Novartis-Skandal in Griechenland: EU-Kommissar wehrt sich

Novartis-Skandal in Griechenland: EU-Kommissar wehrt sich
Copyright 
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der Basler Pharmakonzern Novartis soll jahrelang griechische Ärzte und Politiker bestochen haben - dahinter sollen überhöhte Medikamenten-Bestellungen zulasten der staatlichen Krankenkasse stecken

WERBUNG

Der Basler Pharmakonzern Novartis soll jahrelang griechische Ärzte und Politiker bestochen haben.

Der amtierende EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos zählt zu dem knappen Dutzend prominenter Politiker, die in der Akte der Staatsanwaltschaft erwähnt werden, die mit der Hilfe von US-Behörden den Fall untersuchte.

Dimitris Avramopoulos EU-Migrationskommissar:

„Kein Kapuzen-Mann, kein falscher Zeuge und keine Verschwörung - egal wo das organisiert wurde, ich kann und werde es niemandem erlauben, dass der geringste Schatten auf mich fällt."

Nach den Angaben von Parlamentsvizepräsidentin Tassia Christodoulopoulou betrifft die Untersuchung die Zeit von 2006 bis 2015. Neben dem früheren Gesundheitsminister und amtierenden EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos würden in den Akten unter anderem erwähnt: Der ehemalige Ministerpräsident Antonis Samaras, Zentralbankgouverneur Jannis Stournaras, der ehemalige Gesundheitsminister und amtierende Vizepräsident der oppositionellen Nea Dimokratia, Adonis Georgiadis, sowie der einstige Pasok-Vorsitzende und Finanzminister Evangelos Venizelos. Die betroffenen Politiker - alle aus Parteien der Opposition - wiesen die Verdächtigungen entschieden zurück.

ÜBERHÖHTE BESTELLUNGEN VERMUTET

Nach Zeugenaussagen sollen sich unter anderem ein Topmanager von Novartis Hellas und ein Leiter der Krankenversicherungsanstalt des Landes zusammengetan haben. Sie hätten die doppelte Menge von notwendigen Medikamenten bei Novartis bestellt. Der Krankenkassenträger zahlte, der Überschuss sei anderweitig verkauft worden. Drei Whistleblower, so Kreise der Staatsanwaltschaft nach Medienberichten („Neue Zürcher Zeitung“), dienten als Informationsbasis. Sie würden von den Richtern als glaubwürdig eingestuft.

50 Millionen Euro an Schmiergeld und drei Milliarden Euro Schaden für den griechischen Staat zwischen 2006 und 2015 führt das Justizministerium in Athen als Eckdaten dieser Affäre an.

Die Ausgaben für Pharmaprodukte stiegen in Griechenland in den Jahren vor der Finanzkrise 2010 stark an. «Wir haben so viel ausgegeben wie Spanien», stellte die Zeugin bei einer ihrer Vernehmungen laut Medienberichten ("Basler Zeitung") fest. Spanien hat rund 45 Millionen Einwohner – viermal so viel wie Griechenland. Gesehen haben die Griechen von dieser angeblichen Flut an Novartis-Medikamenten nichts.

Margaritis Schinas, Sprecher der EU-Kommission:

"Kommissar Avramopoulos hat eine Reihe von Erklärungen abgegeben, die seine Zeit als Gesundheitsminister betreffen. Der Kommission hat den Erklärungen des Kommissars nichts hinzuzufügen"

Symela Touchtidou, Euronews:

"Dimitris Avramopoulos warnt: Wenn der Fall nicht vollständig und unverzüglich geklärt wird, legt er ihn den europäischen Institutionen vor und prangert an, dass in Griechenland der Rechtsstaat untergraben wird."

su mit dpa

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Korruptionsverdacht: Parlament in Athen will Vorwürfe untersuchen

Streiks gegen neue Sparmaßnahmen in Griechenland

Griechenland: Tschüß Sparkurs, hallo Reformen