Kino: heißer Ball, kalter Krieg

Heißer Ball, kalter Krieg
Heißer Ball, kalter Krieg Copyright Rani Ramli/GAMEZONIA
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Von Euronews
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Ein russischer Film schürt die Debatte um russische Vergangenheitsverherrlichung und Patriotismus. Aber eigentlich ist das Machwerk auch nur ein bisschen Hollywood von der anderen Seite der Erdkugel.

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Männer, Bälle, harte Farben und Kontraste: Auf der Höhe des derzeit in Hollywood gebräuchlichen Bilderstils wirkt der Trailer von "Three Seconds", aber dieser Film ist nicht aus Hollywood. Er ist aus Russland und schickt sich an, dort eine der erfolgreichsten Eigenproduktionen überhaupt zu werden.

Der Film spielt in Deutschland, München 1972. Die Olympischen Spiele waren schon häufiger Thema von Filmen, aber diesmal geht es um den erbitterten Kampf der russischen Basketballer gegen ihre Widersacher aus den USA. Das Thema zieht: In Russland hat Three Seconds knapp 31 Millionen Euro in drei Wochen eingespielt. Er ist damit eine der erfolgreichsten russischen Produktionen überhaupt.

"Natürlich gibt es vielleicht etwas Nostalgie für die Sowjetunion als Symbol einstiger Größe", sagt Regisseur Anton Megerdichew, "aber wenn das die Hauptmotivation dafür gewesen wäre, in den Film zu gehen, hätte das Publikum wohl schon am ersten Wochenende die Kinos gestürmt." Das sei nicht der Fall gewesen. Vielmehr habe der Film das Publikum einfach emotional angesprochen.

Ganz fern der Realität ist die Unterstellung nicht, dass der Film den wachsenden Patriotismus nutzen und die neue bipolare Weltordnung heraufbeschwören möchte. Meinungsumfragen zufolge werden die USA als Gegenspieler Russlands wieder wichtiger als noch in den 90er-Jahren. "Wir waren mit den Amerikanern nicht im Krieg. Sonst würden wir heute wohl typische Kriegsfilme haben", analysiert der Oppositionelle und Sportblogger Kirill Shulik, "stattdessen wird das Thema Sport hergenommen. Da gab es wirklich Auseinandersetzungen."

Three Seconds zeigt den Sport als Stellvertreterkrieg, ein Krieg, der auch an den Kinokassen ausgefochten wird. Die Sowjets präsentieren sich in dem Film als Underdogs, die nicht nur gegen die Amerikaner kämpfen, sondern auch gegen das System der Sportbürokratie und gegen gesundheitliche Mängel der Spieler. Die USA führen im entscheidenden Spiel, doch dann werden die letzten drei Sekunden wiederholt; eine kontroverse Entscheidung. Am Ende siegen die Sowjets doch noch mit nur einem Punkt Vorsprung. Das ist geschichtlich richtig. Und irgendwie auch ganz großes Hollywood-Kino.

Auch im Eishockey gab es Kalten Krieg. Eine Dokumentation hat das Thema vor wenigen Jahren aufgearbeitet.
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