinen Betrug vor.
Im September soll Serebrennikow an der Staatsoper Stuttgart die Märchenoper “Hänsel und Gretel” inszenieren. Er ist schon mehrfach dort zu Gast gewesen.